Das 75. Jubiläum ist auch ein Abschied

Der Raumausstatter Gordon Gebauer feiert Firmengeburtstag – er wird das Geschäft aber aus gesundheitlichen Gründen aufgeben

MAZ Oranienburg, 28.11.2023

Kremmen.
Freude, Stolz, aber auch große Wehmut. Alles in einem. Wenn Gordon Gebauer am 6. Dezember das 75. Jubiläum seiner Firma feiert, dann ist gleichzeitig klar, dass es auch das letzte Jubiläum sein wird. Das kleine Unternehmen Gordon Gebauer Raumausstattung an der Ruppiner Straße in Kremmen wird zum Jahresende aufgelöst. Gesundheitliche Gründe. Was so nüchtern klingt, ist in Wirklichkeit dramatisch.

Aber von vorn. Der 6. Dezember ist tatsächlich der Gründungstag von Gebauers Firma. Es war der 6. Dezember 1948, als sein Großvater Fritz Vollmer die Geschäfte aufnahm. „Er hat damals angefangen als Sattler und Tapezierer“, erzählt Gordon Gebauer. „Er hat für seine Firma gelebt.“ 1982 hatte sich sein Opa aus gesundheitlichen Gründen zurückgezogen. Zu dieser Zeit war schon seine Mutter Gabriele Gebauer in den Betrieb eingestiegen.
„Meine Mutter hat in den 60er-Jahren angefangen zu lernen.“ Sie hatte sich vor allem um Fenster- und Bühnendekorationen gekümmert. „Sie waren sogar für Zuarbeiten für den Palast der Republik zuständig“, sagt Gordon Gebauer. Die Firma hatte sich beispielsweise um die Wandbespannung gekümmert. Gabriele Gebauers Mann Gerhard war mit in die Firma eingestiegen. „Die Zeit meiner Eltern war auch die beste Zeit der Firma“, sagt Gordon Gebauer, wenn er auf die komplette 75-jährige Firmengeschichte zurückblickt. Das sei in den 80er- und 90er-Jahren gewesen. Zwischenzeitlich bestand die Firma auch schon mal aus weit mehr als zehn Leuten.

Gordon Gebauer, 1972 geboren, sagt: „Ich bin damals ständig hier gewesen.“ Beruflich bewegte er sich dann auch tatsächlich in die Richtung seiner Eltern. „Es wurde stillschweigend erwartet, die Firma zu übernehmen“, sagt er. Im Hinterkopf habe er das immer infrage gestellt. „Mit dem Wissen von heute würde ich das nicht mehr machen.“ Und stattdessen? Gordon Gebauer überlegt. „Heute würde ich vielleicht Banker werden oder Immobilienwirt.“
Aber er machte die Lehre zum Raumausstatter, er begann sie 1989 bei Manfred Schöneberg in Kremmen – er sei bis heute wie ein Vater für ihn, sagt Gordon Gebauer. 1992 beendete er die Lehre bei seinen Eltern. 2000 absolvierte er erfolgreich die Meisterprüfung. 2005 übernahm er die Firma und machte vorwiegend allein weiter. Seine Frau Stefanie hilft ihm hier und da. Polstern, Böden legen, tapezieren, Fensterdekos, Sonnen- und Insektenschutz, Wandbespannungen – das ist das, was er in seinem Geschäft in Kremmen anbietet. Er arbeitet vor allem für Privatkunden, aber auch für Kliniken oder Hausverwaltungen.

Er blickt zurück, auf das, was war. Einerseits: „Wenn ich das alles gemacht habe, dann hatte ich auch Ehrgeiz. Was ich gemacht habe, habe ich auch gut gemacht.“ Und er sei auch stolz auf die 75-jährige Firmengeschichte. Andererseits: Weil er unausgesprochen durch seine Eltern in den Beruf gedrängt wurde, sagt er auch: „Ich habe es nie mit ganz großem Herzblut gemacht. Es war mein Beruf.“ Und stand nie zur Debatte, etwas anderes zu machen? „Ich habe immer an meinem Können gezweifelt, ich hatte ja auch nichts anderes gelernt. Es war dann auch zu spät, was anderes zu machen.“

Und dann, März 2021: die Diagnose. Magenkrebs. Lange Klinikaufenthalte, aber dennoch eine große Zuversicht. Der Krebs schien besiegt, aber im Februar 2023 gab es eine neue Situation, im Juni dann die finale Diagnose: Lebermetastasen.
Nach einer schweren Krise im Oktober dann der Beschluss, die Firma zum Jahresende zu schließen. „Es geht nicht anders“, sagt seine Frau Stefanie. „Ich stünde sonst mit allem allein da.“ Deshalb die geordnete Abwicklung. Einen Nachfolger gibt es nicht, will Gordon Gebauer auch nicht. Die Räume an der Ruppiner Straße sollen später neu vermietet werden.

Am 6. Dezember von 10 bis 12 Uhr soll das Jubiläum gefeiert werden. „Wir haben die engsten Leute eingeladen“, sagt Stefanie Gebauer. Ehemalige Mitarbeiter, die Handwerkskammer, die Kreishandwerkerschaft, Geschäftspartner, Freunde. Die Feier solle der würdige Abschluss sein.

Und danach? Pläne für 2024? „Ich will leben“, sagt Gordon Gebauer. „Ich möchte weiter Motorradfahren.“ Auch Speedway stehe weiter auf dem Plan. „Ich hatte vorher nie Zeit für andere Hobbys.“ Vor allem aber: noch eine einigermaßen gute Zeit haben. Solange es geht.


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Kommentare

Eine Antwort zu „Das 75. Jubiläum ist auch ein Abschied“

  1. RT

    Am 23. Januar 2024 ist Gordon Gebauer gestorben.

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