Die richtigen Worte in der Trauer

Der Sarg stand in der Mitte der kleinen Trauerhalle auf dem katholischen Friedhof. Wir trugen meine Großtante zu Grabe. Der Pfarrer hielt die Trauerrede.
Aber was möchte man eigentlich hören, wenn man da so sitzt oder steht und auf den Sarg sieht, in dem ein lieber Mensch liegt, der von uns gegangen ist?

Als meine Oma 1996 gestorben ist, habe ich mich nach der Trauerfeier sehr geärgert. Eine Trauerrednerin laberte viel allgemeines Zeug und falsches noch dazu. Das war mir alles zu unpersönlich. Und Blabla möchte ich in so einem Moment nicht hören.
Fast wäre es heute genauso gekommen. Der Pfarrer redete viel. Über den Glauben. Über den Tod. Über die Ewigkeit. Erst im letzten Drittel kam er konkret auf die Verstorbene zu sprechen. Und selbst das mussten wir uns erkämpfen. Wie ich später erfahren habe, gab es vor der Feier eine Diskussion mit dem Pfarrer darüber, was er denn auf der Beerdigung erzählen wolle. Er wollte nichts Konkretes sagen, stattdessen das, was wohl immer zu so einem Anlass erzählt wird. Er ließ sich dann aber doch überreden, und so ging er auch auf das Leben der Toten ein.

Aber wie könnte das besser gelöst werden? Wahrscheinlich nur, in dem jemand aus den Reihen der Familie vortritt und etwas sagt. Aber wer ist in diesem Moment standfest genug, um so was durchzuziehen?
Wenn ich mal sterbe – was hoffentlich noch weit weg liegt – ich möchte, dass jemand etwas sagt, der mich kannte. Dass Musik gespielt wird, die ich hörte. Es muss keine traurige Musik sein. Man kann sich doch auch mit einem Lächeln erinnern. Schick anziehen wäre natürlich schön – aber es muss kein Schwarz sein.

In Schwarz waren übrigens auch die vier Männer gekleidet, die den Sarg trugen. Offenbar waren das keine kirchlichen Helfer, sondern die vom Bestattungsinstitut. Sie waren mir schon vor der Feier aufgefallen, wie sie etwas abseits standen, die Hände in den Taschen und sie rauchten.
Nach der Feier hatten sie sich fix die schwarzen Kutten abgestreift und standen breitbeinig abseits der Trauergemeinde in Trainingshosen und anderem Gelumpe und rauchten erneut. Und es sah so aus, als würden sie sich wünschen, dass wir so schnell wie möglich vom Friedhof verschwinden – damit sie das Grab zuschütten können. Ein guter Eindruck und Respekt ist was anderes…


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Kommentare

3 Antworten zu „Die richtigen Worte in der Trauer“

  1. jahreszeiten

    das ist ihr beruf. aber weißt du: manchmal mache ich anonyme beerdigungen. da geht niemand mit zum grab außer dem pfarrer und den friedhofsdienern. und in diesen fällen bleiben sie mit mir am grab stehen, bis ich das vaterunser zu ende und den segen gesprochen habe. seitdem ich das weiß, denke ich anders über die männer.

  2. RT

    Ja, ist ihr Job. Mehr Feingefühl wäre da trotzdem angebracht.

  3. blaurora

    ich habe so einige beerdigungen und urnengänge hinter mir und ich finde, dass da was persönliches schon dazu gehört!!

    wenn nur noch die rüttelmaschine das erdreich glättet, dann war da zuvor im leben etwas faul *find*

    LG

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