Köln (2): Lauter Zeichen der Liebe

(1) -> 5.7.2003

Nach neun Jahren mal wieder Köln. Harald Schmidt sei Dank.
Vor dem Studio 449 in Mülheim stehen einige Leute, vermutlich Journalisten. Das ZDF ist auch vor Ort, um zu berichten, dass Schmidt von Sat.1 zu Sky wechselt. Die ZDF-Leute erkennt man am Autokennzeichen MZ-MZ.
Über dem Studio 499 weht noch die Sat.1-Fahne. Noch. Schon am Tag danach wird sie eingezogen.

Unser Hotel liegt im Zentrum von Köln, in ziemlicher Nähe vom Dom. Der Dom dient für viele Einrichtungen als echter Tourizieher. Hotel am Dom. Apotheke am Dom. Wasauchimmer am Dom. Das ist es egal, dass der besagte Dom nicht mal mehr in Sichtweite ist. Hauptsache „am Dom“.
Das Schöne am Wohnen im Stadtzentrum ist, dass man keinen Wecker braucht. Irgendwo bimmelt gerade immer eine Kirchenglocke.

Um zu den Glocken des Kölner Doms zu gelangen, muss man die eine oder andere Treppe besteigen. Lustigerweise zeigt der Pfeil am „Turmbesteigung“-Schild nach unten. Am Dom muss man eben erst nach unten laufen, um nach oben zu kommen.
Es sind weit mehr als 500 Stufen bis zur Aussichtsplattform. Da braucht man ordentlich Puste.
Eine lange, lange, lange (…) Wendeltreppe führt nach oben. Langsam und gleichmäßig laufen wir hoch. Hin und wieder gibt es kleine Flächen, wo man ein wenig ausruhen kann. Die sind dringend nötig, aber leider meistens schon durch andere Besucher blockiert.
Im Bereich der Glocken ist Zeit für eine größere Pause. Man kann einmal um die Glocken herumlaufen – ein sehr schmaler Gang führt dort herum, und ich möchte nicht wissen, wie es scheppert, wenn die volle Stunde ran ist.
Als wir oben ankommen, bin ich ziemlich fertig und ansatzweise durchgeschwitzt. Was sich besonders bei kühlem Wind gut anfühlt.
Es ist Wahnsinn, wie die Domplattform beschmiert ist. Es gibt keinen Fleck, an dem kein Gekrakel steht. Wirklich keinen. Paar verewigen sich, andere teilen mit, dass sie hier waren oder dass sie Luca und Daniele toll finden. Auch der größte Teil der Wendetreppenwand ist vollgekrakelt. Es scheint, dass es die Verantwortlichen aufgegeben haben, das wegzumachen.

Das Selbe gilt für die Hohenzollernbrücke über dem Rhein in Köln. Seit 2008 ist der Zaun, der den Fußweg von den Bahnschienen trennt, voll mit Schlössern. Paare zeigen auf diese Art ihre Liebe. Mehrere zehntausend dieser Schlösser sind dort schon befestigt. An einigen Stellen ist kein Platz mehr für Neue. Die Bahn hat es einst abgelehnt, etwas dagegen zu tun. Man sehe das mit einem lachenden Auge, so ein Sprecher. Und Köln hat eine Touristenattraktion.

Wer von der Hohenzollernbrücke wieder zum Rhein runterlaufen will, könnte von Aufpassern verscheucht werden. Ein ganzer Platz, der nicht betreten werden darf, und Schilder klären auf, warum: Unter dem Platz ist die Philharmonie. Die Schritte der Passanten seien im Konzertraum unter Umständen zu hören. Und gerade war Probe, weshalb der Platz gesperrt werden musste.
Unfassbar. Ist das Baupfusch? Wahrscheinlich ist es nur eines: bekloppt.

Bestellt man im Brauhaus ein Kölsch, dann geht es Schlag auf Schlag weiter. Ist das 0,2-Liter-Glas leer, dann kommt schon das nächste volle Glas. in Köln muss man dem Kellner mitteilen, wenn man KEIN Kölsch mehr haben möchte. Dafür braucht er auch ein paar Minuten länger, wenn man die Rechnung haben will.
Da simmer dabei, dat is prima. Viva Colonia!

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Kommentare

3 Antworten zu „Köln (2): Lauter Zeichen der Liebe“

  1. Boa

    … Bauhaus soso – War aber doch die Brauerei Sion – Tradition seit 1318!

  2. RT

    Oh, das R ist jetzt eingefügt…

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