Viel öfter alleine als sonst

Senioren müssen sich in der Coronakrise umstellen – Helmut Rätzke lässt sich den Einkauf bringen

MAZ Oranienburg, 12.2.2021

Oberkrämer.
Die Coronakrise ist für die meisten Menschen auch ein Akt der Geduld. Gerade das gesellschaftliche Leben steht still. Das bekommen auch die Senioren zu spüren. Normalerweise gibt es in Oberkrämer fast jeden Tag Veranstaltungen in den einzelnen Ortsteilen, wo sich Senioren treffen, gemeinsam Karten spielen oder einfach nur Kaffee trinken und reden. Das fehlt nun alles – und nicht nur das. Weil die Senioren altersmäßig zur Risikogruppe gehören, müssen sie besonders aufpassen.

Helmut Rätzke aus Schwante ist 91 und momentan viel öfter alleine als sonst. „Ich gehe auch allein zum Spazierengehen“, erzählt er. „Aber auch nur da, wo man eher alleine ist.“ Er möchte ungern Menschen begegnen, größeren Menschenmassen ausweichen. Deshalb geht er auch nicht zum Einkaufen. „Das macht mein Sohn für mich.“ Der darf auch zu ihm rein, aber auch nur mit Maske. Eigentlich aber geht Helmut Rätzke jeden Mittwoch zum Kartenspielen, sonntags trifft er sich mit einer Frauenrunde, auch dort stehen dann Kartenspiele auf dem Programm. „Jetzt habe ich keinen Kontakt. Ich sehe zu, dass ich so wenige Kontakte wie möglich habe, ich bin ja schon 91.“ Das fällt ihm alles nicht immer leicht. „Na ja, das ist alles ein bisschen traurig. Aber was soll man machen?“ Seinen Haushalt macht er selbst, das Essen bekommt er geliefert. „Im Alltag komme ich noch ganz gut zurecht.“ Aber er vermisst die Normalität. „Ich bin ein Mensch, der Kontakte haben muss. Jetzt ist das natürlich schlecht.“ Immerhin telefoniert er jetzt ab und zu mit den anderen.
Seine erste Impfung hat der Schwantener auch schon bekommen. „Das war in Oranienburg“, erzählt er. Eigentlich sollte er dafür nach Potsdam fahren, aber dieser Termin sei abgesagt worden. Im Oranienburger Impfzentrum bekam er dann seinen Piks. „Das war alles sehr gut, ich habe nichts gemerkt.“ Bald bekommt er auch seine zweite Impfung, dann will er noch eine Woche weiter zu Hause bleiben. Wenn er wieder unter die Leute darf, dann freut er sich auf einen Besuch beim Bäcker und auf seine Kartenrunden.

Auch Inge Meier aus Eichstädt muss sich derzeit einschränken. Sie leitet normalerweise die Seniorenaktivitäten in ihrem Dorf und lädt einmal im Monat zu den Kaffeenachmittagen im Gemeindehaus. „Ein bisschen eingeschränkt ist das alles schon“, sagt sie. „Man ist doch schon mehr alleine, weil man auch Angst hat, dass doch irgendwas passiert und das Virus übertragen wird.“ Ab und an telefoniere sie noch mit den anderen Senioren in Eichstädt. „Die bedauern das natürlich alle sehr, dass nichts stattfinden kann und warten darauf, dass es wieder los geht.“ Ganz alleine ist Inge Meier aber nicht, die Familie kümmert sich um sie. „Wir gehen verhältnismäßig gut mit der ganzen Sache um“, sagt sie. „Wir sind alle sehr vorsichtig.“ Aber sie sagt auch: „Wir haben alle unser Alter und lassen es auf uns zukommen.“ Geimpft worden ist die Eichstädterin noch nicht. „Wir haben einige Male versucht, durchzukommen. Aber da war nichts zu machen, wir hatten noch kein Glück. Das geht den anderen ähnlich.“ Wenn sie doch mal rausgeht, dann trägt sie überwiegend eine Maske, erzählt sie.

Kerstin Laatsch ist die Seniorenbeauftragte in Oberkrämer. „Es melden sich bei mir auch hin und wieder Senioren“, erzählt die Vehlefanzerin. „Viele von den Frauen vermissen das monatliche Frauenfrühstück.“ So lange aufgrund der aktuellen Pandemiebestimmungen eine Person eine andere besuchen darf, würden das einige der älteren Leute auch in Anspruch nehmen, weiß sie. „Da geht es ja auch darum, sich gegenseitig ein wenig zu helfen.“
Kurz vor Weihnachten gab es in Oberkrämer eine besondere Aktion. „Wir haben zu Weihnachten viele Päckchen verteilt“, erzählt Kerstin Laatsch. „Wir haben wesentlich mehr Päckchen gepackt, weil es ja im vergangenen Jahr sonst keine weiteren Aktionen gab.“ Allein in Vehlefanz seien 80 solcher Päckchen zum Fest verteilt worden. Darin waren beispielsweise ein großer Stollen, Honig, eine Packung Tee und was zum Naschen. „Außerdem etwas von mir Gebasteltes“, sagt Kerstin Laatsch. Dazu noch eine Grußkarte. „Da kam eine sehr große Resonanz zurück.“ In der vergangenen Woche habe sich noch ein Ehepaar bei ihr gemeldet. „Es war ihnen ein großes Bedürfnis,. sich zu bedanken“, erzählt Kerstin Laatsch.
Sie ist weiterhin öfter in ihrem Büro im „Haus der Generationen“. Sie telefoniere viel. Auch sie hofft, dass die Senioren im Ort bald wieder zusammenkommen können.


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