ZAPPER VOR ORT: Moritz von Uslar in Hardrockhausen

FR 19.11.2010 | Zehdenick, Bowlingcenter

Wenn ein Buchautor wieder auf seine Protagonisten trifft, dann ist das schon etwas Besonderes. Vor allem dann, wenn einige der Protagonisten sauer sind über das, was in dem Buch steht. Angeblich.

Moritz von Uslar, Autor von „Deutschboden – Eine teilnehmende Beobachtung“, kehrte, nachdem er im Frühjahr 2009 schon mal drei Monate in Zehdenick lebte, dorthin zurück. In die Stadt, die im Buch Oberhavel heißt. Oder auch Hardrockhausen.
Er habe ein wenig Angst davor gehabt, sagte er am Freitagabend im Gespräch mit MAZ-Moderator Jan Sternberg, und: Das sei seine wichtigste Lesung.

Aber so richtig sauer, wie es einige Medien uns weismachen wollten, ist wohl in Zehdenick doch niemand auf den Autor. Der Bürgermeister schenkte Uslar ein „Stadt Oberhavel – Hardrockhausen“- Schild. Es gab viel Applaus und Gelächter und, ja, man könnte fast sagen: innigste Zuneigung.

Nun gut, die wirklich „problematischen“ Stellen ließ Moritz von Uslar in seiner Lesung im seit langem ausverkauften Bowlingcenter weg. Stattdessen trug er die durchaus heiteren, aber auch nachdenklichen Dialoge mit den Besuchern in der Gaststätte Schröder vor. Die Gedanken zu Hartz IV, den Nazis, die Frauen und das Leben im Allgemeinen. Uslar macht das in einem recht ruhigen, aber dennoch auf Nuancen bedachten Lesestil.

Es sind dann noch rührende Szenen, die sich an diesem Abend in Zehdenick abspielen. Uslar bedankte sich bei den Kleinstädtern: „Ich danke diesem Ort, dass er mich erträgt.“ Gleichzeitig stellte er klar, dass es sich nicht um ein Buch über die Stadt Zehdenick handele, sondern über die Kleinstadt im Allgemeinen.
Eine Zehdenickerin stand auf und sagte: „Ich find’s richtig gut, dass Zehdenick jetzt etwas zu streiten hat.“ Auch der im Buch vorkommende Blocky meldete sich zu Wort: Mach keinen Scheiß, habe er dem Autor gesagt. „Hast du auch nicht gemacht.“
Ein Punkt blieb aber offen: Ein älterer Herr wollte wissen, was es denn nun mit dem kleinen Ort Deutschboden auf sich habe. Warum Uslar die Siedlung nicht gefunden und danach nicht mehr weiter gesucht habe. Ja, das sei ein Fehler gewesen, so Uslar.

Ein sehr spannender, ein schöner Abend neigte sich dem Ende zu. Und während Moritz von Uslar vorn an der Theke sein Buch signierte, spielte die Band 5 Teeth Less auf der Bühne – und rockte den Saal. Coole Mucke.

Der Abend war schon fortgeschritten. Bevor es aus Zehdenick nach Hause ging noch der Zwischenstopp an der Aral-Tanke. Die, die auch im Buch vorkommt. Die, wo sich die Jugend trifft. Wo auch an diesem Abend eine gruppe Jugendlicher stand. Und irgendwie komtm man sich tatsächlich beobachtet vor. Und kann das entsprechende Kapitel im Buch nun noch viel besser nachvollziehen.


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