Sein letzter Obstsalat

Noch einmal mit Genuss. Sein letzter Obstsalat. Die letzte Schüssel.
Heiligabend, da hat er noch gelebt. Und hat seinen Obstsalat gezaubert.
Apfelsinen, Mandarinen, Äpfel, Bananen, Weintrauben, Pfirsiche, Ananas, Rum. Und irgendwas habe ich in der Aufzählung bestimmt vergessen.
Nun ist er zwei Tage tot. Vieles bleibt. Sein Obstsalat wird in die Familiengeschichte eingehen.

Ein Kollege hat mir heute erzählt, sie hätten überlegt, eine Trauerkarte zu schreiben. Sie haben sich dagegen entschieden, und es war die richtige Entscheidung.
Mir ist ein persönliches Gespräch lieber. Ein Anruf. Oder einfach mal so. Ein paar Minuten zusammenstehen und erzählen. Sich erinnern.
Damit kann ich besser umgehen, als mit einer Karte. Oder mit bedrückendem Schweigen. Ich kann darüber reden, und ich möchte darüber reden.
Der Umgang mit Trauernden ist immer schwierig, aber ich gehöre wahrscheinlich zu den Leuten, die zwar nicht von jedem Fremden drauf angesprochen werden möchten, bei Freunden und Kollegen ist das anders. Reden hilft.

Ablenkung auch. Und seien es nur „Die 25 emotionalsten TV-Momente“. oder auch ein, zwei Stunden im Büro. Die Kollegen lassen mir den Freiraum, tatsächlich habe ich für morgen einen Beitrag geschrieben. Er ist in recht fröhlichem Ton, aber ich merke, wie mich das anstrengt. Mehr, als hier in den Blog zu schreiben.
Mein Dienst in Neuruppin wird ein paar Tage später beginnen.

Eigentlich war der ganze Tag heute völlig anders geplant, eigentlich wollte ich heute in Binz auf Silvester warten. Stattdessen sitzen wir im Bestattungshaus und beraten, welche Urne wir für ihn nehmen. Und was sonst noch zu klären ist.
Voraussichtlich am 21. Januar ist die Beerdigung.


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