Leute, Leute: Vorfreude auf Ruhestand ohne Druck

Ute Schneider betreibt seit 18 Jahren in Kremmen die „Scheune 29“ und engagiert sich im Verein

MAZ Oberhavel, 19.10.2022

Kremmen.
Als Ute Schneider 2004 ihre „Scheune 29“ im Kremmener Scheunenviertel eröffnete, „das war eigentlich die Idee, Keramik und andere schöne Sachen zu verkaufen“, erzählt sie. „Und nebenbei Kaffee und Kuchen. Das schlug dann um.“ Sehr bald wurde Ute Schneider vor allem für ihre selbstgemachten Kuchen bekannt. Allein im Laufe des Kürbisfestes am vergangenen Wochenende seien gut 35 Kuchen über den Tisch gegangen. „Danach ist man fix und fertig, es war aber trotzdem schön.“
18 Jahre lang betreibt sie die Scheune nun schon. Wer sich darin umsieht, wird vieles in den Regalen entdecken. Kleine Keramik-Figuren, Teller, Tassen und vieles mehr. Gemütlich ist es, und deshalb kommen die Menschen auch gern dorthin. „Es sind Leute hier aus der Region und ganz viele Berliner Ausflügler“, erzählt Ute Schneider. „Durch die Sana-Klinik in Sommerfeld haben wir auch viel Publikum.“

Jetzt, in der dunklen Jahreszeit, ist aber erst mal Pause. Die „Scheune 29“ öffnet nur zu Sonderanlässen wie den Weihnachtsmarkt am 4. Advent oder für Familienfeiern. „Im März haben wir dann wieder normal geöffnet, wenn wir bis dahin nicht verkauft haben.“ Auch wenn kein großer Druck dahinter stehe, soll die Scheune auf absehbare Zeit neue Besitzer bekommen. „Ich will langsam aufhören, ich bin 71, ich habe mir einen Ruhestand ohne Druck verdient“, sagt sie mit einem Schmunzeln.
Aber selbst wenn Ute Schneider nicht mehr ihre „Scheune 29“ hätte und die Scheune verkauft wäre – sie will sich weiter im Scheunenviertelverein engagieren. Zwei Jahre nachdem sie ihr Geschäft eröffnet hatte, war sie dem Verein beigetreten und war auch eine Zeit lang die Vorsitzende.
Aber es habe sich für sie herausgestellt, wenn man selber eine Gastro habe, dass es dann schwierig sei, an einem Festwochenende die Organisation und Verantwortung zu übernehmen. Inzwischen ist Ellen Brunner die Chefin des Vereins. „Seitdem sie das macht, hat man da einen zuverlässigen Partner, der das im Griff hat.“

Schon seit 1975 lebt sie in Kremmen. Sie wohnt allerdings nicht im Scheunenviertel, sondern in einem anderen Teil des Stadtgebietes. „Ich habe jahrelang auf der Milchviehanlage gearbeitet“, erzählt sie. Zur Wende wurde dann der jüngste Sohn geboren. Sie arbeitete dann auf mehreren ABM-Stellen, ihr Mann betrieb eine Elektrofirma. Die Scheune hatten sie eigentlich gekauft, um der Firma ein neues Domizil zu geben. Zunächst stand sie aber ein Jahr lang leer.
„Zum Kreiserntefest haben wir damals zum ersten Mal geöffnet“, erinnert sich Ute Schneider. „Wir hatten italienische Keramik, das war außergewöhnlich. So fing das an.“ Die Firma zog dann doch nicht ein, die Geschichte der „Scheune 29“ nahm andere Wege.
Der Anfang sei dennoch ziemlich schwer gewesen, sie habe es dennoch gewagt. Und sie erinnert sich: Montags bis mittwochs wurde anfangs gebaut, donnerstags geputzt, und am Wochenende wurde die Scheune geöffnet.
Vorher befand sich in der Scheune eine Heizungsfirma. Eine Zwischendecke ist ausgebaut worden. Die verbauten Balken sind freigelegt worden. Die Bögen sind neu, der Ofen auch. „Arbeitsmäßig gibt es in so einer Scheune immer viel zu tun“, sagt Ute Schneider. „Ich hatte mal eine Zeit lang eine Angestellte.“ Später hatte die Schwiegertochter den Laden übernommen. „Aber dann kam die Coronazeit, sie hat sich einen besser bezahlten Job gesucht. Sie unterstützt mich aber am Wochenende.“

Hinzu kommen die Preise, die in letzter Zeit stark gestiegen sind. „Bei der Butter und Milch sind sie enorm gestiegen, und wir verkaufen ja ganz viel mit Milch. Zucker und Mehl sind auch teurer geworden.“ Auch das seien alles Erwägungen, die in die Pläne für die nächste Zeit einbezogen werden müssen. Wie viel sie der Strom kosten wird, weiß sie momentan nicht noch, sagt sie.

In den 18 Jahren, die sie nun im Scheunenviertel arbeitet und wirkt, habe sich vieles verändert – auch zum Guten. „Vorher hatten wir hier nur das Erntefest. Wir haben dann angefangen, die Trödelmärkte zu organisieren. Das war ein schwerer Anfang, aber jetzt sind sie gut etabliert.“ Darum kümmere sie sich auch heute noch. Zwischenzeitlich habe es mal einen Fahrradverleih gegeben. „Der wurde aber nicht mehr betrieben, als jemand am Bahnhof professionell einen Verleih angeboten hatte.“ Den gibt es nun allerdings auch nicht mehr. Dafür aber nun das große Kürbisfest, den Weihnachtsmarkt und die Bluesnacht. „Das war damals eine tolle Idee“, sagt Ute Schneider. Inzwischen komme auch von Andrea Busse und Uwe Hohmann vom Tourismusinformationspunkt in der Museumsscheune viel Hilfe bei der Organisation der Feste.

Wenn Ute Schneider wirklich in den Ruhestand geht, dann werde ihr nicht langweilig. Der Verein werde sie nicht verlieren, und außerdem habe sie einen Garten, um den sie sich sehr gern kümmere. Ein weiteres Hobby sind Handarbeiten.


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