Interview -> 12.9.2024
Porträt: Bürgermeisterkandidat Michael Stemmler (AfD) über Brandmauern, warum er in die Partei eintrat und was ihn vor mehr als 30 Jahren aufs Land zog
MAZ Oberhavel, 12.9.2024
Michael Stemmler: „Eine Brandmauer gibt es hier kommunal nicht.“Foto: Enrico Kugler
Brandmauern? Die gebe es in der Kremmener Politik nicht, sagt Michael Stemmler. Der 57-Jährige kandidiert am 22. September für die AfD und will neuer Bürgermeister in Kremmen werden. „Eine Brandmauer gibt es hier kommunal nicht, das ist totaler Blödsinn“, erklärt er. „Man muss miteinander reden, sonst macht das keinen Sinn.“
Ob das alle Kremmener Stadtverordneten so sehen, bleibt abzuwarten. Viel Erfahrung hat Michael Stemmler aber auch noch nicht sammeln können. Erst im Juni ist der Groß-Ziethener für die AfD ins Stadtparlament gewählt worden. Vorher war er politisch kaum aktiv, aber noch 2016 unterstützte er Sebastian Busse (CDU) im Bürgermeisterwahlkampf.
Seit 2021 ist er Mitglied in der AfD. Dass die Partei laut brandenburgischem Verfassungsschutz ein rechtsextremistischer Verdachtsfall ist, weist er zurück. Er habe kein rechtsextremes AfD-Mitglied persönlich kennengelernt, sagt er ausweichend.
Ein Auslöser für seinen Parteieintritt war, laut seinen Angaben, der Ärger darüber, dass die AfD im Bundestag keinen Vizepräsidenten-Posten bekommen hat. Das finde er unfair. Auch nicht richtig findet er, dass Deutschland in aller Welt verteile, „aber nicht hier“. Und auch die seiner Meinung nach „unkontrollierte Massenmigration“ sei ein Grund gewesen.
Es sei nicht alles schlecht in der Politik, findet er. „Aber ich sehe, dass man einiges optimieren könnte“, so Michael Stemmler weiter.
Er lebt seit 1992 in Groß-Ziethen. Geboren wurde er in Speyer am Rhein. Später zog seine Familie nach Kusel in Rheinland-Pfalz, mit 14 ging es weiter nach Berlin. Mit 17 Jahren begann er ehrenamtlich beim Technischen Hilfswerk zu arbeiten – 20 Jahre lang. Er war auch bei der Oderflut 1997 im Einsatz.
Nach Groß-Ziethen kam er über die Pferde, die die Familie damals hatte. Die standen auf einer gepachteten Fläche in Vehlefanz. Beim Bauern in Groß-Ziethen gab es Heu. Und weil es Sonntag war, wurde ihm obendrauf Kaffee und Kuchen kredenzt. Der inzwischen verstorbene Lutz Dubrow („Paule“) sei es gewesen, der ihn gewissermaßen ins Dorf holte.
Michael Stemmler hat sich ein Objekt gemietet, zwei Wochen danach folgte der Umzug nach Groß-Ziethen, erzählt er. „Wir haben es nie bereut.“ Er schätzt die Ruhe und die Nachbarschaft. „Bei mir ging das mit dem Einbürgern recht schnell“, erzählt er. „Viele wissen nicht, dass ich Wessi bin.“ Aber er sei auch nicht der typische Besserwessi gewesen.
Stemmler ist gelernter Zimmermann, er machte dann ein Fachabitur, studierte Bauingenieurswesen – aber nicht zu Ende –, arbeitete zwei Jahre als Fernfahrer, war dann wieder Zimmermann und schaffte es dort bis in die Bauleitung. Jetzt ist er Prokurist in einer Werkstoffprüfungsfirma in Kremmen. Er ist verheiratet und hat zwei Söhne. Politische Diskussionen in der Familie gebe es nicht, sagt er.
Im MAZ-Gespräch wirkt Michael Stemmler recht leise und zurückhaltend. Traut er sich das zu? Bürgermeister in Kremmen? Er nickt. Aber es fehlt ihm an Verwaltungserfahrung. Er werde sicherlich noch Verwaltungslehrgänge besuchen müssen, erklärt er.
Aber als Prokurist habe er auch Führungserfahrung sammeln können. „Bisher war ich immer der nette Kumpeltyp, ich suche die Nähe zu den Leuten.“
Für Kremmen wolle er sich um die Infrastruktur kümmern, mehr Wirtschaft etablieren, um mehr Geld in die Kasse zu spülen, und die Wohnungsbaugesellschaft solle personell aufgestockt werden.
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