Überflieger: Ein halbes Jahr auf dem Wasser und Weihnachten auf Curaçao

Christin Schilling (31) aus Oranienburg unterrichtet Jugendlicheauf dem Segelschulschiff „Pelican of London“

MAZ Oberhavel, 22.12.2018

Oranienburg.
Die Fahrt über den Atlantik verlief überraschend entspannt. Schwierig war es nur in der Biskaya, an der Westküste Europas. „Da hatten wir ziemlich hohen Wellengang, da mussten wir uns zusätzlich sichern.“ Weihnachten wird sie auf Curaçao verbringen, in der Karibik.

Christin Schilling aus Oranienburg ist auf einem Schiff unterwegs. Dabei handelt es sich um die „Pelican of London“, ein Segelschulschiff. Die Tour begann im Oktober in Dublin. Sie führte bereits nach Portugal, Marokko und über den Atlantik. In dieser Woche machte es Halt auf St. Lucia Station, das zu den Kleinen Antillen gehört. Die 31-Jährige macht dort aber keinen Urlaub – sie arbeitet auf dem Schiff als Lehrerin. Es sind Schülerinnen und Schüler der Klassen 9 bis 11 aus Deutschland, Österreich und der Schweiz, die auf dem Schiff mitfahren. „Im Fokus steht das Segelnlernen“, sagt Christin Schilling. Oceancollege stehe für sechsmonatiges Lernen unter Segeln. Sie untersuchen aber auch das Plastikmüllproblem, oder nehmen an einem Aufforstungsprojekt in Costa Rica teil.

Die Oranienburgerin gibt den Jugendlichen Unterricht in Deutsch und Geografie. Wenn es die Situation auf dem Schiff erfordert aber nicht nur das. „Wir müssen aber auch bei All-Hand-Manövern dabei sein. Dann geht es auch mal hoch in den Mast.“ Sie ist eine von drei Lehrern an Bord. „Aber es ist natürlich so, dass wir hier 24 Stunden lang den Lebensraum teilen.“ Heißt: Sie ist auch Ansprechpartnerin für die Jugendlichen, wenn es mal Probleme gibt. „Wir sind pädagogisch extrem gefordert, sind eine Auffangstation für Sorgen und geben die Struktur für den Tag.“ Da rutsche man schon mal in verschiedene Rollen.   

Sie selbst hat 2006 ihr Abitur am Oranienburger Runge-Gymnasium gemacht. Dann folgte das Studium und eine Ausbildung zur Gymnasiallehrerin für Deutsch und Geografie. Ihr Referendariat machte sie an einer Schule im Barnim. Schon  während des Studiums hat sie von der Möglichkeit des Arbeitens auf so einem Schiff erfahren. Sie hat sich zwar an vielen Schulen beworben und auch diverse Zusagen bekommen – aber sie packte das Fernweh. „Ich habe gemerkt, dass ich raus möchte. Reisen, erkunden, aber auch unterrichten.“ Sie meldete sich beim Oceancollege, bewarb sich und bekam die Stelle auf dem Segelschulschiff. Mehrere Monate bereitete sie sich auf die Tour vor, wälzte Unterrichtsmaterial und kaufte Bücher. Kurzfristiges Recherchieren an Bord geht ohne Internet nicht. Heimweh? „An sich nicht“, sagt sie. „Also, vielleicht so gut wie gar nicht. Aber man hat hier gar keine Zeit für Heimweh. Man erlebt so viel in kürzester Zeit und hat ein familiäres Gefühl an Bord. Und hier in St. Lucia ist es gerade megaschön, total paradiesisch.“ 

Kontakt nach Hause hält sie über das Internet – aber immer nur dann, wenn es W-Lan gibt – und das ist nicht oft der Fall. Ein kleiner Tannenbaum ist schon aufgestellt worden. „Und die Kabine platzt nur so vor Weihnachtsdeko.“ Heiligabend ist eine deutsche Weihnachtsfeier geplant, am Tag danach die britische – das Schiff fährt unter englischer Flagge, von dort kommt auch die Crew. Nächste Station wird Costa Rica sein. Dort steht ein einmonatiges Landprogramm auf dem Plan, Christin Schilling wird am Aufforstungsprojekt teilnehmen. Wenn die jungen Segler Spanischschule haben, hat die Oranienburgerin zwei Wochen Urlaub. „Nach Hause geht es dann aber auf keinen Fall.“

Die Reise geht weiter nach Kuba, zurück über den Atlantik nach Frankreich. Ankunft ist Mitte April. Danach ist beruflich alles offen.  Sie wird sich als Lehrerin bewerben. „Ich weiß nicht, wo ich danach zu Hause bin“, sagt sie. „Ich bin der Typ, der nicht so gerne plant. Ich lebe gerne im Moment.“ 


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