Jänschwalde: Am Abgrund des Tagebaus

Eine kilometerlange Grube, ein tiefes Loch, riesige Bagger, Förderbänder. Es ist eine Sache, sich einen Tagebau im Fernsehen anzuschauen. Ich wollte ihn aber mal live sehen.

In Südost-Brandenburg, in der Nähe von Cottbus gibt es das Tagebaugebiet Jänschwalde. Es existiert seit 1974 und wanderte seitdem immer wieder.
Fährt man in diese Gegend, dann gibt es den Punkt, wo man ganz plötzlich aufmerksam wird. Auf der Landstraße komme ich in ein merkwürdig aussehendes Waldgebiet. Die Bäume links und rechts sind gleichmäßig flach gewachsen. Ein Wald, der noch nicht sehr alt, seltsam akkurat aussieht. Die Waldwege sehen nicht aus wie normale Waldwege, mitunter ohne Gras, wie ein Weg aus Kies angelegt.

Ich erreiche den Ort Jänschwalde-Ost. Wo aber kann man denn sich den Tagebau wirklich ansehen. Ich komme an eine Straße, an deren Ende eine Schranke ist. Dahinter ist das Gelände des Tagebaus. Aber wirklich was zu sehen, ist dort nichts. Also drehe ich um, fahre auf die B97, die am Rand des Tagebaus entlangführt. Wegen der Grube ist sie auch schon mal verlegt worden.
Als ich die B97 von der Grube entfernt, biege ich ab. Ich komme in einen Ort namens Grötsch. Dieser Ort ist eine Sackgasse. Es ist ein bisschen gespenstisch. Denn an zwei Stellen enden Straßen im Nichts. Plötzlich liegt da ein großer Sandhaufen, und dahinter ging es mal weiter. Nun ist da das Tagebau-Gebiet. Der östliche Teil des Ortes ist nicht mehr da. Der Rest scheint gerettet.
Ich fahre wieder zurück und gebe in mein Navi einen Aussichtspunkt ein.

Das Navi führt mich zurück nach Jänschwalde-Ost, dort, wo ich schon an einer Schranke stand, führt links eine Straße weg. Laut Navi soll sie mich nach Grießen führen. Doch auch diese Straße endet – ohne dass das Navi das weiß – an einer Stein-Barriere. Zwar geht die Stra0ße dahinter weiter, aber nicht für den öffentlichen Verkehr.
Aber immerhin sehe ich von dort aus schon mal den großen Bagger.

Ich fahre zurück auf die B97, in die andere Richtung. Grießen liegt genau auf der anderen Seite des Tagebaus – ich muss einen großen Bogen nehmen.
Bei Groß Gastrose (klingt krank) biege ich auf die B112.
In Grießen führt ein schmaler Weg zu einem Aussichtspunkt. Es gibt einen kleinen Parkplatz und Schautafeln. Man geht eine Treppe hoch und hat den Aussichtspunkt erreicht. Von dort aus kann man auf den Tagebau schauen. Ich bin der einzige an diesem Nachmittag.

Auch wenn man nun direkt davor steht. Es sieht unwirklich aus. Und die Dimensionen lassen sich kaum fassen. An mehreren Stellen stehen die großen Bagger, um die Braunkohle zu fördern. Auf mehreren Hektar ist die Erde aufgerissen, metertief.
Seit 2017 ist klar, dass der Tagebau Jänschwalde nicht vergrößert wird. Es werden keine weiteren Orte umgesiedelt. Das kann nur gut sein, denn wer vor so einem Tagebau-Gebiet steht, kann nur von einem Umwelt-Wahnsinn sprechen.

Auf dem Rückweg stoppe ich noch in Taubendorf. Der Ort liegt abseits der B112. Allerdings noch nicht lange abseits. Denn die B112 führte ursprünglich durch Taubendorf. Die Straße gibt es noch. Aber auf der einen Seite endet sie abrupt an der Grenze zum Tagebaugebiet. Auf der anderen Seite endet sie ebenfalls im Nirgendwo. Man muss die alte B112 nach rechts verlassen, um auf die neue B112 zu gelangen.
Ich gehe auf der ehemaligen Bundesstraße spazieren. Am Straßenrand stehen noch die schwarz-weißen Pfähle mit dem Hinweis auf die B112. Auch das Ortsschild gibt es noch, ohne darauf hinzuweisen, welcher Ort als nächstes kommt. Da kommt nämlich keiner.
Für die Anwohner muss das gut und schlecht sein. Gut, weil nun kaum noch Autoverkehr herrscht, es ist fast idyllisch. Schlecht, weil sie nun am Rand des Tagebaus leben, und die Geräusche von dort sind auch eindeutig. Taubendorf wäre auch von der weiteren Vergrößerung des Tagebaus betroffen gewesen.


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