(70) -> 24.11.2022

Immer gegen 14 Uhr bildet sich vor der Oranienburger Poststelle an der Bernauer Straße eine lange Schlange. In dem Laden kann man es sich nämlich leisten, ein kleines Mittagspäuschen einzulegen. Bei den Menschen, die gerne Pakete abgeben wollen, sorgt das für, vorsichtig gesagt, Unverständnis.
Kurz bevor das Ding wieder öffnet, ist dementsprechend der Andrang groß.

Ich wollte eigentlich nur einen Brief abgeben, doch angesichts der vielen Menschen vor mir, entschloss ich mich, an ihnen dabei, zum Briefmarkenautomaten zu gehen.
Ein Brief kostet heutzutage 85 Cent, und eine entsprechende Briefmarke gibt es aus dem Automaten.

Nun muss man nicht denken, dass das ein modernes Teil ist, in das man seine Bankkarte reinschiebt, von der dann die 85 Cent abgezogen werden. Das wäre ja nun wirklich viel zu einfach.
Man muss es bar haben. Und passend!

Natürlich hatte ich es nicht passend. Also steckte ich ein 1-Euro-Stück rein. Nun muss man nicht denken, dass das ein, also, du weißt schon. Das Ding gibt kein Wechselgeld. Sondern Wechselbriefmarken. Man bekommt keine 15 Cent in Münzen, sondern Briefmarken im Wert von 15 Cent.
Ein Stück weit ist das Abzocke, vielleicht sogar Betrug. Was bitte soll ich mit einer 15-Cent-Briefmarke? Denn wenn ich das richtig gesehen habe, könnte ich beim nächsten Mal auch nicht einfach eine 70-Cent-Marke kaufen, um dann die 15 Cent mit draufzukleben. Es ist also ein völlig unnützer Wechsel.
Eine andere Möglichkeit wäre noch, dass ich so lange sammele, bis ich sechs 15-Cent-Marken draufklebe. Da verschenke ich allerdings immer noch 5 Cent. Und vermutlich wäre kaum noch Platz für Adresse und Absender.

Die Post hat das wirklich geschickt einfädelt. Wer weiß wie viel Kohle, die auf diese Art machen.