(19) -> 16.5.2012
Irgendwie kann ich es verstehen, dass es eine Wespe doof findet, in der Oranienburger Schulstraße zu leben. Da will man doch weg, raus in die Natur.
Als ich am Nachmittag in mein Auto steige und losfahre, bemerke ich einen blinden Passagier. Das Tier hockt auf meiner Motorhaube, ich habe es die ganze Zeit im Blick. Erst sieht es aus wie eine etwas träge Fliege. Bald aber ist klar: Es ist eine Wespe.
Ich fahre die Bernauer Straße entlang, es herrscht viel Verkehr, großes Tempo kommt da nicht auf. Die Wespe hält sich wacker auf der Motorhaube. Langsam, ganz langsam schleicht sie in meine Richtung.
Endlich verlasse ich die Stadt, der verkehr wird flüssiger. Die Wespe ist inzwischen zum Beginn der Haube gekrochen.
Sie ist clever: Als ich in Eden ein höheres Tempo drauf habe, hockt sie in am Rande der Motorhaube, in der Spalte, in der auch die Scheibenwischer sind. Sie ist also nicht mehr dem Fahrtwind ausgesetzt. Aber sie ist auch sehr träge geworden. Manchmal habe ich den Eindruck, sie bewegt sich gar nicht mehr.
Ich würde es ihr gönnen, wenn sie im Wald zwischen Germendorf und Sommerswalde die Fliege (haha) macht. Aber sie bleibt. Und sie bewegt sich. Kurz vor Schwante gibt sie ein Lebenszeichen.
Mein Ziel ist Schwante. Ich parke mein Auto am Rand einer Wiese. Es ist der perfekte Ort für die Wespe. Und tatsächlich: Als ich eine gute Stunde später zurückkomme, ist die Wespe weg.
Dafür spiele ich doch gern Tiertaxi.
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