(11) -> 4.8.2013
Ein Ausflug während der Woche in der Algarve führte uns zu einer Bekannten meiner Cousine. Die deutsche Familie lebt seit zehn Jahren in Portugal. Der Mann arbeitet in einer Bäckerei, die Frau bewirtschaftet den Hof, der Sohn besucht eine portugiesische Schule.
Der Weg zum Hof führt quasi durch die Steppe. Von der großen Hauptstraße führt ein schmaler Sandweg durchs Nichts, ein extrem holpriger Weg, bei dem das Auto schon mal aufsetzt, bringt uns zum Hof.
Die Ruhe dort ist fast schon ein bisschen bedrückend.
Die Familie war einst lange auf der Suche nach einem Grundstück, erzählt die Frau. Das, wo sie jetzt leben, sei das Letzte gewesen, was sich sich angesehen hatten – im strömenden Regen. Man solle sich Grundstücke immer im Regen ansehen, wenn es gerade nicht so gut aussieht, wie zum Beispiel bei Sonnenschein. Heute bereuen sie es ein wenig, sich einen so großen Hof und ein altes Haus zugelegt zu haben. Jetzt, zehn Jahre danach, hätten sie sehr viel damit zun tun, alles instandzuhalten. Viel Geld, alles in Schuss zu halten, sei nicht da.
Spannend werde es, wenn es irgendwie in der Nähe einen Brand gibt. Und das kommt im Sommer leider gar nicht so selten vor. So weit, dass sie kurz davor waren, zu flüchten, Haus und Hof aufzugeben, waren sie wohl erst einmal. Jetzt setzen sie sich irgendwo hin und beobachten, wie sich das Feuer entwickelt. Rast es auf sie zu, dann müssen sie eben handeln. Vorher bleibt ihnen nichts anderes übrig, als zu warten. Bei der Trockenheit fehlt nicht viel, um ein Feuer auszulösen. Und der kleinste Funke kann in der dortigen Steppe eine Katastrophe auslösen.
Unweit des Hofes gibt es riesige Flächen, auf denen beispielsweise Erdbeeren und Himbeeren angebaut werden – ganzjährig, teilweise im Gewächshaus. Bis vor einigen Jahren hätten vor allem Bulgaren diese Arbeit erledigt, nun seien es oft Thailänder. Und die Portugiesen – das kommt einem irgendwie bekannt vor – haben nun Angst, dass ihnen die Thailänder alles unter dem Arsch wegklauen, was nicht niet- und nagelfest ist. Sei natürlich alles Unsinn, sagt die Frau.
Zudem gebe es bei den Pflückern eine Zwei-Klassen-Gesellschaft. Portugiesen dürften so zum Beispiel nur Erdbeeren pflücken, die auf einer Erhöhung angebaut seien. Die Thailänder dagegen müssen sich bücken, müssen schwerer arbeiten und werden dafür mieser bezahlt. Kein Wunder also, dass Portugiesen die Scheißarbeit nicht machen wollen.
Solche Zustände und Befindlichkeiten gibt es also nicht nur in Deutschland. Interessant, so was mal zu hören.
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