Bürgermeisterwahl Kremmen: „Mancher Punkt mag strittig sein“

Michael Stemmler (AfD) aus Groß-Ziethen will Bürgermeister in Kremmen werden – Gespräch über Ambitionen und Ziele sowie über die Gründe, der AfD beigetreten zu sein

MAZ Oberhavel, 12.9.2024

Kremmen.
Michael Stemmler (57) aus Groß-Ziethen tritt für die AfD zur Kremmener Bürgermeisterwahl am 22. September 2024 an. Er wurde in Speyer geboren, ist in Kusel aufgewachsen, zog später mit den Eltern nach West-Berlin und zog 1992 nach Groß-Ziethen. Er ist gelernter Zimmermann und arbeitet nun als Prokurist einer Firma in Kremmen, die sich mit Qualitätssicherung beschäftigt. Er ist verheiratet und hat zwei Söhne.

Sie sind erst seit zwei Monaten in der Stadtverordnetenversammlung politisch aktiv. Warum haben Sie jetzt entschieden, zur Bürgermeisterwahl anzutreten?

Michael Stemmler: Politisch interessiert war ich schon immer, seit meiner Lehre. Ich bin damals in die Gewerkschaft IG Bau eingetreten. Da war ich noch SPD-Anhänger. Ich war dann im Betriebsrat tätig, habe viele Fortbildungen gemacht. Ich habe aber im Laufe der Jahre gemerkt, dass die SPD nicht mehr so die Arbeitnehmerpartei ist, die sie mal war. Mit meinem Abgang vom Bau, habe ich mich davon distanziert.

Sie sagten, Sie waren mal SPD-affin. Wie kam es, dass Sie dann zur AfD gegangen sind?

Ich war dann eine ganze Weile CDU-affin, habe ja auch viel Bussi unterstützt, beim letzten Wahlkampf zum Beispiel, vor acht Jahren. Aber die CDU ist nicht mehr die CDU, die sie damals noch war. Kommunal nicht so doll, aber das spiegelt sich ja trotzdem, weil in der CDU viel von oben herab weitergegeben wird. Jetzt bin ich mit vielen Dingen nicht mehr so einverstanden. CDU wollte ich dann nicht, SPD auch nicht. FDP spielt hier draußen sowieso keine Rolle. Die Grünen war mal eine Partei mit guten Ideen, jetzt auch nicht mehr. Viel mehr bleibt nicht übrig, außer Orange.

Aber ist das einzige Grund? Schließt man sich einer Partei nicht eher an, weil man in den verschiedenen Punkten und Ideen zustimmt?

Ich sehe viele Punkte, wo ich 100-prozentig zustimmen kann. Mancher Punkt mag strittig sein.

Wo stimmen Sie nicht zu?

Zum Beispiel das Pro-Russland und das Anti-Amerikanische. Dem kann nicht 100-prozentig zustimmen.

Die AfD gilt in Brandenburg als rechtsextremer Verdachtsfall. Sie machen nicht den Eindruck, als seien Sie rechtsextrem. Warum schließt man sich dann aber einer solchen Partei an?

Wer stellt fest, dass sie in Brandenburg ein rechtsextremer Verdachtsfall ist und in Sachsen und Thüringen bestätigt rechtsextrem? Das stellt eine Institution fest, der Verfassungsschutz, der bestimmten politischen Kräften untersteht. Das kann man in bestimmte Richtungen lenken.

Sie finden nicht, dass es in der AfD auch bestimmte Personen gibt, die rechtsextrem sind?

Ich habe keinen persönlich kennengelernt.

Was war denn der Grund, warum Sie gesagt haben: Jetzt trete ich zur Wahl an?

Ich wurde viel gefragt, ob ich das machen möchte. Dann die Stimmenanzahl bei der Kommunalwahl, die ich bekommen habe, die waren der zweite Grund. Ich hatte die zweitmeisten Stimmen hinter Sebastian Busse.

Haben Sie ein Hauptthema?

Ja, auf jeden Fall. Finanzen und Infrastruktur. Bei der Infrastruktur wird meines Erachtens nur geflickschustert, statt mal ein Projekt komplett fertigzumachen. Dass es haltbar ist und nicht alle Jahre wieder – das verschlingt Unsummen von Geld. Die Finanzlage ist angespannt, die Rücklagen werden immer weniger.

Wie könnte man versuchen, mehr Geld für Kremmen zu erwirtschaften?

Wir versuchen, mehr Gewerbe herzuholen. Wird schwierig, gerade in der heutigen Zeit. Aber auch durch Mundpropaganda. Es gibt öfter mal eine Firma, die noch Flächen sucht. Nach Staffelde kommt ja mal das Netto-Zentrallager.

Sind Sie sich sicher, dass Netto hier Steuern zahlen wird?

Ich hoffe.

Gibt es etwas, was gut läuft in Kremmen?

Das Vereinsleben läuft gut. Auch die Feuerwehr läuft gut, wo ich auch seit 1996 Mitglied bin.

Was würde mit Ihnen als Bürgermeister anders laufen?

Ich versuche Geld zu sparen, wo es einzusparen ist, ich versuche es sinnvoll auszugeben. Was bisher gebaut wurde, müsste besser unterhalten werden, damit die Folgekosten nicht exorbitant ansteigen.

Und in der persönlichen Art und Weise?

Da bin ich nicht ganz so wortgewaltig wie Bussi (gemeint ist Bürgermeister Sebastian Busse) und neige auch nicht zu Spontanhandlungen. Ich gehe ein bisschen überlegter ran. Im Gespräch kommt dann immer: Ja, machen wir so. Und am nächsten Tag ist es wieder anders. Diese vorschnellen Zusagen kann man nicht treffen.

Sie sprachen gerade vom Sparen. Wo sehen Sie denn Einsparpotenziale?

Ich werde jetzt nicht alles verraten, was mir so herumschwirrt. Sonst wären die anderen schlau dadurch, wenn sie das hier lesen.

Auch die Zukunft des Klubhauses ist eine Frage des Geldes. Wie soll es da weitergehen?

Da müsste ich ja wieder aus dem Nähkästchen plaudern und die besten Rezepte preisgeben.

Aber irgendwas müssen Sie ja preisgeben, um den Leuten zu sagen, warum man Sie wählen sollte.

Ein Grundgedanke ist, dass wir die Woba ein bisschen aufstocken, ein bisschen spezialisieren. Weil uns aufgefallen ist, dass viele Planungsleistungen nach außerhalb vergeben werden. Wenn wir eins, zwei, drei Stellen schaffen, dass wir dann die stadteigene Planung über die Woba abwickeln können. Das Klubhaus könnten wir der Woba übereignen. Hinten könnte es einen Anbau als betreutes Wohnen geben. Was man mit dem Saal macht, muss man mal sehen.

Gerade wird am Schlossdamm die neue Feuerwehr gebaut.

Das Schmuckstück, was da gebaut wird. Schön für die Feuerwehr – hätte man aber nicht so bauen müssen. Es hat einen Charakter, als hätte sich jemand ein Denkmal setzen wollen. Architektonisch bestimmt gelungen, aber es treibt die Kosten hoch. Wenn ich den Holzgiebel sehe – das Ding wird pflegeintensiv sein.

Windkraft – es gibt diverse Pläne für Kremmen. Wie denken Sie darüber?

Grundsätzlich finde ich die Dinger hässlich. Im Wald haben Sie unserer Meinung nach nichts zu suchen. Auf einem Acker, der weit weg genug ist von der nächsten Siedlung, okay. Aber mehr auch nicht.

Es gibt Diskussionen um die Badestelle am Kremmener See. Einerseits die Wünsche des Betreibers, andererseits die gesetzliche Situation. Gibt es eine Möglichkeit, aus dieser verfahrenen Lage herauszukommen?

Da gibt es mittelfristig keine Lösung. Es ist erbbaurechtliches Eigentum, darüber kann der Eigentümer verfügen, wie er möchte. Wobei er angeboten hat: Wer sich berufen fühlt, kann den Badebetrieb da gerne machen. Aber es ist ja grundsätzlich trotzdem nicht möglich, rein rechtlich.

Bei allem, was man als Bürgermeister macht, ist man ja auch auf den Rückhalt der Stadtverordneten angewiesen. Hätten Sie da Rückhalt?

Im Großen und Ganzen ja, mit ein paar Ausnahmen. Die hat man ja immer. Ich verstehe mich eigentlich mit allen gut. Ich kenne die meisten persönlich. Ich denke nicht, dass es da Probleme gibt.

Grundsätzlich: Welche Qualifikationen haben Sie für das Amt des Bürgermeisters?

Ich werde mit Sicherheit verwaltungsmäßig noch den einen oder anderen Lehrgang besuchen müssen und wollen. Aber grundsätzlich war ich jahrelang in der Bauleitung, war dann selbstständig, bin jetzt Prokurist in einer Firma und leite die mit mehreren Niederlassungen. Ich denke, da habe ich einen Gesamtüberblick.


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