Baerbock-Besuch in Kremmen sorgt für Diskussionen

An der Grundschule war der Termin mit der Politikerin nicht bekannt – Irritationen unter Kindern und Lehrern angesichts des Polizeiaufgebots

MAZ Oberhavel, 16.3.2024

Kremmen.
Der Besuch von Außenministerin Annalena Baerbock (Bündnis 90/Grüne) am Montag in Kremmen war für die Goethe-Oberschule und den Jugendclub ein voller Erfolg. Aber er sorgte auch für Fragezeichen. In ihrer Rolle als Bundestagsabgeordnete ist Baerbock derzeit immer wieder in Brandenburg unterwegs, um sich verschiedene Projekte in den Schulen anzusehen.
In Kremmen ging es am 11. März um die sogenannte „GemüseAckerdemie“. Baerbock ließ sich die Hochbeete auf dem Schulhof der Goetheschule zeigen, außerdem die Lehrküche der Oberschule, in der gekocht wird, und schließlich schaute sie sich den Jugendclub samt der dortigen Beete an.

Der Besuch der Bundespolitikerin führte am Montag zu einer größeren Polizeipräsenz in der Stadt. Das war natürlich auch den Kindern und Jugendlichen in den Räumen der Goetheschule nicht verborgen geblieben. Bevor Annalena Baerbock in der Straße der Einheit eintraf, standen vor der Schule Leute aus ihrem Team, Beamte der Polizei und mehrere Vertreter der Presse. An den Fenstern der Schule waren immer wieder Kinder zu sehen, die teilweise auch etwas runterriefen. Zumindest seitens der Grundschule, die sich in einem Gebäude mit der Oberschule befindet, führte das offenbar zu großen Irritationen. Denn das Lehrpersonal wusste nicht, was da draußen los ist – und auch Schulleiterin Annette Borchert war nicht informiert.
Im Gespräch mit der MAZ ist die Leiterin der Grundschule ironisch: „Eine Sternstunde der Demokratie“, nennt sie die Situation am Montag. „Was sollte das?“ Es komme Besuch von einer hohen Politikerin in die Schule, und sie sei darüber nicht informiert. „Die Schule ist ein geschützter Raum“, erklärt sie. Sicherheit sei da ein großes Thema. Wenn aber Unsicherheiten erzeugt werden, weil eine Situation, die rund um die Schule beobachtbar, aber durch das Lehrpersonal nicht erklärbar sei, sei das schwierig. Diese Unruhe sei verhinderbar gewesen.
Beatrix Scheeren, die Leiterin der Goethe-Oberschule, verwies am Donnerstag darauf, dass der Besuch nur mit bestimmten Leuten abgesprochen werden durfte. Involviert seien nur die Menschen gewesen, die unmittelbar mit dem Besuch der Politikerin zu tun gehabt hätten. Aus ihrer Sicht sei das im Oberschulteil auch kein Problem gewesen. Nicht die Schule hat sich beworben für den Besuch von Annalena Baerbock. Die Politikerin und ihre Mitarbeiterinnen waren es, die sich in Kremmen gemeldet haben. Das bestätigte auch eine Mitarbeiterin des Baerbock-Büros am Montag kurz vor Eintreffen der Politikerin.

Kritisiert wird auch Kremmens Bürgermeister Sebastian Busse (CDU). Aus den Kreisen der protestierenden Landwirte kam nach dem Besuch der Vorwurf, er stehe nicht hinter den Bauern, weil er den Baerbock-Besuch vorher nicht angekündigt habe. Das wies er in einem Gespräch mit der MAZ zurück. Die Landwirte sollten eigentlich wissen, dass er hinter ihnen stünde, sagte er. Am Montag aber sei er auch nur Gast gewesen. „Die Schule hat mich angesprochen, ich wurde zu diesem Termin eingeladen.“ „Ich hätte auch ablehnen können, hinzugehen“, so Busse weiter. „Baerbocks Politik ist nicht meine.“ Um die sei es am Montag aber nicht gegangen, sondern um das, was die Schule und der Jugendclub zu bieten haben.

Insbesondere im Social-Media-Bereich beschwerten sich Baerbock-Kritiker über die Nicht-Information. Vermutlich hätten die Landwirte wieder einen Traktorkorso auf die Beine gestellt. Ob das aber wiederum für das in der Lage sowieso schon angeknackste Sicherheitsgefühl der Kinder und Jugendlichen in der Schule förderlich gewesen wäre, ist fraglich. Grundschulleiterin Annette Borchert fand es auch schade, dass nicht mehr Kindern die Möglichkeit gegeben wurde, wenigstens ein Foto mit Annalena Baerbock zu machen. Bei anderen Besuchen der Politikerin in Schulen sei das auch möglich gewesen.

Allerdings hatten die auch andere Schwerpunkte. Im Neuruppiner Oberstufenzentrum hatte sie sich eine Stunde lang mit Jugendlichen unterhalten und ihre Fragen beantwortet – ebenso bei ihrem Besuch im OSZ in Bernau. In Kremmen ging es eher darum, sich über bestimmte und verschiedene Projekte zu informieren.

Auch an das zuständige Büro von Annalena Baerbock in Frankfurt (Oder) gingen entsprechende Fragen zum Thema. Das ist das offizielle Statement als Antwort auf die verschiedenen Fragen: „Frau Baerbock ist gewählte Brandenburger Bundestagsabgeordnete und nimmt in dieser Rolle regelmäßig Termine in Brandenburg wahr, um sich vor Ort zu informieren und mit Brandenburgerinnen und Brandenburgern zu sprechen.“


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