(1) -> 26.2.2010
Dies ist nun der zweite Brief, den ich euch schreibe, ihr Lieben, in welchem ich euch wiederum erinnere und erwecke einen lauteren Sinn.
Das passt, ist aber nicht von mir. Das ist aus dem Neuen Testament, aus dem zweiten Brief des Petus. Das Buch liegt in einer der Schubladen meines Hotelzimmers in Pontresina. Der Ort ist in der Nähe von St. Moritz und liegt in gut 1800 Meter Höhe. Ganz schön hoch. Und im Gegensatz zu Chor in nur etwa 600 Metern Höhe liegt hier auch Schnee. Schnee. Und Schnee.
Der Morgen begann in Chur mit Regen. Sauwetter. Als ich durch das Fenster sehe, rollt gerade ein Zug mitten durch die Stadt. Aber keine Straßenbahn, sondern ein richtiger Regionalexpress mit Lok und einem Güterwaggon. In Chur ist das normal, und es scheint auch völlig ohne Schrabken und Ampeln zu funktionieren. Einmal tuten reicht.
Es sollte mein Höhepunkt dieser Tour werden: die Fahrt mit dem Berninaexpress von Chur nach Pontresina. Aber das Wetter spielte nicht mit. Immer noch Sauwetter. Regen. Nebel, Dunst. Es war so gut wie nichts zu sehen von der herrlichen Landschaft. Nur, dass aus dem Regen irgendwann Schnee wurde. Und je höher wir kamen, desto mehr Schnee war auch zu sehen. Hoher Schnee in Oranienburg? Auf Rügen? Nichts gegen den Schnee in den Alpen. Kurve um Kurve und mit erstaunlich hoher Geschwindigkeit rauschte unser Zug den Berg hoch.
Die Strecke gehört zum Unesco-Weltkulturerbe. Mit seinen atemberaubenden Viadukten und Brücken, den Blicken in die Täler und auf den Rhein – ja, das hätte gigantisch werden können. So war es leider nur verregnet, verschneit und vernebelt.
Aber nach jedem Tief kommt ein Hoch.
Bevor wir in Pontresina ausstiegen, kramte ich erst mal meine dicke Jacke wieder raus, meinen Ohrenwärmer und meine Handschuhe. Wir hatten nämlich eine Pferdeschlittenfahrt vor uns.
Wir setzten uns in die Kutschen, wir bekamen dicke Decken für Füße und Beine, und los ging’s.
Herrlich. Das Wetter spielte nach anfänglichem Schneefall auch mit, so dass wir nun durch die winterliche Berglandschaft glitten. Begleitet vom rhythmischen Klingeln der Pferdeglöckchen – was fast etwas Spirituelles hatte – und dem hin und wieder ebenso rhythmischen Furzen der Pferde. Wenn deren Lüftchen verflogen war, hatten wir herrliche Luft. So klar, so rein. Die entsprechende Sicht war ebenso gigantisch. Direkt neben uns die Schneeberge und um uns herum die Alpen.
Zwischenstopp in Val Roseg. Mittagessen. Zum Nachtisch stand uns ein Büfett zur Verfügung, das seines Gleichen sucht. Hier nur ein Auszug: Zabalione, helle und dunkle Mousse au Chocolat, Panacotta, Cremé Brulee, Tiramisu, Sachertorte, Obstkompott, diverse weitere Kuchen.
Und die Zabalione war die Beste, die ich je gegessen habe. Also, wenn ihr mal in der Gegend sein solltet…
Und morgen: zwei Zugfahrten, ein Spaziergang durch Poschiavo, ein Raclette-Essen und ein Schlittelplausch. Was das ist, verrrate ich beim nächsten Mal. Und erste Fotos gibts bei meinVZ.
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