Das unterschiedet Gebauer von Busse

Kremmener Wahltalk in den Redaktionsräumen der MAZ in Oranienburg – Diskussion über Klubhaus, den See und Windkraft

MAZ Oberhavel, 10.10.2024

Kremmen.
Am Sonntag entscheiden die Wahlberechtigten in Kremmen, wer in den kommenden acht Jahren Bürgermeister oder Bürgermeisterin sein wird. Weil im ersten Wahlgang niemand eine absolute Mehrheit erreichte, findet eine Stichwahl statt.
Sebastian Busse (CDU) hatte 49,3 Prozent der Stimmen erreicht, Stefanie Gebauer (Freie Wähler Ortsteile Kremmen) 34,5 Prozent.

Am Montagnachmittag veranstaltete die Märkische Allgemeine in ihren Räumen in Oranienburg einen Wahltalk zur Stichwahl in Kremmen. Den Live-Mitschnitt können Sie sich auf der Facebook-Seite „MAZ Oberhavel“ weiterhin anschauen.

Grundsätzlich: Was unterscheidet eigentlich beide Kandidaten voneinander? „Anpacken statt nur versprechen“, sagte Stefanie Gebauer dazu. „Mir geht es um Geradlinigkeit.“ Wort halten und Vertrauen, der Wille, etwas zu entscheiden und dabei auch zu bleiben. Das sei ihr wichtig.
„Ich bin eigentlich derjenige, der gar nichts verspricht“, sagte Sebastian Busse. „Nur wenn ich weiß, dass ich es versprechen kann, dann verspreche ich was.“ Er sei ein ehrlicher Mensch, „und vor allem packe ich immer an, jeden Tag.“ Er sei fleißig, mache „von morgens bis abends meine Arbeit.“

Busse und Gebauer äußerten sich im Laufe der guten Stunde zu verschiedenen Themen, die Kremmen betreffen. Er sei von Anfang an gegen Windkraft im Wald gewesen, sagte Amtsinhaber Sebastian Busse. „Sicherlich gab es Gespräche mit Investoren, so wie es immer Gespräche mit Investoren im Büro des Bürgermeisters gibt.“ Aber es sei darum gegangen, dass sie ihre Pläne erklären, und er habe sich immer dagegen ausgesprochen.
Es seien in einem Baugenehmigungsverfahren zwei negative Stellungnahmen der Stadt Kremmen zur Windkraft im Wald in Beetz und Staffelde dargelegt worden, so Busse weiter. Auch für Stefanie Gebauer seien Windräder im Wald ein „Tabuthema“. Sie habe sich von Anfang an dagegen eingesetzt. Sie wolle aber regionale Wertschöpfung vor Ort, also Bürgerwindparks ermöglichen. So könnten die Menschen am Ende günstigeren Strom erhalten.
Sebastian Busse erinnerte in dem Zusammenhang an den Bürgerstammtisch, wo schon über entsprechende Genossenschaften nachgedacht worden sei. Allerdings sei das Interesse daran zu gering gewesen.

Auch das Klubhaus am Marktplatz war wieder Thema. Der Bürgermeister sagte dazu, dass alle getätigten Investitionen darauf ausgerichtet seien, dass das Haus weiter ausgebaut werden könne. Die technischen Voraussetzungen seien alle da. Es sei aber bisher nicht gelungen, das Haus weiter auszubauen. Er wolle eine Ideenskizze erstellen, und es gehe darum, das Gelände an einen privaten Investor zu verkaufen.
Dieser könne Leben ins Haus bringen und hinter dem Haus ein altersgerechtes Wohnen ermöglichen. Die Stadt Kremmen und auch die Woba könnten das nicht stemmen.
Für Stefanie Gebauer sei klar, dass sie nicht an einen privaten Investor verkaufen wolle. Die Stadt könne das aber auch nicht leisten, deswegen sei der Ansatz, das Ganze an die Woba, die Wohnungsbaugesellschaft, abzutreten. Hinten solle ein Mehrgenerationenwohnen ermöglicht werden, und von den Mieteinnahmen der Rest umgebaut werden.
Sie wünscht sich im Klubhaus einen Bürgertreff und dann auch eine neue Bibliothek, sagte sie am Montag. Die Stadt könne auch Veranstaltungen im Saal durchführen oder vermieten.
Laut Sebastian Busse reiche jedoch das Personal der Woba nicht für so ein Projekt, außerdem verwies er auf Betriebskosten, die dann aufkommen. Stefanie Gebauer sagte, die Woba könne auch um eine Stelle aufgestockt werden.

Nach der ersten Wahlrunde lag der Amtsinhaber in Beetz und Hohenbruch hinten – wie übrigens auch bei der Wahl Ende 2016, wie Busse anmerkte. Wo wolle Busse nachsteuern? „Ganz klar an der Kommunikation.“ Er sei am Wochenende in den beiden Orten unterwegs gewesen und habe Gespräche geführt.
Ein klares Thema sei der fehlende Radweg in Hohenbruch und raus nach Ludwigsaue gewesen, so Busse weiter. Der sei längst überfällig, aber die Stadt könne das nicht realisieren, das Land müsse sich darum kümmern, dort gebe es dafür aber keine Priorität.
„Als Bürgermeister hat man Verantwortung, für alles“, sagte Stefanie Gebauer. „Die Bürger nehmen das schon wahr, ob ein Bürgermeister sich einsetzt oder nicht. Wenn ein Bürgermeister der Meinung ist, er habe alles dafür getan, und die anderen sind schuld, dann sage ich: Nein, es ist meine Verantwortung, und ich muss dann bei den Ministerien anklopfen, bis ich es für meine Bürger schaffe.“

Ebenfalls ein Thema war das mögliche Baden im Kremmener See. Stefanie Gebauer schrieb auf einem Flyer dazu: „Klare Linie von Anfang an. Baden ermöglichen.“ Aber wie will sie das schaffen?
Sie habe nie behauptet, dass es an der jetzigen Badestelle ermöglicht werden soll, so Stefanie Gebauer am Montag. Wenn der Seelodge-Betreiber den Zaun versetzt habe, sodass die Grundstücksgrenzen richtig abgebildet würden, dann sei Platz im Bereich am Kanal, um auch zu baden. Es sei an der Stelle nicht verboten, und was der Bürger mache, könne sie ihm nicht vorschreiben.

Die Senioren in Kremmen haben neuerdings einen Ort, an dem sie sich treffen können – es ist die ehemalige Werkstatt des verstorbenen Gordon Gebauer. Seine Frau und jetzige Witwe Stefanie erklärt auf einem Wahlflyer, die Einrichtung des Seniorentreffs sei nur durch sie selbst ermöglicht worden. Was aber bedeutet das genau?
„In dem ich viel Geld in die Hand genommen habe, um eine Toilette zu integrieren.“ Diese befinde sich jetzt im Vorderhaus, sonst hätten die Senioren über den Hof gehen müssen. Eckhard Kuhn von der Woba habe den Vorschlag unterbreitet, den Seniorentreff dort einzurichten.
Dass der Bürgermeister da gar nichts getan habe, sei falsch, antwortete Sebastian Busse. Der Woba-Chef habe vorher mit ihm, Busse, telefoniert. „Ich bin auf dich zugekommen“, so Busse weiter. Es habe einen Vor-Ort-Termin gegeben.
Alle anderen Investitionen neben der Toilette seien von der Stadt Kremmen getätigt worden. Dazu gehörten auch die Küche, die Möbel, und es werde eine monatliche Miete gezahlt.
Aber was ist, wenn Stefanie Gebauer Bürgermeisterin werden sollte: Dann zahlt die Verwaltung, dessen Chefin sie wäre, eine Miete an sich als Privatperson. Ginge das? „Darüber habe ich mir noch keine Gedanken gemacht“, sagte sie. Wie das rechtlich auseinander zu halten sei, müsse dann geklärt werden.

Beim Thema Photovoltaik sagte Stefanie Gebauer, sie möchte nach den schon geplanten Flächen keinen weiteren Zubau mit entsprechenden Anlagen. „Wir haben ja auch Verantwortung für die Naturräume der Menschen.“
Es würden täglich Anfragen von möglichen Investoren eintreffen, sagte Sebastian Busse. Es gebe noch Flächen, auf denen das möglich sei, gerade im Norden des Stadtgebietes. Wenn alle schon geplanten Anlagen in Betrieb gehen, hätte Kremmen jährliche Einnahmen von Höhe von 300.000 Euro. Es stehen ansonsten nur noch 16 Hektar zur Verfügung, die nicht verplant seien.

Ansonsten ging es am Montag noch um die Altstadt in Kremmen, die Stefanie Gebauer gern beleben möchte. Es brauche mutige, junge Leute mit Ideen, so Sebastian Busse.


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