Wie sich Oberhavel auf einen Ausnahmezustand vorbereitet

Wo bekommen Menschen während einer größeren Schadenslage Informationen und Strom? In Oberhavel wird an entsprechenden Plänen und Örtlichkeiten gearbeitet

MAZ Oberhavel, 13.3.2024

Oberhavel.
Der mutmaßliche Anschlag auf die Stromversorgung rund um das Tesla-Werk in Grünheide sorgte am 5. März für großflächige Ausfälle. Was aber, wenn ein solcher mutwillig herbeigeführter Stromausfall eine ganze Region über viele Stunden, vielleicht sogar über Tage hinweg trifft?
Das wäre der Moment, wo Landrat Alexander Tönnies (SPD) vermutlich den Ausnahmezustand für Oberhavel ausrufen würde. Dann würden in fast jeder Kommune in Oberhavel so genannte Katastrophenschutz-Leuchttürme eingerichtet. Das sind vorher festgelegte und kommunizierte Gebäude. Dort bekommen die von der Schadenslage Betroffenen aktuelle Informationen, sie können sich gegebenenfalls aufwärmen, und sie können dort auch das Handy aufladen – falls denn das Handynetz funktioniert.

In Oberhavel soll es 20 solcher Orte geben, wo sich die Menschen hinwenden können. Wo genau, das stehe allerdings noch nicht fest, erklärt Mandy Oys, die Sprecherin der Kreisverwaltung. „Eine Gesamtübersicht über die Katastrophenschutz-Leuchttürme in Oberhavel wird erstellt, sobald alle Standorte feststehen. Aktuell sind die Gespräche mit den einzelnen Kommunen über die Standorte noch nicht abgeschlossen.“
Es handelt sich dabei um eine Initiative des Landes Brandenburg. Der Landkreis begrüße und unterstütze diese. In vielen Gesprächen mit den Bürgermeistern der Städte und Gemeinden sei das Thema auch schon angegangen worden, so Mandy Oys weiter.

Wie berichtet, wird so ein Katastrophenschutz-Leuchtturm in Kremmen in der dortigen kleinen Turnhalle auf dem Gelände der Goetheschule eingerichtet. Das ist kürzlich in der Sitzung der Stadtverordneten besprochen worden.

Auch in Hennigsdorf sei das Projekt schon mehrfach Thema gewesen, sagt Andrea Linne, die Pressesprecherin der Stadtverwaltung. Fest stehe dort aber noch nichts. Seitens des Landkreises sei aber beispielsweise die Sporthalle des Eduard-Maurer-Oberstufenzentrums ein möglicher Ort für so einen Anlaufpunkt während einer Schadenslage. „Die Stadt lässt prüfen, ob sich dafür auch die Stadtsporthalle ertüchtigen lässt“, so Andrea Linne weiter.

Aber auch in ländlicheren Gemeinden sind die Katastrophenschutz-Leuchttürme ein Thema. Wie Wolfgang Geppert (Freie Wähler), der Bürgermeister in Oberkrämer, in einem Gespräch mit der MAZ sagte, sei dafür die Oberkrämerhalle in Eichstädt ausgesucht worden. Um sie zum Katastrophenschutz-Leuchtturm erklären zu können, müssten „Kleinigkeiten“ erledigt werden, so Wolfgang Geppert. Die Wärmeversorgung sei durch die Biogasanlage gewährleistet, die sich ganz in der Nähe befinde. Für die Sicherstellung der Stromversorgung durch Aggregate fehle noch ein entsprechender Anschluss.

In Zehdenick komme das Gelände der Havelland-Grundschule und das dortige Mehrzweckgebäude als Ort des Katastrophenschutz-Leuchtturms in Frage. Das sagte Stadt-Pressesprecher André Ulmann auf MAZ-Nachfrage. „Im Katastrophenfall wird der Notstrom über eine so genannte Netzersatzanlage bereitgestellt.“ Diese werde über das Land Brandenburg beschafft, sei bereits bestellt und werde im Verlauf dieses Jahres ausgeliefert. „Ebenfalls in der Planung ist die Sicherung von Kommunikationsanlagen- und einrichtungen, die Möglichkeit einer Zubereitung zahlreicher Mahlzeiten und die Erfassung als sicherheitsrelevanter Standort bei der Polizei.“

„Die Katastrophenschutz-Leuchttürme werden aus dem sogenannten Brandenburg-Paket finanziert“, sagt Kreis-Pressesprecherin Mandy Oys. „Pro Standort stellt das Land bis zu 130.000 Euro zur Verfügung. In Abstimmung mit dem Landkreis entscheiden die Kommunen über die Standorte. Der Landkreis berät bei der Ausstattung. Wichtig ist insoweit die zweckentsprechende Verwendung der Fördermittel.“
Wird eine Turnhalle zum Katastrophenschutz-Leuchtturm habe das keine Auswirkungen auf die Nutzbarkeit im Alltag. Aber sie müssen bestimmte Voraussetzungen erfüllen. „Sie müssen beispielsweise frei zugänglich und barrierefrei, verschließbar und gut beleuchtet sein“, so Mandy Oys.
Aber wie werden diese Orte mit Diesel für die Stromaggregate versorgt? „Der Landkreis hat ein separates Konzept erarbeitet, das die Kraftstoffversorgung sicherstellt“, erklärt die Sprecherin der Kreisverwaltung. Aber: „Es ist aus Sicherheitsgründen ausschließlich den Akteurinnen und Akteuren des Katastrophenschutzes zugänglich.

Die Lieferzeiten bei der Bestellung von Stromaggregaten sind aber scheinbar ein Problem. „Bei unserer Feuerwehr dauert es schon anderthalb Jahre, ehe es geliefert wird“, sagte Hennigsdorfs Pressesprecherin Andrea Linne.

Wann aber kann der Landrat den Katastrophenfall ausrufen? „Wenn Katastrophen – wie Naturereignisse oder durch Mensch und Technik hervorgerufene Ereignisse – die Gesundheit oder sogar das Leben vieler Menschen unmittelbar gefährden“, sagt Mandy Oys. „Wenn erhebliche Sachwerte, lebensnotwendige Unterkünfte oder die Versorgung der Bevölkerung in Gefahr sind und die öffentliche Ordnung oder Sicherheit beeinträchtigt ist, so dass Einheiten und Einrichtungen des Katastrophenschutzes, der Feuerwehr und des Rettungsdienstes unterstützen müssen.“ Dann entscheide der Landrat im Einzelfall darüber, ob der Katastrophenfall ausgerufen werde.

In der Region war das erst einmal der Fall. „Im Jahr 1992 hatte Karl-Heinz Schröter, damals Landrat des Altkreises Oranienburg, den Katastrophenfall aufgrund eines Großwaldbrandes bei Summt ausgerufen“, erklärte Mandy Oys.


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