Scharfe Kritik aus der Sommerfelder Sana-Klinik an die Bahn

Nach der Streckensanierung soll künftig im Ort nur noch eine Regionalbahn halten – Klinik und Hotel sehen darin Nachteile – Shuttle zum Regionalexpress sei möglich, aber der Weg sei viel weiter

MAZ Oberhavel, 21.7.2023

Sommerfeld.
Wenn die Bahnstrecke zwischen Neuruppin und Velten saniert ist, dann werden auch die Linien RE6, der Regionalexpress, und RB55, die Regionalbahn, verändert. Künftig soll der RE6 dann zwischen Kremmen und Neuruppin nicht mehr an den Bahnhöfen dazwischen halten. Dafür wird aber die RB55 über Kremmen hinaus bis Neuruppin verlängert – um dann an jedem Bahnhof zu halten. Für die Menschen in Sommerfeld, Beetz und darüber hinaus heißt das: Am Bahnhof Beetz-Sommerfeld hält nach der Streckensanierung nicht mehr der Regionalexpress, sondern die Regionalbahn.
Für die Pendler nach Berlin könnte das heißen, dass sie in Zukunft eher nach Kremmen fahren müssen, um dort in den RE6 einsteigen zu können. Wer dennoch ab Sommerfeld mit der RB55 fahren will, muss etwas längere Fahrzeiten bis nach Hennigsdorf einplanen, wo ein Umstieg in die S-Bahn möglich ist. Wie schon berichtet, sorgen diese Pläne nicht nur für Begeisterung, gerade bei Pendlern aus den umliegenden Orten von Sommerfeld, die dort in die Bahn umsteigen.

Scharfe Kritik kommt nun auch aus der Sommerfelder Sana-Klinik. „Wir verlieren den Direktanschluss an Berlin-Spandau“, sagt Matthias Kloß, der Direktor der Sana-Kliniken. In der Einrichtung habe man aus der Zeitung von den Plänen der Bahn erfahren, dass in Sommerfeld bald nur noch die Regionalbahn hält.
Mitarbeitende und auch Patienten, insbesondere aus der Berliner City-West, seien bislang in Charlottenburg, Spandau oder auch Falkensee in den RE6 eingestiegen und konnten umstiegsfrei bis Sommerfeld fahren. „Sie können mit dem RE6 direkt zu uns fahren“, sagt Susanne Pelzer, die Chefärztin der pneumologischen Rehabilitationsklinik im Ort. Für die Klinik sei es von großem Vorteil, dass der Regionalexpress in Sommerfeld halte.
Künftig müssten die meisten Mitarbeitenden und Patienten aus Richtung Berlin-Charlottenburg einmal umsteigen, um nach Sommerfeld zu gelangen. Entweder in Hennigsdorf oder Kremmen. „Dadurch wird sich die Fahrzeit verlängern“, so Susanne Pelzer. Sie geht davon aus, dass es sich um 15 bis 20 Minuten handele. Noch ist allerdings unklar, an welchem Bahnhof die Pendler dann günstigerweise umsteigen – und wie lange es dann dauert, bis der Regionalexpress kommt.
„Der Aufschrei war enorm groß“, erklärt Matthias Kloß über die Nachricht von der geplanten Neusortierung der Bahnlinien. Verlängere sich die Fahrzeit und komme ein Umsteigepunkt hinzu, sei das für die Klinik ein Standortnachteil im Vergleich zur heutigen Situation.
Seitens der Klinik wolle man sich mit Vertretern der Bahn unterhalten, auch wolle man sich am Planverfahren beteiligen, bei dem sich Betroffene vom Umbau der Strecke äußern können. „Wir erhoffen uns, dass die Planungen so gestaltet werden, dass Sommerfeld weiter eine Anbindung an den Berliner Fernverkehr hat.“ Die Pläne der Bahn seien eine Verschlechterung für den Ort, die Klinik und auch das Hotel, so Susanne Pelzer im Gespräch mit der MAZ. „Wir hoffen, dass in Zeiten des Klimawandels solche Verschlechterungen nicht eintreten.“
Für die Patienten sei ein Shuttle zum Regionalexpress nach Kremmen zwar möglich. „Aber wir müssten viel weiter fahren als jetzt. Die Möglichkeit des Laufens ist dann nicht mehr gegeben“, so die Chefärztin. Matthias Kloß ergänzt: Angesichts des Fachkräftemangels in Kliniken seien solche Faktoren sehr wichtig.

Jan Schröter, Geschäftsführer des Hotels und Spa in Sommerfeld, treibt vor allem um, dass es bislang seitens der Bahn nur wenige Informationen gebe. „Für uns ist die Planbarkeit etwas ungewiss.“ Zudem herrschte Ernüchterung, da es ja geheißen habe, dass künftig alle halbe Stunde eine Bahn zwischen Neuruppin in Kremmen fahre. In Sommerfeld habe man nichts davon. Im Sommerfelder Hotel würden viele Tagungen stattfinden, auch spiele der Nachhaltigkeitsaspekt eine große Rolle. Dementsprechend werbe das Hotel dafür, auch mit der Bahn anzureisen. Das Hotel befindet sich unweit des Bahnhofes Beetz-Sommerfeld. „Es wird nicht besser werden als vorher“, so Jan Schröter über die Pläne der Bahn. Er hofft auf baldige konkretere Infos der Bahn – zum Beispiel durch eine öffentliche Infoveranstaltung.
Grundsätzlich sagt Jan Schröter, dass der Bahnhof durchaus eine große Bedeutung habe – ein großer Einzugsbereich, dazu die Klinik und das Hotel. „Kann das keine Berücksichtigung finden?“, fragt er. Schon der Schienenersatzverkehr während der Bauzeit werde für das Hotel eine Katastrophe. „Wir werden uns darauf vorbereiten, werden eigene Shuttleservices anbieten.“ Sowieso sei der RE6 ja extrem unzuverlässig.

Seitens der Bahn heißt es, dass sich mit dem geplanten Angebotskonzept vielfältige Verbesserungen ergeben würden. Der Ausbau zwischen Velten und Neuruppin verbessere die Pünktlichkeit von RE6 und RB55. Davon würden alle Fahrgäste profitieren – aber eben vor allem in den Städten, nicht aber im ländlichen Bereich. Dort wird sich praktisch nichts verändern.


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