Abschied nach 27 Jahren

Pfarrer Thomas Triebler verlässt Kremmen – Letzter Gottesdienst am zweiten Weihnachtstag in Sommerfeld

MAZ Oberhavel, 21.12.2023

Kremmen.
Die Zeichen stehen auf Abschied. Zum Jahresende verlässt Pfarrer Thomas Triebler die evangelische Kirchengemeinde in Kremmen. Am 2. Weihnachtsfeiertag, 26. Dezember, wird er in der Sommerfelder Kirche seinen letzten Gottesdienst abhalten.
„Ich habe überlegt, ob ich da etwas Besonderes mache“, sagt er. Er habe sich dagegen entschieden, allerdings wolle er sich an diesem Tag mit dem Thema Abschied beschäftigen. Der eigentliche Abschiedsgottesdienst hat auch schon stattgefunden – am 3. Advent in der Kremmener Nikolaikirche. „Das war aufregend“, gibt Thomas Triebler zu. „Es war sehr schön, aber auch nicht so schwer und getragen. Die Emotionen kamen trotzdem hoch.“ Der Abschied durch den Gemeindekirchenrat sei dann doch aufwühlend gewesen.
Er geht davon aus, dass der Gottesdienst am Heiligabend um 22 Uhr in Beetz auch noch mal emotional werde. Immerhin hat er dort – genau 27 Jahre zuvor, Heiligabend 1996 – seinen ersten Gottesdienst in der Gemeinde abgehalten. „Da sind dann sicherlich ganz viele Beetzer da, von denen ich mich verabschieden kann.“

27 Jahre. Ist da zum Abschied auch Wehmut dabei? „Ich weiß nicht, ob Wehmut das richtige Wort ist“, sagt er. „Aber dass eine ganz lange Phase für mich zu Ende, das sorgt dann schon für Abschiedsstimmung.“ Er wolle auch noch etliche Besuche erledigen. „Gerade bei den Älteren, die nicht mehr kommen können, aber dennoch treue Seelen sind.“

Als er Ende 1996 seinen Dienst antrat, war er zunächst für Beetz, Sommerfeld und Wall zuständig. Damals haben sich zehn Leute auf die Stelle beworben. „Drei wurden dann ausgesucht, die einen Probe-Gottesdienst abgehalten haben.“ Dann folgten noch ein Gespräch mit dem Gemeindekirchenrat und eine Konfirmandenstunde. Danach fiel die Entscheidung auf ihn. „Heute kann man froh sein, wenn sich überhaupt jemand bewirbt. Das ist heute eine vollkommen andere Situation.“
Etwa 2004 kam Kremmen als Wirkungsstätte hinzu, später noch Staffelde und Groß-Ziethen. „Das waren früher insgesamt zweieinhalb Pfarrstellen“, so Thomas Triebler. Lebte er lange Zeit im Beetzer Pfarrhaus, zog das Büro im vergangenen Jahr ins neue Gemeindezentrum nach Kremmen um. Er selbst lebt seitdem bereits in Molchow bei Neuruppin.

Was wird er vermissen? „Mit den verschiedenen Leuten hier in Kontakt zu sein“, antwortet er. „Voneinander zu wissen. Es ist nicht wie eine Familie, aber doch schon so ähnlich.“ Man helfe sich untereinander. „Das habe ich oft erlebt. Es ist auch etwas, das wächst.“
Er mag jede der Kirchen innerhalb der Gemeinde. „Am meisten bin ich in der in Kremmen“, sagt er. „Sie hat sich ja auch zur Hauptkirche entwickelt, ist auch technisch inzwischen sehr gut ausgestattet.“ Die Bilder an der Empore, die Kanzel, der Altar wurden repariert. Ein noch nicht aufgehübschtes Epitaph sei das Letzte, was noch nicht in Angriff genommen worden sei.

Es seien ein paar Projekte offengeblieben, sagt Thomas Triebler. Eine Gottesdienst-Reihe mit speziellen Gesprächspartnern oder Experten als Gäste habe sich nicht ergeben. Auch die Arbeit mit jungen Leuten abseits des Kommunionsunterrichts sei ein wenig auf der Strecke geblieben. Dafür habe sich bei der Arbeit mit den Konfirmanden selbst viel getan, gemeinsam mit den umliegenden Gemeinden. Auch das Kirchencafé im neuen Gemeindezentrum neben der Nikolaikirche sei eine echte Errungenschaft.
„Wir haben in den Orten immer Leute, die sich für ihre Kirche sehr einsetzen oder eingesetzt haben“, sagt der Pfarrer. „Die haben vieles vorangebracht.“

Seine Gottesdienste seien in den 27 Jahren etwas lockerer geworden. Bei einer Weiterbildung in Braunschweig sei es um das freie Predigen gegangen. „Das war ein wichtiger Impuls. Ich arbeite zwar alle Predigten aus, aber es kann vorkommen, dass ich dann was ganz anderes sage. Das ist aber auch eine Erfahrung in vielen Dienstjahren.“

Kremmen bekommt 2024 eine neue Pfarrerin. Denise Völlmer wird ihren zweijährigen Entsendungsdienst in der Gemeinde verbringen. Ob sie darüber hinaus dort bleibt, ist offen.

Thomas Triebler verlässt zwar Kremmen – in den Ruhestand geht er aber noch nicht. Bis Sommer 2024 übernimmt er vertretungsweise pfarramtliche Dienste in der Gemeinde Herzberg/Lindow. Danach soll Schluss sein. „Ich möchte mich wieder intensiver mit meiner Fotografie beschäftigen“, sagt er. Hin und wieder wolle er vielleicht auch noch Gottesdienste halten. „Und ich will Saxofon spielen lernen.“ Auch hätte er gern mehr Zeit für seine Enkelkinder.
„Wenn man geht, dann geht es auch nicht mehr darum, was man hätte anders machen können, sondern darum, danke zu sagen für das, was möglich war, dass sich die Leute auf mich eingelassen haben, dass wir was bewegt haben in der Zeit.“


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