Der Mittag der unnötigen Filmkritik

Es war ganz sicher kein langweiliger Kino-Mittag. Aber ein sehr skurriler. Wir waren bei einer Sondervorführung eines Films in Berlin. Es war eine Art interne Premiere, viele Leute aus dem Team waren dabei, um sich ihr eigenes Werk auf der großen Leinwand anzuschauen.

Wie immer hatte ich mich vorher nicht informiert. Das heißt, nein, das stimmt nicht ganz. Ich dachte, es handele sich um einen Film, der sowieso sehr bald im Kino startet, und ich war der irrigen Annahme, dass er zu den Filmen gehörte, die ich eh auf der Liste hatte.
Da irrte ich. Der Film hat keinen Starttermin, und wahrscheinlich wird er gar nicht regulär im Kino laufen. Sondern bei einigen Festivals und später auf einer Streamingplattform.
Ich hatte mir ein paar Zeilen mit dem Inhalt durchgelesen, mehr wusste ich also nicht. Vollkommen frei von jeglichen Eindrücken.

Und dann ging’s los. Es war ein Low-Budget-Film, aber das ist nicht der Grund, warum er schlecht war. Einfach nur schlecht.

Ich will jetzt gar nicht auf die konkrete Handlung eingehen, denn darum geht es hier nicht.
Aber muss man wirklich sagen, dass der Film Trash ist. Das Drehbuch ist nicht gut, die Dialoge teilweise haarsträubend. Die Geschichte ist sehr merkwürdig und geradezu naiv. Die Figurenzeichnung platt und extrem oberflächlich. Es gibt Szenen, die redundant sind. Der Schnitt und der Tonschnitt ist an einigen Stellen lausig. Die Kameraarbeit ideenlos. Die Musik anstrengend.
Kurzum: Es gibt sehr viel an diesem Film zu kritisieren, und die schlechte Umsetzung hat mit Low Budget erst mal gar nicht so viel zu tun. Aber ich hatte das Gefühl, dass die Filmemacher kein gutes Gespür dafür haben, ob etwas funktioniert oder nicht.

Ich sehe aus natürlich mit dem Auge eines Filmkritikers. Wenn es natürlich ein reines Hobbyprojekt ist, dann will ich nichts gesagt haben. Aber selbst als Hobbyprojekt fehlt es an einigen Stellen scheinbar an Kreativität und Können. Wenn ich Videos mache, dann sind die auch nicht perfekt, aber ich weiß ziemlich genau, an welchen Stellen sie nicht perfekt oder gar „nicht so gut“ sind.

Bei dieser Vorstellung bin ich mir nicht sicher. Denn ich hatte den Eindruck, dass es genau zwei Leute gab, den Film nicht so toll fanden: mein Begleiter und ich. Alle anderen fanden den Film sehr gut, gelungen, großartig, richtig toll.

Nun gut, es waren die meisten vom Team da. Dass die da alles dufte fanden, ist ja logisch. Aber es hat sich auch niemand für Fremdmeinungen interessiert. Gehe ich mit meinem Werk an die Öffentlichkeit oder ich weiß, dass Fremde im Saal sind, die nicht zu mir gehören, dann will ich auf jeden Fall wissen, wie sie es fanden. Es hat sich niemand dafür interessiert. Im Anschluss wurde schlicht gar nicht mehr über den Film geredet.
Also, na ja, vielleicht ist das ja auch ein Statement: Film? Ach, lass uns essen gehen.
Falls der Film doch noch einen Kinostart bekommt – auf dieser Seite wird dann die Kritik stehen. 1/10. Oder 0/10?


Beitrag veröffentlicht

in

von

Schlagwörter:

Kommentare

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert