(48) -> 31.10.2010
In der Berliner S-Bahn zwischen Potsdamer Platz und Oranienburger Straße. Im Abteil neben uns sitzen zwei junge Männer, angetrunken. Der eine berlinert stark, der andere hat einen vermutlich südeuropäischen Migrationshintergrund (sagt man das so?). Beide weisen uns im 15-Sekunden-Takt auf die junge Frau im Abteil hinter uns hin. Sie hat ein blaues Auge. Guckst du? Ein blaues Auge, hahaha! Sie ist gefääährlich, sie hat ein blaues Auge! Total gefäääährlichh!!
Ja, und ich kann nicht anders. Einmal muss ich mich umdrehen. Und tatsächlich, da sitzt eine junge Frau mit einem wirklich schlimm ausehenden blauen Auge. Sie lächelt schüchtern. Es ist ihr alles ein bisschen peinlich.
Den beiden Männern nebenan ist nichts peinlich. Uuuuh, sie ist gefäääährlich! Neben sie sollte sich besser niemand setzen, weil: Uuuuh, sie ist gefährlich!
Der Mann mit dem Migrationshintergrund lacht. Da habe ihr doch bestimmt so ein Türke aufs Auge gehauen. Der Berliner wundert sich: Warum er denn seine eigenen Leute so niedermache. Der andere sagt, er sei kein Türke, sondern ein Spanier. Das hat der andere wohl nicht gewusst.
Plötzlich zuckt der Berliner zusammen: Fährt sie S-Bahn überhaupt zur Oranienburger? Nicht, dass sie wieder sonstwo landen. Ist das wirklich die richtige Bahn? Er blickt auf die Anzeigetafel. Oranienburger Straße, Nordbahnhof, Humboldthein steht da. Humboldthain? Kennt der Berliner Typ nicht. Nie gehört. Der Türke, der ein Spanier ist, solle doch noch mal nachsehen. Der Berliner scheint sich in Berlin nicht besonders gut auszukennen.
Am Bahnhof Oranienburger Straße steigen sie dann aus. Auch die Frau mit dem blauen Auge. wenn sie Glück hat, bekommen das die Männer nicht mit.
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