Oberhavel ahoi: Der Schleuser an Kilometer 7,1

Ralf Petermann arbeitet am Wehr in Hohenbruch / 20 bis 25 Schiffe sind täglich zwischen Friedenthal und Neuruppin unterwegs

MAZ Oranienburg, 17.7.2012

Gehen Stammkunden in Hohenbruch vor Anker, dann bringt ihnen der Schleuser auch schon mal die Brötchen aufs Schiff.

HOHENBRUCH
Das ist Kundenservice: Carsten Ploog und die Besatzung seines Charterbootes sind gerade mal in Sichtweite, da wird Schleusenwärter Ralf Petermann schon aktiv und öffnet das Hohenbrucher Wehr. Es sind nur ein paar Knöpfe, die der 48-jährige Nassenheider drücken muss. Aber ohne seine Arbeit könnte das Boot die 50 Zentimeter Höhenunterschied an Kilometer 7,1 der Ruppiner Wasserstraße nicht ohne Weiteres bewältigen.
Das Tor öffnet sich, das Schiff fährt ein. Ploog und seine Begleiter sind auf dem Weg nach Zehdenick. „Die Strecke ist wunderschön“, sagt der Schiffslenker. Natur pur: Biber und Graureiher haben die Männer unterwegs gesehen. Die Ruppiner Wasserstraße, dazu gehört auch der Rhin, führt von Neuruppin über Altfriesack und Kremmen bis zum Sachsenhausener Ortsteil Friedenthal. Es dauert nicht lange, da können die Männer weiterfahren – bis zur nächsten Schleuse in Oranienburg-Tiergarten.

Jeden Tag schleust Ralf Petermann 20 bis 25 Boote, pro Jahr zwischen 2000 und 2500. Vom 1. Dezember bis 15. März ist Betriebspause. Seit 2001 arbeitet er in Hohenbruch. „Eigentlich bin ich Tischler“, erzählt er. Aber nachdem seine Mutter, die vormalige Schleusenwärterin, in Rente gegangen ist, hat er den Job übernommen.
In der Regel schleust Petermann immer zur vollen Stunde. Aber – und da ist wieder das Stichwort Kundenservice – wenn viel Betrieb ist, dann öfter. Meistens kommen kleine Boote, Paddler und Ruderer durch Hohenbruch. Zahlen müssen sie für den Vorgang nichts.

Hin und wieder ankern Boote an den Stegen vor und hinter der Schleuse. Dann bringt Petermann der Besatzung, meistens Stammkunden, morgens schon mal die Brötchen und die Zeitung vorbei. „Ganz selten habe ich auch Schubverbände hier“, sagt Ralf Petermann. Wenn das Fahrgastschiff „Kronprinz Friedrich“ von Neuruppin zur Malzer Werft unterwegs ist, muss es auch von Petermann geschleust werden.

2003 passierte es, da stand die Schleuse still. „Wir hatten zu wenig Wasser, da ging nichts mehr“, erinnert sich der Nassenheider. Mit dem Havel-Hochwasser 2011 hatte er hingegen keine Probleme.
Langweilig wird ihm auf dem Gelände nie. Schließlich muss er sich auch darum kümmern, dass der Rasen gemäht ist, die Fenster geputzt sind und auch sonst auf dem Schleusenhof alles in Ordnung ist. Selbst ist er übrigens noch nie den Kanal entlanggefahren. „Obwohl es mal ganz schön wäre“, sagt Petermann und lächelt.


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