Das war 2008!

Gespart wird an allen Ecken, auch im Fernsehen. An Finanzen und an Qualität und Intelligenz: Das war 2008.

Da will uns ProSieben weismachen, dass alle Außerirdischen des Universums auf der Erde vorbeischauen, wenn Uri Geller mal wieder eine dusslige TV-Show am Start hat. ProSieben hat das bestimmt gar nicht so ernst gemeint. Oder? Bitte, gebt es doch endlich zu! Wobei die lausigen Promidokus nicht viel besser sind: Eine gewisse Jana Ina und ihr Giovanni (Ex-Bro’Sis-Sänger, muss man nicht kennen) bekommen vor laufenden Kameras ihr Kind. Schauspieler Willi Herren lässt seinen Drogenentzug von RTL-Kameras begleiten. Brigitte Nielsen lässt sich runderneuern, und Sarah Connor macht auf glücklich, in dem sie so tut, als sei mit ihrem Marc noch alles okay. Nun warten wir 2009 auf „Sarah & Marc Full Of Hate“.

Die ARD ist leider immer öfter nicht besser als die Privaten: Quizshows, Schmalzfilmchen und – Flocke. Das Erste sendete live den ersten Ausgang der Nürnberger Eisbärin. Fast verwunderlich, dass am Abend nicht auch noch ein „Brennpunkt“ lief. Von der dummen Stylingshow mit Bruce Darnell wollen wir lieber erst gar nicht reden. Und wie war das noch mal mit der falschen Deutschland-Flagge bei den „Tagesthemen“? Da war Schwarz-Rot-Gold wohl gerade nicht im System enthalten, andere Farben mussten her. Kann ja mal passieren.

Gutes Stichwort: Bildausfall beim Fußball-EM-Halbfinale. Minutenlang musste Bela Rethy Radioreporter spielen. Findige ZDF-Techniker machten es möglich, das Bild vom Schweizer Fernsehen zu übernehmen, sonst hätten wir noch viel länger in die Röhre gesehen.
Sportlich war es auch während der Handball-EM. Deutschland schied im Halbfinale aus, die Zuschauer sahen wieder einmal hochspannende Spiele.
Bewegende Momente boten auch die Olympischen Spiele in China. Eine vor Freude heulende Britta Steffen, ein kraftstrotzender Michael Phelps und so mancher Dopingsünder. Die Eröffnungsshow war zwar atemberaubend, der miliärische Drill aber deutlich anzumerken. Plus Kinderplayback und aufgezeichnete Effekte.

Ekeltrend: Im Fernsehen wird gefressen bis die fette Schwarte kracht. Jumbo Schreiner sucht XXL-Gerichte und schert sich nicht darum, dass sich die Zuschauer beim Anblick der Megaburger, -schnitzel und sonstigem Gedöns übergeben könnten. Absolut überflüssig.

Die Kandidaten in Fernsehshows werden auch immer beknackter. In der Premiere-Big-Brother-Live-Übertragung blökt eine gewisse Rebecca „Sieg heil!“, findet es lustig und wundert sich über ihren sofortigen Rausschmiss. Dummheit muss bestraft werden. Dumm, aber auch sehr lustig wurde es bei „Wer wird Millionär?“, als sich eine Frau aus Versehen auf Günther Jauchs Sitz platzierte. Jauch spielte mit und erspielte für sie die ersten 500 Euro.

Ups! NDR2 gratuliert den Müttern im Norden zum Muttertag. Nur leider einen Sonntag zu früh.
Welch ein Zufall: Beim Telefongewinnspiel von „Deutschland sucht den Superstar“ gewinnt eine gewisse Edith Bohlen. Dieters Mama. Die Bohlens haben aber auch ein Glück!

Wann hat das endlich ein Ende? Paul Potts und seine Arien. Michael Hirte und sein ätzendes Mundharmonika-Getute. Ohren zu!!

Die Wirtschaftskrise erreicht auch die Medien. Der rbb setzt das Magazin „Polylux“ ab und schließt zum Jahresende das Radio Multikulti. Comedy Central und Nick verschmelzen zu einem 24-Stunden-Kanal. Sat.1 zieht demnächst nach Unterföhring ins ProSieben-Sat.1-Mutterhaus um. Mehrere Zeitungsverlage kündigen die Streichung diverser Titel an, Redaktionen werden zusammengelegt.

Hoffnungsschimmer: Die Wahl des US-Präsidenten. Schon Monate vorher überschlagen sich nicht nur die US-Medien, sondern auch die in Deutschland. Unzählige Sondersendungen, die Rede in Berlin, und die Nacht der Nächte – zumindest politisch. Sternstunden morgens um 6 Uhr: Barack Obamas Siegesrede. Die Wende.

Das Jahr der Flops: Dirk Bachs Spielshowversuch „Power Of 10“ bei VOX wollte so gut wie niemand sehen. Ebenso das Comeback von Margarethe Schreinemakers. Ihr interaktives Konzept „Schreinemakers 01805-100232“ bei 9live hatte nicht mal messbare Quoten, also unter 10000 Zuschauer. Das Aus nach wenigen Wochen. RTL strich „Die Anwälte“ nach nur einer Folge aus dem Programm. Sehr viel mehr Erfolg hatte die Krimireihe im Ersten jedoch auch nicht. Nicht mal zwei Millionen Zuschauer waren montags dabei.
Reihenweise Flops bei Sat.1: „Dr. Molly & Karl“ mit nur miesen Quoten. Hugo-Egon Balder versuchte es mit Eventshows a la „Peng! Die Westernshow“ – sah düster aus. Ganz bitter auch die Pleite von „Ich Tarzan, du Jane!“. Musicalcasting funktionierte so gar nicht.
Die ARD ging mit der Datingshow „Ich weiß, wer gut für dich ist“ ganz tief baden. RTL versuchte es mal wieder mit einer Nachmittagstalkshow. „Natascha Zuraw“ hielt nicht lange durch.
Flops waren auch die Neuauflagen der „Traumhochzeit“ im ZDF und der „100000 € Show“ bei RTL. Nicht nur schlechte Quoten, sondern auch ziemlich langweilig.
Ach ja, langweilig: Der Mann mit den drei Vornamen (nicht lustig!), Ernst Marcus Thomas, machte den „ZDF-Fernsehgarten“ zu einer Langweilernummer. 2009 soll die gefeuerte Andrea Kiewel ihr Comeback feiern. Noch sind das jedoch Gerüchte.

Und noch ein Debakel – aber eines, das vorhersehbar war: Die No Angels gingen beim Eurovision Song Contest hoffnungslos unter. Langweiliges Gejaule funktioniert eben in Europa nicht. Die Deutschen waren trotzdem bockig. Mal wieder. Wie immer. Böser Osten! Böse Punkteverschieberei! Alles ganz böse!! Jetzt macht’s der NDR allein. Zumindest die Auswahl des Kandidaten, der 2009 zum ESC-Finale nach Moskau darf. Das hat ja in den 90ern schon verdammt gut funktioniert…
Subway To Sally gewinnt für Brandenburg den Bundesvision Song Contest. Somit findet die ProSieben-Show 2009 in Potsdam statt.

Oliver Pocher gewinnt in der Promiausgabe von „Wer wird Millionär?“ die Million. Das Glück war perfekt. Zum Jahresende der Bruch: Pocher und Schmidt trennen sich. Die Late Night „Schmidt & Pocher“ wird im April 2009 das letzte Mal laufen. Dann gehen beide wieder getrennte Wege. Der „Preis der beleidigten Zuschauer“ für den Pocher bleibt da glücklicherweise nur eine Randnotiz, die den Stiftern hoffentlich irgendwann mal peinlich ist.
Übrigens: Auch Gottschalk wurde 2008 bei Jauch ebenfalls symbolischer Millionär.

Abschied für immer: Schauspieler Heath Ledger, „Golden Girl“ Estelle Getty, „Derrick“ Horst Tappert und der Drehbuch- und Romanautor Michael Crichton haben uns verlassen. Knuts Papa Thomas Dörflein, die Musiker Ivan Rebroff, Isaac Hayes und Hannelore Jacob, die Schauspieler Roy Scheider, Sydney Pollack, Charlton Heston, Herbert Bötticher, Günter Schubert, Horst Jüssen, Kurt Weinzierl, Erwin Geschonnek, Alexander Mey und Paul Newman, Schauspielerin Marianne Kiefert, Theatermann Peter Steiner, Ruhrpott-Urgestein Tana Schanzara und Moderatorin Sigi Harreis.

Lichtblicke 2008: die witzig-traurige Serie „Doctor’s Diary“. 2009 gibt’s neue Folgen. Die überaus unterhaltsame Ina Müller verzaubert in „Inas Nacht“ im NDR Gäste und Zuschauer. Das ist echtes Hamburger Flair. Die Parodie des Jahres: „Switch reloaded“. Die ProSieben-Comedysendung zeigt sich auf immer höherem Level.

Denn Marcel Reich-Ranicki hat einfach mal nicht recht, wenn er alles pauschal verteufelt. Beim „Deutschen Fernsehpreis“ lehnte er den Ehrenpreis ab. Rundumschlag. Alles ist mies, selbst das 3sat-Programm.
Na denn.

Also, auf ein Neues!

Kommentare

2 Antworten zu „Das war 2008!“

  1. Kai

    Klasse Zusammenfassung mit viel Ironie Danke

  2. Lady Macbeth

    Das zu lesen hat richtig Spaß gemacht. Klasse!

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