Oberschule in Oberkrämer? „Man soll realistisch sein“

Bürgermeister Peter Leys spricht im Interview mit der MAZ über die Gründe seines bevorstehenden Rücktritts, andauernde Straßenbauarbeiten, die Bildungslandschaft und den Bahnverkehr

MAZ Oberhavel, 19.11.2021

Oberkrämer.
Zum 1. März 2022 hat Peter Leys (BfO), der Bürgermeister in Oberkrämer seinen Rücktritt eingereicht. Er geht vorzeitig in den Ruhestand, aus gesundheitlichen Gründen.

Wie geht es Ihnen?
Peter Leys: Schwierige Frage. Eigentlich fühle ich mich momentan relativ gut. Aber das ändert sich oft sehr schnell. Die Hälfte meiner Dienstzeit habe ich Kopfschmerzen, es fällt mir zunehmend schwer, mich länger zu konzentrieren.

Ist Ihnen die Entscheidung aufzuhören, dennoch schwergefallen?
Das ist eine zwiespältige Sache. Einerseits habe ich mich wählen lassen und den Wählern damit ein Versprechen gegeben. Damit habe ich schon ein Problem. Andererseits, bekomme ich zunehmend Probleme in der Richtung, dass Stress bei mir mit starken Kopfschmerzen verbunden ist, so dass ich meine Arbeit nicht mehr ordentlich erledigen kann. Lange Sitzungen haben mich in den letzten Monaten so belastet, dass ich jedes Mal froh war, sie schadlos überstanden zu haben. Ich habe es viele Jahre geschafft, Probleme nicht an mich persönlich heran kommen zu lassen.

Was werden Sie vermissen?
Auf jeden Fall meine Kollegen und den Kontakt zu vielen Leuten. Das Gefühl, in Oberkrämer einiges bewegen zu können und Einfluss auf viele Dinge zu haben. Es ist auch immer ein gutes Gefühl, viele Ideen gemeinsam mit anderen Leuten umzusetzen. Auch die Diskussionen in der Verwaltung über die Lösung vielfältigster Probleme unserer Gemeinde wird mir fehlen.

Was haben Sie im Ruhestand vor?
Ausruhen, womit ich bisher leider so meine Probleme hatte. Ich werde versuchen, kürzer zu treten. Anfang März kann man ja noch nicht so viel machen. Wir waren schon immer Camper. Immer wenn ich unterwegs war, fühlte ich mich spätestens nach einer Woche deutlich besser. Bisher waren wir meistens nur zwei Wochen unterwegs, länger war das oft nicht möglich. Meine Frau und ich wollen zukünftig versuchen, unser Hobby mehr zu unserem Lebensinhalt zu machen.

Dann kommen wir jetzt zum Geschehen in Oberkrämer. Die Bauarbeiten am Marwitzer Kreisel und der Chausseestraße ziehen sich hin.
Beim Kreisverkehr, an dem sich zwei Landesstraßen kreuzen, war ich immer der Meinung, dass das nicht unsere Aufgabe als Gemeinde ist, sich darum zu kümmern. Aber wir hatten den ganz dringenden Wunsch aus Bötzow, die Anbindung des Radweges nach Velten so zu gestalten, dass man gefahrlos über den Kreisel kommt. Unsere Chance, das durchzuziehen, war, dass wir mit dem Land reden und die Baumaßnahmen übernehmen. Der Landesbetrieb Straßenwesen hat offensichtlich ein noch größeres personelles Problem als wir. Ich war trotzdem kein ein Freund davon, dass wir als kleine Gemeinde Oberkrämer uns diese Maßnahme auf den Tisch ziehen. Und leider ist es dann auch so eingetreten, dass die Baumaßnahme nicht so gelaufen ist, wie wir uns das gewünscht hatten. Was nicht nur an fehlenden Materialien lag. Im wesentlichen ist der Kreisel fertig. In der Chausseestraße baut die Owa eine Trinkwasserleitung, der Landesbetrieb erneuert die Straße. Ich gehe davon aus, dass die Chausseestraße erst im nächsten Jahr fertig wird.

Auch der Mühlenweg in Schwante dauert viel länger als geplant.
Bevor man eine Straßenbaumaßnahme beginnt, muss man alle betroffenen Träger beteiligen. Im Rahmen dieser Beteiligung hat sich aber niemand gemeldet, weder Edis noch Telekom oder sonst wer. Erst als wir angefangen haben kamen die Medienträger. Die Edis wollte neue Kabel verlegen. Und die eine Firma darf dann nur die Kabel verlegen, die andere darf sie anschließen. Die Koordinierung war katastrophal, das hat uns sehr zurückgeworfen. Beim Bau der Straße hat man dann festgesellt, dass die Schmutzwasserleitung in Teilen schon sehr marode war und in mehreren Abschnitten ausgewechselt werden musste. Das war alles nicht vorhersehbar. Komplett fertig wird die Straße voraussichtlich erst im Frühjahr des kommenden Jahres. Aber ich hoffe, dass die Befahrbarkeit der Straße noch 2021 wieder möglich sein wird. Aktuell beabsichtigt die Telekom, die uns schon während der Maßnahme behindert hat, Glasfaserkabel zu verlegen. Dem Öffnen der bereits neu hergestellten Fahrbahn werden wir nicht mehr zustimmen..

Der Anbau der Vehlefanzer Grundschule ist fertig, bald wird in Bötzow eine neue Turnhalle gebaut, was auch mehr Platz schafft. Ist dann in Sachen Platzbedarf für die Schulen erst mal alles geschafft?
Die Turnhalle in Bötzow ist noch eines meiner wichtigen Ziele, die ich auf den Weg bringen wollte. Wir hatten große Probleme mit der Baugenehmigung. Jetzt liegt sie vor, so dass wir nächste Woche die Ausschreibung vorbereiten können. Auch wenn ich das Gefühl habe dass die Schulleitung in Bötzow sich nicht so darauf freut wie ich. Wir können glücklich sein, dass wir in der Lage sind, solche Vorhaben noch umzusetzen. Wir verfügen dann über drei große Sporthallen. Aus der alten Halle in Bötzow werden danach wieder Klassenräume. Mittelfristig sollte die Gemeinde Oberkrämer dann in Sachen Grundschulplätze gut aufgestellt sein..

In Schwante entsteht noch ein großes Wohngebiet. Reichen die Plätze in der Kita in Schwante und der Grundschule in Vehlefanz?
Im Rahmen der Kitabedarfsplanung sind Sommerswalder Dreieck und Schäferweg mitbetrachtet worden. Wir haben aufgrund dessen schon Maßnahmen umgesetzt. Die Kapazität der Schule und des Hortes in Vehlefanz wurde deutlich erhöht. Wenn die Bonava in Schwante mit den Baumaßnahmen beginnt, rechnen die mit sechs Jahren bis zur vollständigen Umsetzung, das ist deutlich länger als in unserer Bedarfsplanung angenommen wurde. Das Sommerswalder Dreieck wird sich nicht so schnell entwickeln wie die Marwitzer Heide. Wir werden das hinkriegen.

Werden wir je erleben, dass es in Oberkrämer eine Oberschule gibt?
Wenn ich ehrlich bin, glaube ich das nicht. Man soll realistisch sein, auch wenn man niemals nie sagen soll. Auch wenn das identitätsstiftend wäre. Man muss auch sehen, wir haben Oberschulen in Kremmen, Velten und Hennigsdorf. Sicherlich wird die Bevölkerung hier weiter wachsen. Für Bötzower und Marwitzer Kinder, ist es eher besser, nach Velten zur Oberschule zu gehen. Und auch wenn wir bald überall unsere Orte mit Radwegen verbunden haben, wäre Vehlefanz für diese Schüler trotzdem weiter als Velten. Der Landkreis plant in Velten den Neubau der Zürner-Schule. Ich denke mal, die Marwitzer und Bötzower haben mehr Interesse daran, eher nach Velten zu gehen, wenn die Kinder der anderen Ortsteile dann in Kremmen unterrichtet werden, ist das eine akzeptable Lösung, wenn man über die Grenzen unserer Gemeinde hinausdenkt. Die Gemeindevertreter haben sich ja mehrheitlich dafür ausgesprochen, dass in Oberkrämer eine Oberschule entstehen soll, aber ich halte das für unrealistisch. Es wäre eine Schule, die der Landkreis bauen müsste, der wird das nicht tun.

Die Regionalbahn 55 fällt sehr oft aus. Haben Sie als Gemeinde mal Protest eingelegt?
Versuchen Sie mal, an die Bahn ranzukommen. Natürlich haben wir das versucht, bewegt hat sich nichts. Das ist ein schlechter Zustand. Ich hoffe, dass in Zukunft nicht nur mit Bekenntnissen gearbeitet wird. Ich hoffe, dass man es hinbekommt, das Angebot zu verbessern. Es heißt immer, wir wollen mit Bus und Bahn fahren, aber es fahren oft gar keine Bahnen und Busse.

Mit dem Gewerbegebiet Vehlefanz-Bärenklau bekommt auch der Bahnhof Bärenklau eine neue Bedeutung.
Klar ist eins: In den nächsten Jahren werden dort sehr viele Arbeitskräfte gebraucht, von denen hoffentlich viele mit der Bahn kommen. Das setzt aber voraus, dass man eine vernünftige Taktung und Anbindung hat. Der Radweg im Gewerbegebiet geht schon bis zur Autobahnbrücke, den Rest zum Bahnhof Bärenklau bauen wir auch noch, so dass man mit dem Rad oder E-Roller dorthin fahren kann.

Was wünschen Sie der Gemeinde Oberkrämer nach der Ära Leys?
Aus meiner Sicht ist es wichtig, dass man es weiterhin schafft, finanziell auf soliden Beinen zu stehen, dafür sind die Gewerbegebiete wichtig. Und dass sich die Gemeindevertreter wieder aufeinander zubewegen, dass man die Gemeinde im Fokus hat und nicht die eigene politische Richtung. Dass sich Leute engagieren für die Gemeinde und in den Vereinen.


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