Demo, Fernsehen, toter Fisch: 24 Stunden St. Pauli

S21 ist überall. Auch in Hamburg. Mit der S-Bahn-Linie 21 erreichten wir Hamburg-St. Pauli. Unser Besuch in der Hansestadt beschränkte sich diesmal – bis auf unser Hotel in Bergedorf – auf den Hafen- und Vergnügungsstadtteil.
Und fast wären wir – und da sind wir schon wieder beim Thema S21 – vor den Wasserwerfer geraten. Als wir Sonnabendnachmittag auf die Reeperbahn schlenderten, ging gut 200 Meter weiter die Post ab. Etwa 3000 Menschen demonstrierten gegen die Wohnungsnot in Hamburg, und offenbar ist das alles etwas aus dem Ruder geraten. Das Hamburger Abendblatt berichtet von einem Wasserwerfereinsatz.

Wir gingen in der Zwischenzeit essen, denn zum Schmidt-Theater am Spielbudenplatz wären wir wahrscheinlich sowieso noch nicht gekommen. Doch der Spuk war schnell vorbei, der Weg zum „Schmidt“ frei.
Das „Schmidt“-Theater an der Reeperbahn habe ich das erste Mal 1990 wahrgenommen. Im damaligen N3 lief einmal im Monat die „Schmidt“-Mitternachtsshow. Es war der Beginn der Karrieren von Marlene Jaschke und Lilo Wanders. Auch Theaterleiter Corny Littmann wurde als „Herr Schmidt“ einem größeren Publikum bekannt. Mir war klar: Da will ich mal hin, und es sollte 20 Jahre dauern, bis es mal so weit war. Die „Mitternachtsshow“ gibt’s auch heute noch, wir aber sahen das Fernsehmusical „Volles Programm!“, in dem es um 60 Jahre Fernsehen ging. Zwei Stunden beste Unterhaltung.

Der Reeperbahn-Bummel danach gehörte natürlich zum Pflichtprogramm. und wahrscheinlich gibt es keine Gegend in Deutschland, in der so ein aufgeregter Trubel herrscht, gleichzeitig eine seltsame, unterschwellige Aggression und natürlich eine sexuelle Aufgeladenheit. Ein Sexshop nach dem nächsten, Sexkinos, Erotikshows, und vor dem Burger King laden die Nutten zu einem Gespräch (oder mehr) ein. Es fließt viel Alkohol, hier und da sitzen die Penner, immer mal wieder sieht man Polizei und hört man Flaschen klirren.
Inzwischen ist 0.30 Uhr.

„Auf der Reeperbahn nachts um halb eins, ob du’n Mädel hast oder hast kein’s, amüsierst du dich, denn das findet sich auf der Reeperbahn nachts um halb eins. Wer noch niemals in lauschiger Nacht einen Reeperbahnbummel gemacht, ist ein armer Wicht, denn er kennt dich nicht, mein St. Pauli, St. Pauli bei Nacht.“
Und tatsächlich: Auf der Reeperbahn ist nicht am frühen Abend Rushhour, sondern mitten in der Nacht, gegen halb eins eben. Der U-Bahnhof St. Pauli ist voll, aus der U-Bahn kommen hunderte Menschen, um sich zu amüsieren. Für sie ging der Abend erst los, während wir zu unserem Hotel zurückfuhren.

Wenn man auf den Fischmarkt möchte, muss man früh aufstehen. Er findet von 5 bis 10 Uhr statt, irgendwie zu früh für uns. Als wir gegen 11 Uhr über den Platz am Hafen spazierten, war schon alles vorbei. Auf dem Kopfsteinpflaster lag den toter, aufgeschnittener Fisch, ein paar Ananasschalen, Paprikas und irgendwelcher Matsch.
In der Fischauktionshalle war dagegen noch einiges los, eine Liveband spielte „Rockin‘ All Over The World“, dazu gab’s Kaffee und Waffeln – und Bier natürlich. Wir spazierten weiter nach Altona und suchten die Kneipe „Zum Schellfischposten“. Sie liegt in einer kleinen Seitenstraße an der Elbe und sieht natürlich ganz anders aus als im Fernsehen. Der Schellfischposten ist die Kneipe in der „Inas Nacht“ aufgezeichnet wird. Leider war gerade eine geschlossene Gesellschaft drin – und wir draußen.
Beim nächsten Mal dann. Denn fest steht: Wir kommen wieder. Und dann bitte bei besserem Wetter.


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