20x Brandenburg

DO 06.01.2011 | 22.15 Uhr | rbb

Sie können nicht lesen, aber sie kommen zurecht. Sie führen ein gutes Leben in Alt Ruppin. Die beiden Frauen sind Näherinnen. Aber einmal im Jahr, da fahren sie raus. Reisen in eine andere Welt. Nach Berlin. Sie steigen in den Prignitz-Express. Immer mit der Karte in der Hand. Immer mit einem Ohr am Lautsprecher, um die nächste Ansage nicht zu verpassen. Sie fahren bis Hennigsdorf, warten dort auf die S-Bahn. Fahren weiter bis Berlin. Sie wollen zum Potsdamer Platz.
Der Zuschauer, der sich in Berlin auskennt, weiß, dass sie durchfahren können. Aber in Berlin-Friedrichstraße hören sie etwas von „umsteigen“ und verlassen die Bahn.
Nun sehen sie da und fragen die Leute, wo denn die Bahn zum „Alexandraplatz“ ist. Sie fahren wieder Bahn, am Alex fragen sie sich durch, wo sie denn zum Potsdamer Platz kommen, suchen die das Schild mit dem „U“ und der „2“. Die U2 zum Potsdamer Platz.
Als sie dann vor dem Theaterhaus stehen und die Klänge des Musicals „Dirty Dancing“ beginnen, sind die beiden Frauen glücklich. Glücklich, dass sie es ganz allein geschafft haben.
Die Kamera begleitet die beiden. Kommentarlos verfolgt der Zuschauer die am Ende erfolgreiche Odyssee. Ein extrem rührender Film. „Mit ohne lesen“ ist einer der Höhepunkte von „20x Brandenburg“.

Der rbb wiederholte am Donnerstag das fünfstündige Doku-Special, das zum 20. Geburtstag des Landes Brandenburg entstand. 20 Dokumentarfilmer drehten 20 Filme über Land und Leute.

Zum Beispiel auch über einen Bestatter im uckermärkischen Brüssow. Seine Firma hat acht Filialen, und seine Angebote preist er an wie auf dem Rummel. Irgendwie gruselig: Eine Frau singt ganz schön schief und schleimig „So war sein Leben“ und sagt dann im Stil einer Ansage einer Zugbegleiterin, dass die Leute jetzt noch bei Kaffee und Kuchen plaudern könnten. Also in Brüssow möchte ich lieber keine Trauerfeiern erleben…


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Kommentare

6 Antworten zu „20x Brandenburg“

  1. blaurora

    musst du ja auch nicht.
    😉

    ich überlege, mir die dvds zu besorgen, weil ich keine zeit habe, zur sendezeit dabei zu sein. was meinst du,lohnt es sich ansonsten?

  2. RT

    Richtig.
    Ich habe auch nur 4 der 20 Filme gesehen, ich finde, es lohnt sich.

  3. Die Brüssower sind sowieso komisch und gehören nicht zu uns. Alles hinter hinter Carmzow kocht seine eigene Suppe; das sag ich als 1/4-Klockower 😉

  4. RT

    Wer ist in dem Zusammenhang „zu uns“?

  5. Na icke, die Klockower, Uckermärker, Brandenburger… zwischen Carmzow und Brüssow liegt eine kleine Mentalitätsgrenze – weiß man natürlich nur, wenn man die Gegend kennt… die Brüssower tendieren eher gegen Pasewalk, während man diesseits eher gegen Prenzlau tendiert 😉

  6. RT

    Durch meine Bundeswehrzeit in Prenzlau kenne ich die Gegend ein wenig. In Brüssow war ich in der Zeit auch mal.

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