Ziel: 18 plus x Stimmen

Stefanie Gebauer ist promovierte Astrophysikerin und Vorsitzende der Kremmener Stadtverordnetenversammlung – sie stellt sich am Sonntag der Bundespräsidentenwahl

MAZ Oberhavel, 9.2.2022

Kremmen.
Bei der Bundespräsidentenwahl am Sonntag in Berlin geht sie für die Freien Wähler ins Rennen. Im Interview spricht die Kremmenerin Stefanie Gebauer (41) über die Kandidatur und was sie damit erreichen will.

Sie wollen Bundespräsidentin werden. Das ist ja nicht irgendein Amt. Wie kommt man darauf?
Stefanie Gebauer: Ich wurde gefragt, ob ich die Kandidatur machen würde. Ich habe spontan Ja gesagt, mir trotzdem eine kurze Bedenkzeit geben lassen und dann final zugesagt.

Wer hat Sie gefragt?
Peter Vida, der Vorsitzende der BVB/Freie Wähler, hatte mich angerufen und mich gefragt, ob ich das machen möchte, da hat mein Bauchgefühl Ja gesagt.

Was erhoffen Sie sich davon? Realistisch betrachtet, haben Sie ja keine Chance.
Ich bin ja kein Fantast. Wir wissen ja alle, dass am 13. Februar fest steht, dass Frank-Walter Steinmeier Bundespräsident sein wird, aber es geht darum, die Fahne hochzuhalten als junger Mensch und auch als Frau. Zu sagen, traut euch was. Frauen soll Mut gemacht werden, Verantwortung in der Gesellschaft zu übernehmen. Das ist eine für mich starke Motivation.

Mussten Sie lange überlegen?
Nein. Mein Credo ist, das habe ich in der vergangenen Zeit gelernt, alles was man in den ersten zehn Sekunden aus dem Bauch heraus entscheiden kann, sollte man tun. Das erste Gefühl sollte dann die Entscheidung ableiten.

Die Wahl ist schon am Sonntag, es wird eine stressige Woche. Was passiert jetzt alles?
Das stimmt. Dienstag war die Bundespressekonferenz in Berlin. Vorher noch einige Videoaufnahmen vor dem Schloss Bellevue für das Kampagnenvideo. Später geht es dann nach München, um dort am Mittwoch in der Landtagsfraktion vorstellig zu werden, auch noch ein paar Termine draußen. Donnerstag geht es nach Mainz, um dort die Fraktion der Freien Wähler zu besuchen. Dann ist noch ein Termin im Ahrtal geplant. Freitag stehen noch Termine hier in Brandenburg an. Sonntag ist die Wahl.

Was sind die Botschaften, die Sie überbringen wollen?
Die Botschaft soll sein, dass ich als bodenständige Frau den Kontakt zu den Bürgern suche. Da ich ja nicht Teil dieser Politikblase in Berlin bin, möchte ich den Menschen zeigen: Es kann auch jemand sein, der von unten kommt, der auch als Frau bodenständig genug ist, mitten im Leben steht. Ich sehe mich als Brückenbauer zwischen den Generationen. Ich habe eine kleine Tochter, ich habe meine Eltern und stehe genau in der Mitte. Das ist ein Vorteil in der heutigen Zeit, um die Risse und Gräben in der Gesellschaft zu überwinden.

Haben Sie bei Frank-Walter Steinmeier den Eindruck, dass er das weniger macht?
Das steht mir nicht zu, zu bewerten. Aber wir wissen alle, seine Vita ist ein jahrzehntelanger Politikbetrieb. Das verkörpere ich gerade nicht.

Was würden Sie anders machen?
Wir machen am Freitag die Bürgerpressekonferenz, wo ich mich abends um 20.15 Uhr über die sozialen Medien den Fragen der Bürger stelle. Das war ein Manko, wo Steinmeier mitgeteilt hat, ja, er will noch mal. Da konnte die Presse keine Fragen stellen. Das kann man schon kritisieren. Ich denke, ich würde mehr mit den Bürgern agieren. Nicht aus dem Schloss heraus, sondern rausgehen.

Wie wird der Sonntag ablaufen?
Konkret weiß ich das noch nicht, das wird sich ergeben. Ich hoffe, dass ich meinen Mann mitnehmen kann.

Was glauben Sie, wie viele Stimmen Sie bekommen können?
Die Freien Wähler haben 18 Stimmen. Ich würde mich wirklich sehr darüber freuen, wenn man 18 plus x Stimmen erreichen könnte, weil jede Stimme mehr bestätigt einen ja dann schon.

Sie sind Vorsitzende der Stadtverordneten in Kremmen. Was bedeutet Ihnen Ihr Ehrenamt?
Wir haben in Deutschland etwa 16 Millionen Menschen, die sich ehrenamtlich engagieren, davon sind eine Million Menschen bei der Freiwilligen Feuerwehr, und jeder, der sich nicht nur für sein Eigeninteresse interessiert, sondern für die Allgemeinheit, ist lobenswert. Das sind die Grundpfeiler unserer Gesellschaft. Stadtverordnete zu sein, ist auch ein Ehrenamt, und ich bin noch aktiv in diversen Vereinen. Das erfüllt mich, mir macht das Freude, Menschen zu helfen.

Was ist Ihr wichtigstes Ehrenamt?
Für mich sind die Feuerwehr und ihr Förderverein sehr wichtig. Menschen, die für andere, ohne nachzudenken, ihr Leben riskieren, sind schon sehr bemerkenswert.

Sie wollten in den Bundestag, jetzt die Kandidatur zur Bundespräsidentin. Gibt es weitere Ambitionen?
Es geht ja nicht darum, ob man gewählt wird oder nicht. Auch nicht gewählt zu werden, ist für mich kein Scheitern. Wir werden sehen, wo der Weg mich jetzt hinführt. Sicherlich stehen 2024 wieder diverse Wahlen ins Haus. Einmal die Landtagswahlen, dann die Kommunalwahlen, wir haben auch die Bürgermeisterwahl hier in Kremmen.

Wenn man als Bundespräsidentin kandidiert, hat man dann noch Lust darauf, Stadtverordnete zu sein?
Natürlich! Gerade hier vor Ort kann man ja was bewegen. Und hier vor Ort sind wir ja genau das, was die Freien Wähler ausmacht. Dicht am Bürger.


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