Nach dem Crash

Es gibt Journalisten, die den ganzen Tag nichts anderes machen, als darauf zu warten, dass Unfälle passieren, um dann hinzudüsen und sie abzufilmen.
Ich könnte das nicht.

Eigentlich war ich aus einem schönen Grund nach Kremmen gekommen. Mit meinem Kollegen Dietmar Ringel wollte ich in der „Knast“-Theaterkantine unsere Talkshow am 1. April besprechen.
Aber schon als ich ins Scheunenviertel abbog, sah ich in der Ferne das Blaulicht. Im „Knast“ heiß es schon: schwerer Unfall. Rettungshubschrauber ist schon da. Als Journalist, der momentan auch für den Bereich Kremmen zuständig ist, musste ich dort natürlich mal vorbeischauen.
Es gehört nicht zu den besten Momenten in diesem Beruf.

Schon bald sah ich ein Autowrack auf der Straße stehen, schräg gegenüber das andere. Die beiden Autos sahen total zerschossen aus. Es musste etwas Furchtbares geschehen sein.
Am Rande der Unfallstelle traf ich einen Bekannten, er erzählte mir, dass er als Notfallseelsorger hergerufen wurde. Das passiert in der Regel, wenn es zum Äußersten kommt.

Die beiden Autos waren an den Seiten total zermalmt, der Knall muss mit einer riesigen Wucht über die Vehikel hereingebrochen sein.
So lange die Verletzten noch an der Unfallstelle waren, warteten wir ab, sie wurden zum Rettungshubschrauber getragen. Erst danach machte ich ein paar Fotos.
Der Polizeisprecher vor Ort sagte, dass die beiden Autos frontal zusammengestoßen waren. Der aus Richtung Orion kommende Wagen ist in den Gegenverkehr geraten. Drei Schwerverletzte.

Einer der anderen Presseleute filmte unablässig alles und jeden. Während ich mich mit dem Notfallseelsorger eher privat darüber unterhielt, dass diese Menschen vor einer guten halben Stunde noch nicht wussten, was gleich passieren würde, kam der Fernsehmann zu uns. Keck und leicht fröhlich sagte er zum Seelsorger: „Hey, Sie kommen mir bekannt vor, ich kenne Sie doch irgendwo her.“ Der Angesprochene, irgendwie so gar nicht in guter Stimmung, antwortete eher schmallippig.
Nun ja, taktvoll geht anders, möchte man dem Kollegen zurufen.
Ich zog es vor, den Unglücksort zu verlassen. So etwas muss ich nicht jeden Tag erleben.


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