Bitte nicht mehr husten und klatschen!

Ich gehe hin und wieder gern ins Theater. Man erlebt live ein Stück auf der Bühne, man sieht die Schauspieler. Man sieht, wenn sie gut spielen, auch, wenn sie sich verhaspeln. Und man erlebt ganz direkt die Reaktionen der anderen.
Manchmal aber, da nerven die Leute einfach nur.

Am Dienstagabend im Berliner Schlossparktheater. Die Aufführung von „Was zählt, ist die Familie“ ist so gut wie ausverkauft. Es ist laut, die Leute schnattern wild umher. Sie drängeln, sie maulen, wenn ihnen jemand im Weg steht oder etwas nicht so macht, wie es ihnen gerade genehm ist. Ich muss gestehen, dass ich das immer öfter immer schlechter verkrafte. Am Dienstag hat es mich angestrengt, ja, genervt.

Im Saal. Das Stück beginnt, und es beginnt relativ ruhig. Vorne rechts hustet jemand. Hinten links auch. Die Hustenkaskade zieht sich durch den ganzen Raum, und es scheint kein Ende zu nehmen.
Als die Schauspielerin Anita Kupsch die Bühne betritt, will sie gerade was sagen, da applaudieren einige. Nett gemeint, aber völlig unpassend. Anita Kupsch ist merklich irritiert und kurz raus. Später beim Erstauftritt von Dagmar Biener dasselbe, und der nichtklatschende Teil des Publikums machte leise Genervtseinsgeräusche. Dagmar Biener versuchte die Stelle zu überspielen.
Auch später gab es immer mal Applaus an völlig deplatzierten Stellen. Offenbar saß im hinteren Teil des Saals eine Frauengruppe, die meinte, irgendwem was Gutes zu tun.

Völlig grotesk wurde es in der Pause. Da stand ein Theatermitarbeiter hinter einem Tresen und moserte ständig die Leute an, dass sie doch bitte nicht seinen Tisch blockieren. Die Leute standen an der Bar an, und die Schlange reichte bis zu seinem Tisch, an dem eh niemand was kaufen wollte. Dort gab es das Programmheft, das in der Pause kein großes Interesse mehr hervorrief. Immer wieder sagte er eher arrogant zu sich selbst, ob er denn gegen eine Wand spreche, und ob es denn nicht möglich sei, dass sich die Leute woanders hinstellen.
Nein, war nicht möglich, und ehrlich gesagt, war ich kurz davor, noch ein paar Leute anzusprechen, ob sie sich nicht auch noch vor dem Tisch platzieren wollen.

Das Stück war toll, am Ende sogar sehr emotional. Aber ich glaube, die Schauspieler hatten es angesichts der Applaudiererei und Husterei nicht leicht.
Und auch ich dachte zwischendurch, wie schön es doch in einem Kino ist, das ziemlich leer ist. Vielleicht werde ich ja ein Misanthrop.


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