Bahnbekanntschaften (6): Die Bahn kommt. Irgendwann.

Um 18.45 Uhr ist der Oranienburger Regionalbahnsteig ziemlich voll. Alle warten auf den Regionalexpress nach Berlin, der um 18.51 Uhr fahren soll. Das heißt, wer sich im Fahrplan nicht so ganz auskennt, vermutet nur, dass der Zug irgedwann fährt. Die Anzeigentafel ist nämlich leer. Wie immer öfter in letzter Zeit. Na ja, aber wir Bahnkunden sind ja nicht völlig doof. Netterweise hängt ja ein Fahrplan aus. Da können wir uns auch selbst informieren.
Um 18.51 Uhr ist vom Zug noch immer nichts zu sehen. Die Anzeigentafel bleibt leer. Weder vom Zug noch über eine Verspätung gibt es eine Information. Die lutsprecher schweigen. Die Leute werden unruhig.
Seelenruhig latscht der Lokfahrer des nebenan stehenden Zuges nach Lichtenberg über den Bahnsteig. Auf die frage, ob er etwas wisse, wann der andere Zug kommt, meint er: „Bin ick allwissend?“ Nee. Isser nicht. Und wir Bahnkunden schon mal gar nicht. Mit uns redet ja niemand. Der Lokführer beschränkt sich in der Folge darauf, sich in seinen Zug zu setzen und auf seine Armaturen zu starren. Denn auch er darf nicht fahren, bevor der RE abgedüst ist.
Mit 10 Minuten Verspätung kommt auch endlich unser Zug.
Mit 17 Minuten kommt er dann auch am Potsdamer Platz an.
Infos? Fehlanzeige. Die blöden Bahnkunden muss man doch nicht informieren. Wozu auch?
Die Bahn scheint sich – abseits der großen Städte – mehr und mehr einen Dreck um ihre Kunden zu kümmern.


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Kommentare

6 Antworten zu „Bahnbekanntschaften (6): Die Bahn kommt. Irgendwann.“

  1. Felix

    Ich glaube die Bahn hat im Moment genug Probleme, wenn jeden Tag mehrere Hauptbahnhöfe in größeren Städten gesperrt werden.
    Da geht es dann wohl eher vor, den Verkehr überhaupt wieder in Gang zu kriegen, als auf jedem Regionalbahnhof ständig Ansagen zu organisieren.

  2. RT

    Was haben die Hauptbahnhöfe in Köln, Koblenz, Kiel etc. mit dem Bahnhof in Oranienburg zu tun?

  3. Felix

    Es ist ja ein SchienenNETZ. Alles hängt zusammen. Wenn also der Zug von Kiel nach Rostock Verspätung hat, kann die Strecke vielleicht vom RE5 nicht befahren werden usw. Ich habe in diesen Tagen vollkommenes Verständnis für die Bahn.

  4. RT

    Es geht doch aber nicht um die Verspätung an sich. Es geht darum, dass niemand mit uns spricht. Anzeigetafel leer, Lautsprecheransage gibts auch nicht.
    Wenn es heißt:“ Der Zug kommt ca. 10 Minuten später“, dann wissen wir Bescheid, ärgern uns kurz, aber die Sache ist erledigt.

  5. Felix

    Ich denke mal, dass die für solche außergewöhnlichen Fälle nicht genug Personal haben. Und wenn jetzt alle in der Zentrale mit der Verkehrsplanung befasst sind, kann halt keiner mehr jeden einzelnen Bahnhof anrufen. Die Anzeigen werden ja sicher noch lokal geschaltet, oder?

  6. RT

    Diese „außergewöhnlichen“ Fälle gab es auch schon vor der aktuellen Lage.
    Es ist sicher sehr viel einfacher: Die Leute, die bisher in Oburg für die Abwicklung des Verkehrs zuständig waren, sind eingespart worden. Zumindest in den Abendstunden und am Wochenende.

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