Neulich war ich das allererste Mal im „Tacheles“. Allerdings: Eigentlich gibt es das Tacheles nicht mehr. Andererseits aber doch: Auch wenn der Ort jetzt moderne Kunst bietet – auch vom Tacheles ist noch was übrig geblieben.
Das Tacheles war viele Jahre ein alternatives Kunst- und Kulturhaus in der Oranienburger Straße in Berlin-Mitte. Von 1990 bis 2012 war es ein Kunsthaus der alternativen Szene – dann war Schluss.
Später kam ein Investor, der das ganze Viertel neu bebaut hat, und auch das Tacheles veränderte sich.
Wir laufen rein, und von vorn sieht eigentlich alles wie immer aus. Das Tacheles war ein altes Kaufhaus auf mehreren Etagen, wo Konzerte, Ausstellungen und vieles mehr stattfanden.
Auch heute ist es ein Ort der Kunst, aber eben auch eine Mischung aus Altem und Neuem.
Im ehemaligen Tacheles ist heute das Fotografiska-Museum. Gezeigt werden dort Werke der inspirierendsten und innovativsten visuellen Künstlerinnen und Künstler. Unter der Woche zahlt man 14 Euro Eintritt, am Wochenende 16 Euro. Das ist ordentlich. Meine Begleitung hat einen Jahresausweis, so dass ich kostenlos mit rein konnte.
Läuft man im Flur die Treppen hoch, dann erlebt man das alte Tacheles. Vermutlich spielt da auch der Denkmalschutz eine Rolle, dass das alles weitgehend so geblieben ist – aber es ist auch ein sehr spannendes Stück Berliner Geschichte, die man auch wirklich erhalten sollte.
Die Wände sind besprüht es gibt diverse Wandsprüche, und man sieht auch viele Erinnerungen ans Tacheles. Alte Poster und Missfallensbekundungen aus der Zeit, wo das Aus des alten Tacheles klar war.
Eine der Ausstellungen besteht schlicht aus zwei Filmen auf zwei Leinwänden. Es ist Marco Brambillas „Double Feature“.
Darin geht es um Hollywoods „Traumfabrik“ und unsere Faszination für den Glamourkult. Im ersten Film gehen wir auf eine psychedelische Reise von der Hölle in den Himmel, in der ikonische Momente der Filmgeschichte zu einer Collage zusammengefügt werden. Hyperrealistische Wolken, Wiesen und brennende Stadtlandschaften bilden den Hintergrund für die rasende Medienproduktion und -nutzung der Menschheit. Der zweite Film taucht in sieben Ebenen des Fegefeuers ein, die jeweils als fantastische Landschaft aus sich wiederholenden Samples aus Hollywoods Goldenem Zeitalter mit Verweisen auf Spiele, Nachrichten, Kino und Reality-TV dargestellt werden.
Und das ist faszinierend. Man sitzt davor, man staunt, und man schaut auch, welche Filmzitate man denn alles findet. Und irgendwann merkt man, dass der Film schon zum dritten Mal von vorn beginnt.
Eine andere Schau zeigt Fotos von HipHop-Stars und vielen anderen Musikern. Dort gibt es auch ein Zimmer, das eingerichtet ist wie vor 20 Jahren. Ein Jugendzimmer mit lauter CDs. Zeitschriften und anderen Gedöns. Zum Schmunzeln, auch wenn meine Jugendzeit ja sogar noch davor lag.
Es gibt Kunstinstallationen mit Bildern und Videos und weitere Bilderschauen. Wider Erwarten (das heißt, ich hatte gar keine Erwartung, weil ich ja gar nicht wusste, was es im Ex-Tacheles alles gibt) fand ich das alles wirklich spannend und interessant.
Schreibe einen Kommentar