Leben wie im Mittelalter

Die Sommerfelderin Annette Hograewe ist Mitglied im Historienverein und näht alte Kleider

MAZ Oranienburg, 4.1.2014

SOMMERFELD
Wenn sich Annette Hograewe ihr Mittelalterkleid anzieht, dann nennt sie sich Agnes von Braunschweig. „Aber eigentlich bin das schon noch ich“, sagt die 42-Jährige aus Sommerfeld. „Aber wahrscheinlich war es schon als Kind mein Wunsch, so zu sein wie sie.“
Als Agnes von Braunschweig reist sie mit ihren Freunden aus dem Verein „Viatores Historica“ zu den Mittelalterfesten in großen Teilen Mittel- und Norddeutschlands. „Wir sind Geschichtsreisende“, sagt sie. Im Dezember waren sie auch auf den Weihnachtsmärkten in Himmelpfort und Hennigsdorf zu erleben. Dort schlagen sie ihre Zelte auf und zeigen, wie die Menschen um 1250 gelebt haben könnten. „In der Zeit ist viel passiert“, sagt Annette Hograewe. „Es war die Zeit der Kreuzzüge, aber wir möchten auch mal die andere Seite zeigen, es gab ja nicht immer nur Krieg.“ Das kann sehr anstrengend sein, aber „Spaß muss auch dabei sein.“ Für die Sommerfelderin steht aber auch fest: „Ich möchte in dieser Zeit nicht gelebt haben, als Frau hatte man da ja nicht viel zu sagen.“

Seit zehn Jahren ist sie im Verein, der als „Grafschaft derer von Bergfelde“ gestartet war und nach dem Umzug der Hograewes nach Sommerfeld umbenannt worden ist. Angefangen hat alles in Birkenwerder. „Wir waren dort bei einem Mittelalterfest“, erinnert sich die 42-Jährige. „Dort habe ich einen alten Freund wiedergetroffen, durch ihn bin ich in diese Szene reingerutscht.“ Sie kauften sich ein Zelt und nahmen an einem Mittelalterevent in Berlin-Lübars teil. „Jedes Jahr wurde es ein bisschen mehr.“

Inzwischen näht sie auch die alten Kleider selbst. Die einschlägigen Internetshops haben ihr nie zugesagt. „Wir wollen nah am Original sein, und das gibt es nicht im Internet.“ Sie wälzt regelmäßig Geschichtsliteratur und forscht im Netz nach neuen Rechercheergebnissen. Das setzt sie dann beim Nähen um.
„Ich liebe das Einzigartige“, sagt sie. „Alles, was ich mache, ist ein Unikat. Kein Mantel ist wie der andere.“ Neben den Kleidern fertigt sie Kopfbedeckungen selbst. Sehr beliebt sind Jungfernkränze. Auch stickt sie alte Wappen. Inzwischen verdient sie damit ihr Geld, sie hat sich mit der Arbeit selbstständig gemacht. Mit den Maßangaben und den Wünschen nach Material und Farben kann sich jeder an sie wenden.
„Mit 40 Jahren hatte ich mir überlegt, noch mal was anderes zu machen“, erinnert sich Annette Hograewe. Sie ist gelernte technische Zeichnerin. „Dadurch habe ich wahrscheinlich auch ein ganz gutes Verhältnis zu Skizzen, ich kann mir die Dinge besser vorstellen.“

Inzwischen werden die Vereinsmitglieder auch zu den Märkten und Festen eingeladen. „Gerade Kinder sind hellauf begeisert, wenn sie sich Rittersachen und Kettenhemden ansehen können. Sie können auch mal was anprobieren.“ Im Januar und Februar haben die Mittelalterfreunde allerdings Pause. Aber auch jetzt hat sie mit den Nähereien gut zu tun


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