Rettungswachen droht das Aus

Probephase ab Mitte März: Kein Krankenwagen in Sommerfeld, Versorgung dann aus Kremmen

MAZ Oranienburg, 3.3.2015

KREMMEN
Ute Werner aus dem Kremmener Ortsteil Beetz macht sich Sorgen. Ab voraussichtlich Mitte März ist im Nachbardorf Sommerfeld bis mindestens Dezember kein Rettungswagen mehr stationiert.
Hintergrund ist die geplante Umstruktuierung der Rettungsdienst-Standorte im Landkreis. In einer von Mitte März bis zum Jahresende dauernden Testphase soll der Sommerfelder Rettungswagen nach Gransee wechseln. Das bestätigte gestern Ronny Wappler, der Sprecher des Landkreises.

Änderungen gibt es auch in der Staffelder Wache. Einer der beiden dortigen Rettungswagen kommt während der Testphase zur Feuerwehr nach Kremmen – allerdings nur am Tage. Auf dem Kremmener Gelände wird ein Container dafür aufgestellt. Nachts steht dieses Fahrzeug dann wieder in Staffelde.

Ronny Wappler betonte gestern, dass dies kein Aus für die Sommerfelder Wache bedeute, erst wolle man den nun beginnenden Test auswerten. Fällt der jedoch positiv aus, könnte das dazu führen, dass die Rettungswache dann an der Feuerwehr in Kremmen angesiedelt wird – statt wie jetzt in Staffelde und Sommerfeld. Aber das sei zu diesem Zeitpunkt noch nicht absehbar.
Die Kreisverwaltung bezieht sich auf ein 2011 in Auftrag gegebenes Gutachten zur Organisation des Rettungsdienstes in Oberhavel. Danach sei, so Wappler, insbesondere die Sommerfelder Rettungswache unterdurchschnittlich ausgelastet, in Gransee dagegen besonders stark. Während es in Gransee 2014 insgesamt 948 Einsätze gab, waren es in Sommerfeld nur 326. Im Gutachten wird eine Verlagerung von Personal und Technik vorgeschlagen, was der Landkreis nun testweise umsetzt.
Laut Ronny Wappler sollen die gesetzlichen Rettungszeiten aber dennoch eingehalten werden – auch nachts, wenn in der Testphase der Kremmener Rettungswagen in Staffelde steht. „Außerdem sind die Wagen ja oft sowieso in der Region unterwegs“, so Wappler.

Ute Werner aus Beetz ist da skeptisch: „In Notfällen ist es wichtig, schnell Hilfe zu bekommen“, sagt sie. „Was ist denn ein Leben wert, wenn es das nicht wert ist? Notfälle kann man nicht wirtschaftlich planen.“ Sie hat gestern im Internet eine Open-Petition gestartet. Titel: „Erhaltung der Rettungswagenstützpunkte Sommerfeld/Staffelde“.

Kommentar

Spiel mit dem Leben
RT zur geplanten Umsetzung der Krankenwagen

Dass auch ein Rettungsdienst einigermaßen wirtschaftlich betrieben werden muss, ist klar. Die bald beginnende Testphase ist aber auch ein Spiel mit dem Leben.

Nur mal angenommen: Es ist Nacht, 2.15 Uhr. Irgendwo in Beetz bekommt eine Person einen Herzinfarkt, jede Minute zählt. Die Sommerfelder Rettungswache: dicht. Die Kremmener Container: zumindest in der Testphase nur am Tage besetzt. Woher kommt in der Nacht aber der Krankenwagen? Aus Staffelde? Aus Germendorf? Aus Gransee? Oder muss der Kranke hoffen, dass zufällig ein Rettungswagen in der Gegend umherschwirrt?

Das klingt alles andere als beruhigend, alle Beteiligten müssen darauf hoffen, dass der Test gut verläuft. Und dass das beschriebene Notfallszenario ein Happy End hat.


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