Island (5): Kraxeln und Baden im Hochland

(4) -> 7.9.2015

Es war 1104 als der Vulkan Hekla ausgebrochen ist. Es war ein riesiger Ausbruch, und er bedeckte die komplette Region drumherum mit Asche und Lavagestein.
Auf dem Weg nach Landmannalaugar verlassen wir irgendwann die befestigte Straße. Kurz zuvor haben wir aus der Ferne den Eyjafjallajökull gesehen, der 2010 zum letzten Mal aktiv war und Europa zu Boden zwang.

Ungefähr eine Stunde lang werden wir über die sandigen Holperpisten unterwegs sein, das wussten wir vorher schon. Deshalb sind wir auch nicht mit einem normalen Bus, sondern mit dem Hochlandbus unterwegs – ein Lkw mit größerer Personenkabine.
Es ist eine faszinierende Tour: Überall liegen Gesteine, dazu schwarzer Boden. Unendliche Weiten, Berge und Taler – und ab und zu mal ein wenig Grün. Wie in der Wüste, nur dunkler.
Man braucht gute Reifen, wenn man in der Gegend unterwegs ist, überall liegen kleine Steine auf der Strecke. Ohne Alltrad geht sowieso nichts, denn ab und zu überrascht die Strecke mit einem Flüsschen, das zu durchqueren ist. Und eine gute Straßenkarte braucht man auch, denn man kann sich dort leicht verfahren.

Wir erreichen Landmannalaugar. Der kleine Ort liegt in einem Tal, in einem Geothermalgebiet. Man kann dort zelten und von dort aus wandern gehen. Das Besondere: Die kleinen Gewässer drumherum sind von Natur aus warm bis heiß, man kann dort drin baden. Egal, wie kalt es draußen ist. Und die Leute nutzen das. Auf einer kleinen Plattform (draußen, ohne Dach) kann man sich umziehen und sich in die warmen Fluten stürzen. Das Wasser reicht nur bis zu den Knien. Man muss sich setzen oder auf dem Bauch zur Hauptbadestelle robben.
Sie hockt man also da. Das Wasser ist nicht gleichbleibend warm. Plötzlich kommt ein kühler Schwall, gefolgt von richtig heißem Wasser. Aber es ist ein echtes Erlebnis. Allerdings ein bisschen kühl (an unserem Tag 6-8 Grad), wenn man wieder rauskommt und sich wieder anzieht…

Von Landmannalaugar aus kann man über die Gesteine und Berge wandern. Unsere Tour wird 90 Minuten dauern, und es hieß vorher schon, dass sie nicht schwierig sein werde, aber auch nicht zu den leichtesten Touren gehöre.
Zunächst spazieren wir zwischen den Bergen. In der Mitte verläuft ein kleiner, glasklarer Fluss. Man möchte sich eigentlich einen Moment hinsetzen und einfach nur gucken. Ich könnte das stundenlang. Gucken. Aufs Wasser schauen, auf die Berge und wieder aufs Wasser.

Dann beginnt der Aufstieg. Der Weg wird schmaler, ist bald nur noch ein Pfad, irgendwann nur noch zu erahnen und nur durch die Markierungen zu erahnen. Wir kraxeln zwar nicht über Stock, aber über Stein. Wir bewegen uns durch das Lavafeld mit riesigen Gesteinsbrocken. Eine unwirkliche Welt, unfassbar fesselnd. Aber wir müssen weiter. Wäre ich nicht in der Gruppe, würde ich viel öfter stehen bleiben. Nicht um durchzupusten (das auch), sondern um innezuhalten. Das Innehalten hat mir ein bisschen gefehlt, dazu hatten wir keine Zeit.

Ab und zu trafen wir auf Schneeflächen. In diesem Gebiet ist in der Regel bis Anfang Juni Winter. Bis dahin ist es gesperrt. Im Winter kommt man dort nicht hin, schon wegen der Wege.
Wir kamen wieder im Camp an und hatten eine atemberaubende Tour hinter uns – für mich auf jeden Fall der Höhepunkt dieser Island-Reise.

PS: Ein wenig Gelächter gab es, als jemand, im Hochland angekommen, fragte, wie hoch wir denn nun seien. Der Guide antwortete: 600 Meter.
Da hatte ich, ehrlich gesagt, auch mehr erwartet. Andererseits ist ja Hekla auch „nur“ 1491 Meter hoch und ragt ja steil hervor. Hätte ich mich besser vorbereitet, hätte mich die Höhenangabe also nicht überrascht.


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