Bahnbekanntschaften (46): Der Bua hat miese Laune

(45) -> 16.5.2010

Der junge Mann ist gefangen. Er kommt einfach nicht raus, ist festgeschnallt in seinem Gefährt. Der junge Mann ist noch kein Jahr alt und sitzt im Kinderwagen. Und er hat miese Laune.

In der Münchner U-Bahn zwischen Mailingerstraße und dem Rotkreuzplatz. Wir stehen dem Baby in seinem Wagen gegenüber und fühlen uns beobachtet. Mit mürrischem und vor allem starren Blick sind wir ins Visier des Jungen geraten. Er sieht zu mir. Und zu meiner Kollegin. Wieder zu mir. Und wieder zu ihr.
Es scheint, ob es die Gedanken in seinem Kopf nur so rattern: Was sind denn das für Penner? Warum glotzen und grinsen die so? Und wann sind wir eigentlich da? Und wann kann ich das alles endlich bei Facebook reinschreiben?

Auch als seine Mama Kontaktversuche mit ihrem Sohnemann aufnimmt, verzieht er keine Miene. Nichts. Und auch Grimassen unsererseits bringen keine nennenswerten Veränderungen.
Aber dann: Dann reicht ihm Mama seinen Nuckel. Er guckt. Begreift. Und – läääääächelt. Er lacht! Reißt sein Mündchen auf. Ein Strahlen liegt auf seinem Gesicht.
Als wir am Rotkreuzplatz aussteigen, winken wir ihm zu. Netter Bua.


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Kommentare

3 Antworten zu „Bahnbekanntschaften (46): Der Bua hat miese Laune“

  1. tomtesk

    „verzieht keine Miete“ – verziehen. Großartig (:

  2. RT

    🙂
    Ich habs mal geändert.

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