Vor 20 Jahren (94): Jugendweihe

(93) -> 19.2.2013

Sonnabend, 8. Mai 1993.
Meine Güte, war das damals alles bieder. Ich war gerade noch so 14 Jahre alt, als meine Jugendweihe anstand. Wir feierten sie im Lehnitzer Friedrich-Wolf-Haus. Alle haben sich fein gemacht. Ich hatte eine helle Hose an, eine hellblaue Jacke, darunter eine Art Hemd und eine schmale Krawatte.

Zu klassischer Musik marschierten wir in Zweierreihe in den Saal. Wir hatten das schon am Tag zuvor geprobt, wir konnten das. Wie auf Befehl setzten wir uns alle gleichzeitig, was mein Bruder auf dem Video mit „Oh Gott“ kommentiert.
Ein Orchester spielte nette Lala-Musik, dann sagte eine Frau einen nachdenklichen Text auf, in dem es um KZs ging, und keiner habe was gemacht. Und die Umwelt, und keiner mache was. Sehr engagiert. Ein Mann sang einen nachdenklichen Song. Die Stimmung war…, ähm, nachdenklich.
Dann erzählte uns eine Frau in relativ strengem Ton, was denn nun als Erwachsene auf uns zukommt. Wir dürften uns nun Jugend nennen, die Lehrer müssten uns jetzt siezen. Sie redete über teure Geschenke, darüber, dass viele Leute Dinge von dem Geld kaufen, das sie nicht haben, die sie nicht brauchen. Und dass wir nun ein Glas Schnaps trinken dürften.

Dann wurden wir in Gruppen alle auf die Bühne gerufen. Zu zuppeliger Gitarrenmusik stiefelten wir rauf, ließen uns eine Blume geben und eine Urkunde. Und dann noch mal in die Kameras blicken!

Somit hatten wir’s überstanden und durften dann auch raus, an die frische Luft.
Zu Hause haben wir mein neues Erwachsensein dann noch bis zum späten Abend gefeiert.


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