Die Wende verändert seinen Lebensweg

René Speckmann betreibt seit 1992 in Kremmen ein Immobilienbüro – Spende an die Feuerwehr

MAZ Oberhavel, 3.2.2023

Kremmen.
Seine Frau sagt schon mal zu ihm: „Haste schon dreimal erzählt.“ Aber er erzählt sie gern, die vielen Geschichten aus den vergangenen etwas mehr als 30 Jahren. Wenn René Speckmann durch Kremmen läuft, dann gibt es dort viele Grundstücke und Häuser, bei denen er seine Hände im Spiel hatte. Seit 1992 betreibt der 55-Jährige in Kremmen sein Immobilienbüro. „Ich freue mich, dass ich mich hier überall sehen lassen kann“, sagt er zurückblickend.
In den drei Jahrzehnten hat er rund 600 Grundstücke und Häuser vermittelt und auch neue Wohngebiete mitentwickelt, zum Beispiel am Wiesenring und Binningsweg in Kremmen, an der Ruppiner Chaussee in Kremmen, am Eichen- und Weidenweg in Amalienfelde, am Schwarzen und Griebener Weg in Sommerfeld, außerdem an der Thaerstraße in Oranienburg, in Marwitz, Leegebruch und einige mehr.

Angefangen hat er zu Hause, damals noch in Sommerfeld. „Mit der elektronischen Schreibmaschine.“ Abends fuhr er nach Berlin, um im Copyshop Flyer zu vervielfachen. Seit Juli 1993 hat er sein Büro in der Ruppiner Straße 57. „Da wurde es in Sommerfeld zu klein.“ Damals lief noch die alte Ofenheizung. „Und ich hatte ein Funktelefon, weil wir keinen Telefonanschluss bekommen haben“, erzählt er. Das jetzt 30 Jahre alte, damals sehr moderne Teil, steht noch immer in seinem Büro – gewissermaßen als Ausstellungsstück. „Es war eine spannende Zeit.“

Dabei sollte sein Weg eigentlich ein anderer sein. Aufgewachsen ist René Speckmann in Nauen. 1984 zog er mit seiner Familie nach Sommerfeld. Im Automobilwerk Ludwigsfelde machte er die Lehre. Damals wurden die Lkw W 50 und L 60 in viele Länder verkauft. „Ich wollte damals ins Ausland.“ Er war dann bei der Armee in Bergen auf Rügen und wollte zudem ein Maschinenbaustudium absolvieren. Aber dann kam die Wende – und die hat so manche Biografie in völlig andere Richtungen gelenkt. So auch bei René Speckmann.
Er begann an der Freien Universität in Berlin ein Jurastudium. „Das hätte ich in der DDR nie machen können“, sagt er. Dort hatte er Berührungspunkte beispielsweise mit dem Grundbuchrecht und dem Erbrecht. „Durch persönliche Erfahrungen habe ich mitbekommen, wie der Immobilienmarkt funktioniert. Das war ein spannendes Betätigungsfeld.“ So befasste er sich in der damaligen Nachwendezeit mit Rückübertragungsansprüchen.

Schließlich machte er sich 1992 selbstständig, noch während seines Jurastudiums. „Ich bin aber nur bis zum ersten Staatsexamen gekommen“, erzählt er. Anfangs habe er unter anderem Erben von Grundstücken ermittelt. „So habe ich erste Aufträge bekommen, zum Beispiel von Erbengemeinschaften.“

1994 wollte er im Scheunenviertel eine Scheune zu Büro und Wohnung umbauen. Damalige Satzungen machten das unmöglich. „Wir haben überlegt, wie wir bauen können.“ Auch daraus entstand 1995 die Gründungsidee für den Scheunenviertelverein. René Speckmann war Mitinitiator. Damals sei es darum gegangen, eine erste Gestaltungssatzung zur Entwicklung des historischen Viertels zu verfassen.

Sein Geschäftsfeld wuchs unterdessen mehr und mehr. Er kaufte einen Stall in Amalienfelde, entwarf einen Bebauungsplan. „Das Verfahren habe ich selbst gemacht, das würde ich heute nie mehr so machen.“ An vielen Stellen sei es um die Erschließung von Straßen und Anschlüssen gegangen. Verkauft habe er die Grundstücke immer ohne Hausbindung – das heißt, die Käufer konnten ihre Häuser immer in Eigenregie bauen. Am schwierigsten sei die Planung am Wiesenring und Binningsweg gewesen. „Das hat insgesamt zehn Jahre gedauert.“ 55 Grundstücke seien allein dort entstanden. „Da profitiere ich heute noch von“, sagt er. Jetzt habe es erste Verkäufe gegeben von Leuten, die aus Altersgründen wieder ausziehen. „Sie wenden sich wieder an mich.“ Überhaupt habe er seine Kunden zu 90 Prozent durch Empfehlungen.

Kremmen habe heute zu wenige Baugrundstücke, sagt der Immobilienfachmann. „Man könnte mehr entwickeln, der Bedarf ist da.“ Es gebe aber kaum Entwicklungsflächen. Langfristig hoffe er auf neue Baugebiete im Bereich zwischen Bahn und Berliner Straße oder auch südlich des Seeweges, „zumindest entlang der Straße“. Auch Amalienfelde habe noch viel Potenzial.

Es war und ist viel Arbeit – aber er macht sie gern. Mitte der 2000er wuchs sie ihm aber über den Kopf. „Ich habe immer gearbeitet, keinen Urlaub gemacht.“ Als ein Bauträger ihn nicht bezahlt hatte, wuchsen ihm die drohenden Schulden über den Kopf. „Ich habe noch mehr gearbeitet, um die Kosten abzusichern. Das ging extrem zu Lasten der Psyche. Für eine Einzelfirma ist so was ein Genickbruch.“
Er arbeitete dann einige Jahre als Immobilieneinkäufer für eine Bank. Erst 2009 kümmerte er sich wieder um sein eigenes Immobilienbüro. Aber inzwischen nimmt er sich auch Aus-Zeiten. „Zweimal im Jahr machen wir 14 Tage Urlaub.“ Mit dem Wohnmobil geht es dann nach Polen oder Skandinavien. Das gibt ihm wieder Kraft. Ansonsten ist er sechs Tage pro Woche aktiv, „gerne auch am Wochenende“, sagt er.
„Die Leute merken, dass ich Spaß an der Arbeit habe. Ich will weiterarbeiten, noch bestimmt 25 Jahre.“ Eine Beziehung ging daran allerdings in die Brüche. Mit seiner jetzigen Frau ist er aber bereits 19 Jahre zusammen. „Sie macht das alles mit.“ Momentan lebt er mit ihr in Oranienburg, irgendwann will er auch wohnlich nach Kremmen zurückkehren.

Denn Kremmen liegt ihm am Herzen. Gerade entstehen neue Grundstücke am Seeweg. Außerdem übergab er am vergangenen Freitag beim Kremmener Neujahrsempfang eine Spende in Höhe von 10 000 Euro an die örtliche Feuerwehr. „Durch meine Tätigkeit schaffe ich für die Feuerwehr einen größeren Aufgabenbereich, diese Arbeit will ich anerkennen.“ Das Geld soll zum Beispiel für die Ausbildungen der Feuerwehrmitglieder verwendet werden.


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