Scheißegal! Hauptsache Party!

Wofür interessiert sich die Jugend heute so? Die Krim-Krise? Überhaupt der Konflikt um Russland und die Ukraine? Die NSA und die Überwachung?
Alles wurscht.
Aber wer wird eigentlich Germany’s next Topmodel? Und wen hat eigentlich der Bachelor genommen? Und ist nicht bald mal das Superstar-Finale?

Ich habe mich neulich länger mit meiner ehemaligen Klassenlehrerin unterhalten. Sie malte ein düsteres Bild von unserer heutigen Jugend.
Es war schon immer so, dass die ältere Generation spöttisch auf die jüngere geblickt hat. Weil die andere Interessen hatte, weil sie andere Musik hörte, anderen Trends nachging. Heute denkt man nur: Weil sie doof zu sein scheint.

Es sind natürlich nie alle. Aber wenn man sich in einer Abiturklasse umhört, dann spielt die aktuelle Politik keine Rolle. Weil das nicht interessant ist, weil es zu schwierig ist. Weil sich niemand Nachrichten ansieht. Oder doch: „taff“. Ist doch auch eine Nachrichtensendung, oder?
Alles andere ist Halbwissen, für längere Texte hat sowieso niemand mehr Geduld. Bei Facebook-Links werden nur die Teaser gelesen, nicht die Texte selbst. Ebenso bei Spiegel-Online. Viel erfahren tut man da nicht, aber mitreden kann trotzdem jeder, auch wenn da nicht viel bei rauskommt.

Während uns 1998 zum Beispiel mehr oder weniger egal war, wo unser Abiball stattfindet, sieht das heute ganz anders aus. Prunkvoll muss er sein. Kronleuchter, Schokobrunnen, alles vom feinsten, und natürlich mitten in Berlin.
Wir damals: Schmachtenhagen, Bauernmarkt. War vom Ambiente her nicht das Wahre, aber das war uns völlig egal. Es ging uns ums Feiern, darum, zum letzten Mal gemeinsam Spaß zu haben, zu tanzen, zu quatschen – auch und gerade mit den Lehrern, von denen wir uns trennen mussten.
Ich weiß, dass die Lehrer, die heute noch im Dienst sind, vom damaligen Abiball schwärmen. So etwas habe es später nur nur selten gegeben. Heute geht es um teure Kleider, ums Sich-präsentieren. Ein Schaulaufen. und im teuren Schickimicki-Kleid lässt man sich auf dem roten Teppich fotografieren – mit Fluppe und Bier in der Hand. Ja, is‘ klar. Lehrer sind gern gesehen, aber eigentlich ist es auch egal, wenn sie nicht kommen.

Ich fand das alles sehr deprimierend. Und ich habe bereits ähnliche Beobachtungen gemacht. Aber Lehrer sind ja noch sehr viel näher an dieser Generation dran – die Generation Scheißegal-Hauptsache-Party. Was will die eigentlich mal ihren Kindern beibringen?


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Kommentare

5 Antworten zu „Scheißegal! Hauptsache Party!“

  1. RT

    Leider ist es so, dass man sich mit vielen Lehrern unterhalten kann, und sehr viele von ihnen zeichnen ein ähnliches Bild. Zumal man von Kindern auf dem Gymnasium sowieso nochmal mehr erwarten sollte.

  2. Marwin

    Ja, aber wurde nicht zu jeder Zeit der Geschichte über die Jugend gemeckert? Das gehört halt dazu. Ist ein Privileg derjenigen, die nicht mehr der Zielgruppe entsprechen 😉

  3. RT

    Na ja, in dem Fall ist es aber was anderes. Hier ist es eine Lehrerin, die den Vergleich sieht zwischen 18-Jährigen Ende der 90er und 18-Jährigen im Jahre 2014. Sie ist heute nicht die Zielgruppe und war es damals nicht. Sie sieht die Leute, die Lehrpläne und vergleicht.

  4. Marwin

    Das meinte ich doch: sie ist aus der Zielgruppe (die Jugend) raus. Das ist dann nichts anderes. Aber klar, sie sieht sicher, wie sich die Jugend verändert im Laufe der Jahre. Ich selbst bekomme das auch mit. Aber wir wissen ja, dass es noch genug Ausnahmen gibt, ja sogar viele Jugendliche, die engagierter und „offener“ und zielstrebiger sind als die Jugendlichen zu meiner/unserer Jugendzeit.

  5. RT

    Ja, die gibt es. Aber vermutlich sind die Extreme größer geworden.

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