Nach dem Studium am liebsten nach New York

Der Zeichner Felix Chmura arbeitet derzeit an seinem ersten Comicalbum

MAZ extra, 4.12.2010

POTSDAM
Felix Chmura hat sich ein Ziel gesetzt. Bis er 35 Jahre alt ist, möchte er zwei Comicalben herausgebracht haben. Jetzt ist er 30, er hat also noch fünf Jahre. Felix breitet seine Mappe mit den Manuskripten auf dem heimischen Wohnzimmertisch aus. Einige Zeichnungen für das erste Album sind bereits zu erkennen. Zu sehen sind Monster, mystische Tiere, Hexen. „Es wird eine Fantasygeschichte“, erklärt er. „Mit Magie, Monstern und allem, was mich in der Kindheit beeinflusst hat.“

Schon mit fünf Jahren hat Felix Chumura gemalt. „Das waren immer so kleine Figürchen.“ Das Talent könnte er von seinem Vater Bernd geerbt haben. Der ist stadtweit bekannter Grafiker, Maler und Karikaturist. „Aber er wollte mich nie beeinflussen“, sagt Felix Chmura. „Ich konnte oft bei ihm zusehen und viel dabei lernen.“ Mit 13 Jahren veranstaltete Felix erstmals eine kleine Ausstellung an seiner Schule. „In der Schülerzeitung erschienen Comics von mir. Es ging um Weltraumschlachten, das kam bei den Lehrern nicht immer so gut an.“
1993 kam Chmura das erste Mal mit Graffiti in Berührung. „Das fand ich sehr spannend“, erinnert er sich. Drei Jahre später stieg er richtig in die Szene ein. „Ich habe aber schon immer lieber Figuren gezeichnet.“ Graffiti sei in Deutschland noch immer keine sehr anerkannte Kunstform. „Aber es wird besser“, so Felix Chmura. Wenn jedoch Autos oder Kirchen illegal besprüht werden, trage das nicht gerade zum positiven Image bei. Auch er hatte in dieser Zeit Kontakt mit der Polizei. „Aber das ist vorbei“, sagt er.
Nach dem Abitur am Potsdam-Kolleg bewarb er sich am Caspar-David-Friedrich-Insititut an der Universität Greifswald. „An ein Kunststudium kommt man nur schwer ran“, sagt er. Doch seine Mappe mit den Zeichnungen kam gut an, 2012 will er sein Lehramtstudium abschließen. Während der Semesterferien lebt er bei seiner Mutter im Zentrum Ost.

Drei Stunden am Tag übt er. Zeichnet, kritzelt, coloriert, probiert. Mit Federn, Tuschefüllern, Pinseln, Feinlinern oder Buntstiften. Nicht nur mystische Wesen, sondern auch andere Figuren.
Auf dem Bassinplatz in der Potsdamer Innenstadt gab Felix Chmura im Sommer mit einem Freund einen Graffitiworkshop für Jugendliche. „Üben ist das Credo jedes Künstlers“, sagt der 30-Jährige, der sich den Künstlernamen Mynok gegeben hat. „Ich habe lange überlegt.“, erinnert er sich an die Namensfindung. „Im sechsten Star-Wars-Film gibt es fliegende Viecher, die Mynoks. Ich fand den Namen ganz passend.“ Direkte Vorbilder habe er nicht, versichert er. „Ich lasse mich aber von Büchern inspirieren, von Filmen und Ausstellungen.“ Zu seinen Lieblingscomics gehören „Hellboy“ und die „Ghostbusters“. In Deutschland fallen ihm Brösel, Matthias Schutheiß oder auch Ralf König ein, wenn er an gute Comics denkt.

Für ein komplettes Comicalbum braucht er 38 bis 46 Seiten. Auf dem Tisch liegt vorerst die Seite zwölf. „Teilweise sitze ich monatelang an irgendwelchen Blättern“, erzählt er. An Charaktersheets zum Beispiel. Darauf werden die Figuren von allen Seiten dargestellt.
Nach dem Studium würde Felix Chmura am liebsten für ein paar Jahre nach New York gehen und ein Studium als Comiczeichner absolvieren. „Danach wäre ich gern freischaffender Künstler – auch wenn es da sicherlich die eine oder andere Durststrecke gibt.“ Aber um für eine solche Situation gerüstet zu sein, will er zunächst sein Lehramtstudium abschließen. „Das ist meine Absicherung“, erklärt Felix Chmura. Sein Motto lautet: „Man kann viel erreichen, wenn man bereit ist, etwas zu tun.“ Und Felix Chmura ist bereit.


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Kommentare

Eine Antwort zu „Nach dem Studium am liebsten nach New York“

  1. […] noch mal der Artikel, der am 4. Dezember 2010 im “MAZ extra” in Potsdam erschienen […]

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