Erstmals gibt es eine feste Verbindung zwischen Oranienburg und Bernau –
Zahlen geben Anlass zur Hoffnung, dass das Angebot angenommen wird
MAZ Oberhavel, 11.1.2025
Oranienburg/Bernau.
Seit Dezember 2023 fährt regelmäßig ein Bus zwischen Oranienburg und Bernau. Zu diesem Zeitpunkt war es das erste Mal, dass es eine regelmäßige Verbindung zwischen den beiden Städten in Oberhavel und im Barnim gab. Aber nehmen die Menschen den Bus der Linie 825 auch an?
Sowohl bei der Oberhavel-Verkehrsgesellschaft (OVG) als auch bei der Barnimer Busgesellschaft (BBG) wird eine positive Bilanz gezogen. „Der PlusBus hat sich etabliert und wird angenommen. Die Fahrgastzahlen wachsen, auch wenn noch Luft nach oben ist“, sagt Sabine Fussan von Seiten der OVG. „Das Fahrgastaufkommen hat sich erfreulich entwickelt“, erklärt Kai Wulfes von der BBG.
Der Bus 825, gemeinsam und abwechselnd von OVG- und BBG-Bussen befahren, verbindet Oranienburg mit Schmachtenhagen, Wensickendorf, der Siedlung am Rahmer See, Wandlitz und Bernau. Der Bus fährt unter der Woche zwischen 5 und 21 Uhr stündlich und am Wochenende zweistündlich.
Es gibt auch konkrete Zahlen zum Fahrgastaufkommen. Dabei stellt sich raus, dass der 825er-Bus wochentags stärker genutzt wird als am Wochenende und an Feiertagen. „Auch im Tagesverlauf schwankt die Nutzung“, so Sabine Fussan. „Das ist erwartbar und entspricht den Erfahrungen auf anderen OVG-Linien.“
Es seien vor allem Schülerinnen und Schüler sowie Fahrgäste, die täglich zur Arbeit pendeln, die den 825er nutzen würden. Von Januar bis September 2024 habe die OVG wochentags rund 138.000 Fahrgäste gezählt und am Wochenende plus Feiertagen gut 17.000.
„Diese Zahlen werden zu den durchgeführten Fahrten ins Verhältnis gesetzt“, so Sabine Fussan weiter. „Im Ergebnis stiegen in den ersten neun Monaten 2024 wochentags durchschnittlich sieben bis acht Menschen pro Fahrt in einen Bus der Linie 825 ein, am Wochenende und an Feiertagen waren es durchschnittlich fünf bis acht Menschen pro Fahrt.“
Es handele sich um eine tägliche Nutzung von durchschnittlich etwa 1800 Fahrgästen pro Werktag, so Kai Wulfes von der BBG. „Hierbei ist anzumerken, dass seit Start der Linie die Zahlen kontinuierlich gestiegen sind“, ergänzt er. „Deshalb gehen wir davon aus, dass die Nachfrage sich auch weiterhin positiv entwickeln und weiter anwachsen wird.“
Allerdings fahren wohl die wenigsten Menschen von Oranienburg bis Bernau und zurück. „Vor allem an den Endpunkten S-Bahnhof Oranienburg und S-Bahnhof Bernau steigen viele Menschen ein, und zwar im Schnitt bis zu 14 pro Fahrt“, sagt Sabine Fussan.
Jeweils in Richtung Wandlitz sinke dann die Zahl der Fahrgäste. Der 825er-Bus wird also überwiegend genutzt, um innerhalb der beiden Landkreise mobil zu sein. „Die wenigsten Fahrgäste steigen in Oranienburg ein und in Bernau wieder aus, der Durchschnitt auf der Gesamtstrecke liegt bei vier bis fünf Personen pro Fahrt.“ Allerdings lasse sich innerhalb der ersten drei Quartale 2024 eine leichte Steigerung erkennen.
„Hohe Aus- und Zustiegszahlen beobachten wir an innerstädtischen Haltestellen und an Bahnhöfen, sowie an Schulstandorten, insbesondere am Barnim-Gymnasium in Bernau, sowie an der Brandenburgklinik“, erklärt Kai Wulfes.
Im Oranienburger Teil seien es laut Sabine Fussan die Haltestellen in Schmachtenhagen. „Viele Schülerinnen und Schüler sowie Pendler steigen zu, um nach Oranienburg zu kommen und zum Beispiel zur Bahn umzusteigen.“
Das Nutzungsverhalten der Fahrgäste entspreche der Auslastung aller anderen Linien, so Kai Wulfes. Es gebe eine starke Nutzung in den Frühstunden von 7 bis 9 Uhr, dann eine abfallende Nachfrage, der ein Anstieg zwischen 13 und 17 Uhr folge. Auch habe es sich rentiert, dass die Bahnhöfe Wensickendorf und Wandlitz angefahren werden. Zudem sei der bis Dezember 2023 nicht angebundene Ortsteil Siedlung am Rahmer See jetzt gut mit dem Bus erreichbar. Allerdings würden Anschlüsse zu den Zügen in Wandlitz und Wensickendorf eine eher untergeordnete Rolle spielen. „Der überwiegende Teil der Fahrgäste nutzt die Möglichkeit, an den Bahnhöfen Bernau und Oranienburg umzusteigen“, sagt Sabine Fussan.
Durchaus ein Erfolg, aber: „Die im Nahverkehrsplan des Landkreises definierte Mindestnutzung von durchschnittlich zehn Fahrgästen pro Fahrt ist noch nicht erreicht“, so die Sprecherin der OVG weiter. „In diesem Jahr ist die Linie aber durch die Finanzierungsvereinbarung der beteiligten Landkreise mit den Städten Oranienburg, Bernau und Wandlitz gesichert und hat also noch etwas Zeit, sich weiter gut zu entwickeln.“
„Wir sind zufrieden mit den Zahlen“, sagt Oranienburgs Bürgermeister Alexander Laesicke (parteilos). „Natürlich braucht es Zeit, bis sich so ein Angebot etabliert hat, umso mehr müssen wir weiter intensiv dafür werben.“ Es handele sich, so Laesicke weiter, „um nicht weniger als einen Kulturwandel, der Menschen dazu zu bewegt, vom Auto auf den Bus umzusteigen.“ Dafür müssten attraktive Anreize geschaffen werden, ein solcher sei dieser Bus.
Als wachsende Stadt gebe es einen großen Bedarf an einem gut aufgestellten Nahverkauf. „Ob zur Gedenkstätte, zum Baden nach Wandlitz oder nach Bernau ohne zuerst mit der Bahn nach Berlin reinfahren zu müssen, der PlusBus macht vieles möglich“, so Alexander Laesicke.
Aus Oranienburger Sicht wäre eine PlusBuslinie nach Kremmen erstrebenswert, „von da aus können die Menschen zum Beispiel mit dem Zug weiter nach Neuruppin fahren. Lehnitz besser anzubinden, ist uns ebenfalls wichtig.“
Auch in Bernau herrscht Zufriedenheit. „Mit dem PlusBus wurde aus Bernauer Sicht eine wichtige, direkte Verbindung im Busregionalverkehr mit einem direkten Anschluss zur S- und Regionalbahn geschaffen, die es unbedingt zu erhalten gilt“, sagt Bürgermeister André Stahl (Die Linke).
Die Hauptachse Bernau-Oranienburg als wichtige Mittelzentren werde weiter an Bedeutung gewinnen, um auch aus ländlichen Gebieten gut und sicher zur Arbeit, zur Schule, zum Arzt und zu sozialen Einrichtungen oder zum Einkaufen zu kommen, so André Stahl weiter.
„Wir setzen auf den Gewöhnungseffekt und gehen davon aus, dass die Menschen den PlusBus zukünftig noch öfter nutzen werden, wenn sie ihn als verlässliches Nahverkehrsangebot kennengelernt haben.“
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