Der Friedrichstadtpalast und die Rechten

Ein ganz heißes Eisen, das der Intendant des Berliner Friedrichstadtpalastes da angepackt hat. Berndt Schmidt hatte verkündet: „Wir werden uns künftig noch deutlicher als bisher von 20 oder 25 Prozent unserer potenziellen Kunden im Osten abgrenzen und von Hohlköpfen mit Migrationshintergrund selbstverständlich auch. Ich will all deren Geld nicht.“ Er meint AfD-Wähler, und AfD-Wähler könnten ihre Tickets an der Kasse zurückgeben.
Daraus wurde gemacht, dass er keine AfD-Wähler in seinem Haus wolle. So kann man das sehen, aber das heißt nicht, dass AfD-Wähler Hausverbot im Palast hätten. Was ja auch gar nicht möglich ist, weil man ja den Leuten nicht ansieht, was oder wen sie wählen.

Weiter sagte Schmidt: „Der Palast ist eine bedeutende Kulturinstitution im Osten. Daraus erwächst Verantwortung.“ Zwar sei es nicht so, dass alle AfD-Politiker Nazis seien oder alle Wähler dieser Partei. „Aber wer AfD wählte, wusste, dass er auch Nazis in den Bundestag wählt. Wer das aus Angst oder Sorge oder Protest in Kauf nimmt, ist ein Brandstifter und Mittäter.“ Es gebe dafür keine Entschuldigung. 20 der 94 AfD-Abgeordneten im Bundestag „sind das, was ich unter Nazis verstehen würde“, so Schmidt weiter.

Am Sonnabendnachmittag, vor der „The One“-Aufführung, äußerte sich Schmidt vom Regiepult im Palastsaal. Unterhaltung beinhalte das Wort „Haltung“. Ein Hausverbot gebe es nicht, aber AfD-Wähler sollten sehen, dass in der Show Ausländer mitmachen, Anhänger verschiedener Religionen, Homosexuelle – und so weiter.

Was Schmidt über die AfD und die AfD-Wähler sagt, ist nicht so falsch. Immerhin grenzt sich die rechte Partei nicht von den Neonazis in ihren Reihen ab, sie gehören zu dieser Partei, sie sind nicht nur geduldet. Dass die AfD da in eine bestimmte Ecke gestellt wird, ist da nur logisch. Und wer hört, wie die AfD-Anhänger gegen Vertreter anderer Parteien hetzen und alles niedermachen, muss sich auch über nichts wundern. Wird irgendwo was gegen die AfD gesagt, sind die AfD-Anhänger nicht nur empört. Sie hetzen, sie drohen, sie werden ausfallend. Hört man von SPD- oder Linke-Anhängern nicht so oft.
Am Freitag ging es in „Kalkofes Wählscheibe“ auf Tele 5 auch gegen die AfD. Das brachte ihm wieder der Hetze der AfD-Freunde ein. Kalkofe sei erfolglos und habe es nötig heißt es da in den Facebook-Kommentaren, man droht, man hetzt. Dass Kalkofe in der Sendung auch scharfe Merkel-Kritik übt oder sich über SPD-Schulz lustig macht – das wird wohl übersehen. Oder in der dumpfen Hetzsucht sieht man’s nicht.

Berndt Schmidt bekam zig Hassmails und Morddrohungen. Am Sonnabendabend gab es eine Bombendrohung im Friedrichstadtpalast. Das zeigt, dass Schmidt nicht so falsch liegt in seiner Einschätzung. Die Kulturstätte steht für Weltoffenheit, für Toleranz – all das haben einige (viele?) AfD-Wähler nicht. Weltoffenheit und Toleranz und die AfD passen nicht zusammen – und wer die AfD nur aus Protest wählt, muss sich in der Tat klar sein, dass er damit Nazis mitwählt. Dafür gibt es keine Entschuldigung. Und wer dann als Beispiel anfühlt, dass man ja in den 30ern geschrien habe „Kauft nicht bei Juden“, und dass das ja nun wieder passiere, der hat in Geschichte wohl nicht ganz aufgepasst und verdreht schlicht die Tatsachen. Denn wenn man die AfD mit irgendwas vergleicht, dann ganz sicher nicht mit den Juden. Und sind es nicht AfD-Anhänger, die gegenüber verschiedenen Künstlern schon mal androhten, dass sie sich schon mal warm anziehen müssen, falls sie mal an der Macht sind?

Eigentlich ist der Friedrichstadtpalast unpolitisch. Aber statt AfD-Wähler auszuladen, wäre es vermutlich sinnvoller, dass man die politische Ansage vor jede Show stellt – AfD-Wähler können sich das ruhig mal anhören.


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