Portugal (7): Deutscher Fußball? Mönchengladbach!

(6) -> 6.1.2008

Da sitze ich wieder auf der Fensterbank und schaue auf die schmale Straße der Altstadt von Lissabon. Auf die Electrico, die Straßenbahn, die durch die schmalen Gassen zuckelt. Auf die Touristen, mit Faltplänen in der Hand und immer wieder nach oben sehend.
Ich könnte dort stundenlang sitzen und zuschauen, was in dem Viertel der Alfama los ist. Da hockt der alte Mann ewig vor seinem Kiosk. Ab und zu kommt jemand vorbei und will etwas kaufen. Da ist der Hund, der auf dem schmalen Balkon sitzt und bellt, wenn sich jemand erbarmt und mit ihm spricht. und da sind die Bewohner, die mit dem Auto vorfahren, stehen bleiben, den Warnblinker setzen, hektisch aussteigen, dem nachfolgenden Verkehr ein Zeichen geben, um dann die Bierkästen einzuladen. Und es hupt niemand! Erstaunlich!

Aber so sind sie offenbar, die Portugiesen. Freundlich, anderen zugewandt, interessiert, aber natürlich auch gern mal laut – aber friedlich laut.
Es ist mein zweites Mal in Lissabon nach mehr als fünf Jahren. Vordergründig hat sich nicht viel verändert, hinter den Kulissen aber schon. Davon später mehr.

Im Supermarkt lässt ein älterer Herr eine Packung Kekse fallen. Meine Cousine hebt sie auf und reicht sie ihm. Wir kommen ins Gespräch – das heißt: die beiden kommen ins Gespräch, sie unterhalten sich auf portugiesisch. Später erfahre ich, dass er gemerkt hat, dass sie keine Portugiesin ist. Sie erklärte ihm, dass sie zwar aus Deutschland komme, aber schon lange in Lissabon lebe. Er meinte, dass die deutsche Sprache seltsam klinge, und er machte sie ein bisschen nach – und natürlich verstand ich trotzdem nichts. Er hat sogar einen deutschen Lieblingsfußballverein: Borussia Mönchengladbach. Keine Ahnung, warum gerade den. Am Ende verriet er uns, dass er schon 90 sei. Hätte ich niemals so getippt.
Meine Cousine meinte später, solche Gespräche könne man öfter führen, das sei in Lissabon – in der Altstadt fast schon dörflich – ganz normal.

In Deutschland hat uns die Sonne lange im Stich gelassen. In Lissabon empfing sie mich freudestrahlend – inklusive blauem Himmel. Ich habe beantragt, dass sie auch zu uns kommt, ich glaube, der Antrag ging durch.

In der Straßenbahn geht es zwar nicht so freundlich zu, aber selbst wenn der kleine, einzelne Waggon voller Menschen ist, gibt es kein unfreundliches Wort. Dafür aber wohl Taschendiebe, wie auf mehreren Schildern zu erkennen ist. Seine sieben Sachen sollte man in der Electrico zusammenhalten. Die Einheimischen sagen, dass da gerne mal fünfköpfige Banden in der Bahn auftauchen, um dann einzusacken, ohne dass es die anderen Leute merken. Es gebe wenig Gewalt in Lissabon, heißt es. Dafür aber viele Trickdiebe. Die Fahrer der Electrico können wenig machen – denen wird ansonsten gern mal zum Feierabend aufgelauert – und da könnte es mit der Gewalt eventuell doch mal…


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