Am Freitag soll in Kremmen eine Notunterkunft für Asylbewerber eröffnet werden. 93 Flüchtlinge werden dort untergebracht, und deshalb fand am Dienstag dazu eine große Infoveranstaltung statt.
Es ist krass, welche Klischees und Vorurteile über die Menschen, die da kommen, kursieren. Ein Mann sagte, er sei beruflich dort unterwegs gewesen, wo die Flüchtlinge jetzt herkommen, und das seien alle ganz schlimme Leute. Keine Manieren, keinen Sinn für den Besitz anderer – kurzum: Man muss Angst haben.
Ein Mann sagte, dass ja wohl klar sei, dass mit den Asylbewerbern auch die Zahl der Straftaten steige. Dass es mehr Diebstähle geben würde, und dass das ja alles geschönt werde, und niemand die Wahrheit sagen dürfe.
Ein anderer Herr sagte, dass ja wohl klar sei, dass Unternehmer nicht die Polizei rufen dürfen, wenn Asylbewerber etwas klauen oder irgendwas anderes Strafbares machen.
Eine Frau fragte, wer denn nun die Kinder und Frauen schütze. Schließlich müsse man ja Angst haben vor Vergewaltigungen.
Da stockt einem der Atem.
Dazu muss man sagen, dass es natürlich sein kann, dass es unter den Asylbewerbern schwarze Schafe gibt. Die gibt es immer. Es könnte durchaus sein, dass jemand von ihnen, beim Klauen erwischt wird. Oder eine schlimmere Straftat begeht.
Aber muss man da vorher schon Panik machen? Machen wir das sonst auch, weil irgendwo mit irgendwem irgendwas passieren könnte?
Muss man wirklich allen Statistiken misstrauen, die besagen, dass zum Beispiel Hennigsdorf und Oranienburg – die schon länger mit dem Thema zu tun haben – keine nennenswert größeren Probleme mit Kriminalität haben als vorher. Und dass es bislang in unserer Region keine solche Vergewaltigungen gegeben habe.
Die meisten Vorfälle gibt es meist innerhalb der Heime. Die Enge. Die Langeweile. Die verschiedenen Nationen. Das Nichtverstehen. Kein Wunder, dass es da mal knallt.
Wenn Flüchtlinge herkommen, haben sie ganz sicher erst mal andere Probleme, als durch Kremmen zu ziehen und dort alle Leute auszurauben. Vermutlich sind die froh, wenn sie erst mal ihre Ruhe haben. Ich kann diesen Gedankengang schlicht nicht nachvollziehen, dass man erst mal das Allerschlimmste annimmt.
Nachvollziehen kann ich aber durchaus, dass man zunächst Angst hat, wenn Fremde kommen. Immerhin weiß man nicht, wer da kommt. Das ist aber auch so, wenn ich neue Nachbarn bekomme. Dann gibt es ebenfalls Bedenken. Oder wenn neben ein Kinderheim gebaut wird – oder ein Hospiz. Es gibt immer Vorbehalte.
Wie man den Ängsten entgegenwirken kann? Kontakt aufnehmen! Gucken, wer da ist. Versuchen, mit den Leuten zu reden. Ihnen was Nettes vorbeibringen.
Ich habe das kürzlich in Lehnitz erlebt, als am Asylbewerberheim ein Begegnungsfest stattfand. Ein solches Fest baut Hemmungen ab, vielleicht auch Ängste.
Denn andersrum ist es sicher genauso: Die Asylbewerber haben oft auch Angst, sie wissen selbst nicht, wo sie gelandet sind. Sie sind ebenso scheu.
Das Schlimmste ist, wenn man Hetzern auf den Leim geht. Hetzern, die das Ziel haben, Angst zu verbreiten, Panik zu machen. Das Schlimme herausheben. Jeden Vorfall zu dramatisieren. Das ist alles andere als hilfreich.
Leider gibt es viele Leute, die sich scheinbar nur noch über solche Hetzseiten informieren, ihre Nachrichten vorgefiltert und Meinungen vorgesetzt bekommen. Wirklich reflektiert – und nachgedacht – wird da leider nicht. Denn dann würden die Hetzer – und die, die dran glauben – von selbst drauf kommen, dass das mit den vielen, vielen Vergewaltigungen Unsinn ist.
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