Der singende Dachdecker aus Kremmen

Werner Marzahn feiert heute seinen 80. Geburtstag – der Kremmener hat lange Zeit dafür gesorgt, dass die Dächer in der Stadt schöner aussehen

MAZ Oberhavel, 26.2.2019

Kremmen.
Das wird ein Fest! Etwa 60 Leute werden kommen, um einen Mann zu feiern, der viel dafür getan hat, dass Kremmen einen schönen Anblick bietet. Dachdeckermeister Werner Marzahn ist heute 80 Jahre alt geworden. Freunde, Bekannte und natürlich die Familie kommen am Nachmittag in die Bikerscheune.
Wer durch Kremmen spaziert, der wird so einige Dächer entdecken, die Werner Marzahn und seine Leute gedeckt haben. Die Kremmener Nikolaikirche gehörte 1990 zu den größten Aufträgen. „Acht Wochen haben wir damals für das Dach gebraucht“, erzählt er. „Auch den ganzen Markt rauf und runter.“ In Kremmen und drumherum war er aktiv.

Geboren ist Werner Marzahn am 26. Februar 1939 in Nauen, aufgewachsen ist er in Perwenitz. „Meine Eltern waren Kleinbauern“, erzählt er. Er hatte zwei Geschwister, er war der Jüngste. 1945 kam er zur Schule. „Ich kann nicht sagen, dass ich ein schlechter Schüler war“, sagt er und lächelt. Nach der 8. Klasse beginnt er bei der Lokomotivbau Elektrotechnischen Werken (LEW) in Hennigsdorf eine Lehre als Blechschlosser. Den Gesellenbrief bekam er zu seinem 18. Geburtstag. „Die Arbeit hat mir Spaß gemacht.“ Dass er wie seine Eltern Bauer wird, stand nicht zur Debatte. „Mein Bruder sollte die Landwirtschaft vom Vater übernehmen.“ Bis 1963 arbeitete er bei den LEW. Im selben Jahr heiratete er Marie-Luise, die von allen Marlies genannt wird. Vier Wochen nach der Hochzeit muss er zur Armee nach Eggesin. „Anderthalb Jahre. Die waren das Schlimmste.“
Danach stand Werner Marzahn vor einer Entscheidung fürs Leben. Soll er zurück ins Werk oder soll er in die Firma seines Schwiegervaters Werner Sandow einsteigen? Er entschloss sich umzusatteln. Er wurde Dachdecker, machte 1969 in Potsdam die Meisterprüfung.
Ein halbes Jahr später übernahm er die Firma, die es bereits seit 1890 gibt. „Aufträge waren da, Material haben wir bekommen, das lief alles in geordneten Verhältnissen“, erinnert er sich. Fünf bis sechs Leute hatte er damals. So richtig los ging es dann aber mit der Wende. „Alle haben ihre Dächer neu machen lassen.“ Viele Aufträge hatte er zu dieser Zeit auch im früheren West-Berlin. Bis zu 16 Angestellte hatte er zu dieser Zeit.
2003 gab er den Betrieb an seinen Schwiegersohn ab. Seitdem ist Jörg Schmidtsdorf der Chef, seit 1986 war er bereits in der Firma. Werner Marzahn ist nun Rentner. „Ich bin körperlich noch ganz fit“, sagt er. Er muss immer mal wieder seine Frau Marlies zum Arzt fahren. Außerdem engagiert er sich in der Kirchengemeinde. Bis vor zwei Jahren spielte er im Posaunenchor mit. Außerdem war er 51 Jahre lang Mitglied im LEW-Blasorchester. Er war Trompeter. „Die Musik hat mich ausgelastet“, sagt er. Zu DDR-Zeiten spielte er oft auf Hochzeiten. „Er war der singende Dachdeckermeister“, sagt seine Frau Marlies und lacht.

Die beiden haben viel gesehen von der Welt. Sie waren in Neuseeland, Australien, Amerika, Südafrika, in London, Paris, Moskau und St. Petersburg. Indien und China haben sie ausgelassen. „Zu groß, zu viele Menschen. Aber von den Reisen zehrt man jetzt“, sagt Marlies Marzahn. Jetzt ist Werner 80 geworden. Für ihn zählt jetzt vor allem eines: „Gesund bleiben“.


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