Mein BMW und ich (12): Rot!

(11) -> 10.5.2010

Seit ein paar Tagen war vom Motor ein seltsames Nebengeräusch zu hören. Ganz plötzlich war es da als ich auf der A111 im Stau stand, der Tegeltunnel mal wieder dicht war und der Schnee vom Himmel fiel. Es hörte sich an, als ob ein Ventilator unrund läuft, ein bisschen wie: cchhhhhrrr.
Ich sprach das Thema heute kurz vorher noch an, musste dann aber nach Berlin. Doch bis zur Stadtgrenze kam ich gar nicht mehr.

Kurz vor dem Rasthof Stolper Heide auf der A111 erblickte ich plötzlich die rote Batterieleuchte. Die Servolenkung hatte sich verabschiedet, plötzlich musste ich Kraft anwenden, um die Kurve zu bewältigen. Langsam fuhr ich noch auf den Parkplatz, machte den Motor aus und stieg aus. Vorn qualmte es. Noch nicht dramatisch, aber Qualm an sich ist nie etwas Gutes.

Und ausgerechnet heute Abend war der Akku meines Handys fast am Ende. Wie immer, wenn man es wirklich braucht.
Anruf 1. Mein Bruder riet mir, den ADAC anzurufen. Da bin ich sogar Mitglied.
Anruf 2. Anruf beim ADAC. Schon allein das Wort „Stolpe“ erwies sich als schwierig. Die Frau im Callcenter wollte mich einfach nicht verstehen. Erst das Stichwort gleichnamiger Ex-Ministerpräsident brachte sie auf das richtige Wort. Fast hätte sie allerdings den Abschlepper ins mecklenburg-vorpommernsche Stolpe geschickt, an der dortigen A24 gibt es auch einen Rasthof. Das konnten wir beide gemeinsam gerade noch so abwenden.
Anruf 3: Eine Kollegin, die hören wollte, was passiert war, nachdem ich per SMS meine Teilnahme am Treffen abgesagt hatte.
Anruf 4. Eine Frau von einer Werkstatt aus Bergfelde. In etwa 45 Minuten würde der Abschlepper kommen.
Anruf 5. Bei der Familie. Wir entschieden, mein Auto nicht zur Werkstatt, sondern nach Hause bringen zu lassen.

Nach einer Weile spazierte ich über den Rastplatz. Rastplätze sind ganz schön langweilig, wenn man eigentlich gar keine Rast machen will. Noch dazu an einem Sonnabend zur Primetime. Im Dunkeln. Bei Schneeschmelze.
In der Ferne fuhr ein ADAC-Auto vorbei. Es stoppte an der Tankstelle. Fuhr weiter, verschwand wieder.
Anruf 6. Die Frau von der Bergfelder Abschlepperfirma. Wo ich denn genau sei. Ich erklärte es ihr, und sie meinte, ich solle mich doch besser bemerkbar machen.
Mein Handy hat die sechs Anrufe erstaunlich gut überstanden – trotz so gut wie nicht mehr vorhandener Akkuleistung.

Der Mann von der Abschleppfirma zog mein Auto auf seine Ladefläche, füllte noch ein Schriftstück aus, und los ging’s. Meine erste Fahrt im Lkw (so weit ich mich erinnern kann). Es ist erstaunlich zugig auf dem Bock. Wenn’s richtig stürmisch draußen ist, kann es sehr ungemütlich werden in einem Lkw.
Drei Stunden sei er schon unterwegs, erzählte der Fahrer. Gerade komme er aus Hennigsdorf. Er staunte: Gut 75 Minuten dauerte es, bis er da war. Und stellte fest: Die meiste Zeit, die drauf ging, war die, in der der ADAC bei der Firma Bescheid gesagt hatte. Heute sei wieder ziemlich viel los, aber es gebe schlimmere Tage. Weil ich ja ADAC-Mitglied sei, müsse ich nicht zahlen, allerdings habe ich Glück gehabt, dass ich es nicht bis Berlin geschafft habe. Da wäre mein Auto nur bis zur nächsten Berliner Werkstatt gebracht worden. 110 Euro hätte die Lkw-Fahrt von Stolpe nach Oranienburg gekostet.

Zu Hause musste mein Auto den Lkw-Rücken wieder verlassen, die letzten Meter legte er aus eigener Kraft zurück.
Und wenn ich Glück habe, ist es wirklich nur der Keilriemen.


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