(29) -> 15.6.2019
Der Startschuss fiel im April 2016. Einmal im Monat wollen wir uns gegenseitig überraschen. Und immer darf der andere nicht wissen, wo genau wir hingehen werden – erst vor Ort wird das Geheimnis gelüftet. Der Termin muss beim anderen natürlich abgefragt werden, alles andere nicht. Die Preisgrenze liegt bei 30 Euro. Diesmal durfte ich das Event planen, im nächsten Monat ist sie dran.
Wenn man so ein Event plant, weiß man ja auch als Planer nicht immer so genau, was einen erwartet. Ich hatte mich diesmal für ein Theaterstück in der Volksbühne in Berlin-Mitte entschieden: „Die Hand ist ein einsamer Jäger“ im „3. Stock“. Ich wusste grob, worum es ging, und ich wusste, dass es in Richtung experimentelles Theater gehen würde.
Schon der Gang in den „3. Stock“ ist spannend. So heißt das kleine Theater in eben jener Etage der Volksbühne. Man läuft über eine Treppe und diverse Gänge, die irgendwie an eine alte Schule oder an die alte Uni erinnern – auch vom Geruch her. Wir mussten noch einen Moment bis zum Einlass warten. Dann ging die Tür auf, und wir liefen in einen von Nebel umhüllten Raum. Auf der Bühne saßen schon mehrere Leute in seltsamen Posen. Es ging also mehr oder weniger gleich los.
Im Stück geht es in irgendeiner Art und Weise um die Frau in der Gesellschaft. Darum, wie ihre Körper mitunter begrapscht und begafft werden. Die Hand in der Hose. Um Frauen, die gut und dünn auszusehen haben, die sich auf dem Klo auskotzen. Vom Vaterland und dem Mutterland. Um Mädchen, die was hermachen sollen.
Drei Frauen und zwei Männer stehen da auf der Bühne und spielen das alles in eigentlich nicht zusammenhängenden Szenen. Es ist eine Abfolge von Themen und Momenten. Da wird rezitiert, gesungen, gestampft und gespielt.
Es ist eines dieser Stücke, bei dem man erst im Gespräch danach so richtig darauf kommt, was man da gesehen hat. Nicht jede Szene überzeugt, manche wirken zu lang. Aber jede Szene für sich ist doch interessant, einige sogar fesselnd. Manchmal erleben wie Esoterik oder auch eine rote Schlammorgie. Stummes Fressen oder auch merkwürdiges Tanzen.
Nicht alles versteht man gleich. Aber immer ist es irgendwie gut, dabei zu sein und so was zu erleben. Und auch am Ende überlegt man, ob man das jetzt eigentlich alles gut fand. Aber schon anhand dessen, dass man lange drüber redet, muss es ja irgendeinen Nerv getroffen haben, und das kann nur gut sein.
Hier zeigt sich wie toll die „Überraschungsevent“-Reihe ist. Ich hatte einen vorgegeben Abend und schaute, was alles an diesem Abend los ist. Ich entschied mich für das Volksbühnen-Stück. Und ich würde mal vermuten, dass ich unter normalen Umständen diese Stück nie und nimmer gesehen hätte. Jetzt weiß ich: Das wäre schade gewesen.
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