VBB plant Inselbetrieb zwischen Basdorf und Wilhelmsruh – Verlängerung der RB27 nach Zehlendorf unwahrscheinlich – Überprüfung der Strecke nach Sachsenhausen
MAZ Oberhavel, 29.11.2024
Oberhavel.
Dass sich die Wiederaufnahme des Regelbetriebes der Heidekrautbahn zwischen Basdorf und Berlin-Wilhelmsruh weiter verzögert, ist bekannt. Momentan hofft man auf einen Baubeginn 2026. Das ist kürzlich auf einer Pressekonferenz vom Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg (VBB) und der Niederbarnimer Eisenbahn (NEB) bekanntgegeben worden. Was dort aber kaum eine Rolle spielte, ist, wie denn der Zugbetrieb genau organisiert wird – wenn denn irgendwann mal die Züge fahren.
Denn viele Menschen abseits des Streckenabschnittes im Bereich Basdorf und Mühlenbecker Land gehen davon aus, dann einen neuen und direkten Bahnanschluss nach Berlin-Wilhelmsruh zu bekommen.
Zum Beispiel in Schmachtenhagen und Zehlendorf. Dort wünschen sich die Ortsbeiräte und viele dort wohnende Menschen einen regelmäßigeren Zugbetrieb der Regionalbahn 27. Bislang fährt sie nur am Wochenende über Wensickendorf hinaus bis Schmachtenhagen.
Gewünscht ist – auch seitens der Oranienburger Stadtverordneten –, dass die RB27 auch unter der Woche Schmachtenhagen anfährt und im zweistündlichen Wechsel Zehlendorf. Ein Argument: Damit bekäme man einen Anschluss nach Berlin, auch hinsichtlich des Lückenschlusses zwischen Basdorf und Wilhelmsruh. Den VBB dazu befragt, ist die Antwort allerdings in mehrfacher Hinsicht ernüchternd. Wie VBB-Sprecher Joachim Radünz auf eine MAZ-Anfrage sagte, werde die Bahnlinie zwischen Basdorf und Berlin-Wilhelmsruh die Bezeichnung „RB28″ tragen.
Diese RB28 werde zunächst auch nur zwischen Basdorf und Wilhelmsruh fahren. „Die Umsteigemöglichkeit in Basdorf von der RB28 zur RB27 Richtung Klosterfelde und andersrum wird dabei optimal geplant, um die Reisezeiten so kurz und attraktiv wie möglich zu gestalten“, so der VBB-Sprecher.
Dabei fällt auf: Vom Streckenast nach Wensickendorf ist da nicht die Rede. Wer also von Wensickendorf mit der Heidekrautbahn nach Berlin will, wird demnach erst mal gar nicht davon profitieren, dass die Strecke nach Wilhelmsruh wiederbelebt wird. Von Wensickendorf aus fährt die RB27 also zunächst auch künftig nach Basdorf und Berlin-Karow, wo es eine Umsteigemöglichkeit zur S-Bahn gibt.
Die Heidekrautbahn mit ihren Verästelungen ist ein kompliziertes Gebilde. Wie dieses in Zukunft aussehen werde, ist noch nicht klar. „Eine verbesserte Integration der RB28 in das Bestandsnetz der Heidekrautbahn wird fahrplantechnisch für den Zielzustand des i2030 Korridors Nordbahn/Heidekrautbahn untersucht, steht allerdings noch nicht fest“, sagt dazu Joachim Radünz. Auch die Streckenverlängerung bis Zehlendorf scheint derzeit nicht mehr als ein Wunschgedanke zu sein. „Eine Verlängerung der Heidekrautbahn bis zur Station Zehlendorf ist derzeit nicht Gegenstand von Planungen des Landes Brandenburg“, sagt dazu Joachim Radünz. „Einschlägig ist hier die Potenzialanalyse zur Reaktivierung von Strecken aus dem Jahr 2021, welche im Rahmen des Landesnahverkehrsplans 2023 bis 2027 erstellt wurde“, so der VBB-Sprecher weiter. Demnach habe für den Abschnitt Wensickendorf–Zehlendorf und auch für die Fortführung bis Liebenwalde kein ausreichendes Potenzial für einen Taktverkehr festgestellt werden können.
Zukunftsvisionen gibt es dennoch – möglicherweise nämlich für den Abschnitt Schmachtenhagen–Sachsenhausen–Oranienburg. Dieser werde 2025/2026 vertieft untersucht. „Im Rahmen der Machbarkeitsstudie werden Fahrplankonzepte und die zur Umsetzung notwendige Infrastruktur konkretisiert, das Fahrgastpotenzial auf die aktuellsten Entwicklungen angepasst und schlussendlich die Wirtschaftlichkeit ermittelt.“ Dass die künftige RB28 bereits in Wilhelmsruh endet, ist nicht das einzige Manko. Die dringend nötige Weiterführung der Strecke bis Gesundbrunnen, ist unklar. Erst durch diese Weiterführung über Wilhelmsruh hinaus hätte die Heidekrautbahn eine echte Verbindung ins Berliner Zentrum. Hinzu kommt, dass in Wilhelmsruh beim Umstieg von der Regionalbahn auf die S-Bahn ein weiter Weg über eine Rampe gelaufen werden muss. Der Bau eines näherliegenden Fußgängertunnels sei aus Geldgründen verworfen worden, hieß es bei der Pressekonferenz Anfang November.
Betreffs eines sinnvollen und nutzerstarken Betriebes der Heidekrautbahn sind also noch sehr viele Fragen offen. Ob sich der jetzt geplante Inselbetrieb zwischen Basdorf und Wilhelmsruh rechnet, muss eine Nutzen-Kosten-Analyse zeigen, die in den nächsten Jahren aktualisiert werden soll.
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