60 Jahre ARD – Lange Nacht: Film & Serie

FR 16.04.2010 | 23.50 Uhr | Das Erste

Mit seinem „Millionenspiel“ nahm TV-Autor Wolfgang Menge 1972 vieles von dem voraus, was das deutsche Fernsehen 20, 30 oder fast 40 Jahre später ausmacht: Spielshows, die immer actionreicher werden und Werbung in den spannendsten Augenblicken. In seiner zweiten langen Nacht erinnert die ARD zu ihrem 60. Geburtstag an Filme und Serien. Die dort Gezeigten sind jedoch schon so lange her, dass sie nicht zu meinen Fernseherinnerungen zählen.

„Das Millionenspiel“ war nicht die einzige Sendung, die unter den Zuschauern für Wirbel sorgte. 1995 kündigte die ARD mit großem Aufwand die „Private Life Show“ an, eine Seelenstripshow. In der Sendung am späten Sonnabendabend gingen am Ende die Kandidaten aufeinander los, Moderator Burkhard Driest wurde erstochen – ein Störungsdia war zu sehen. Aber schnell war klar: Das war keine Show, sondern ein Fernsehspiel, eine böse Satire. Viele Zuschauer riefen die Polizei.
Natürlich muss die „Lindenstraße“ in meinen ARD-Erinnerungen auftauchen. Seit 1986 bin ich dabei. Ich habe seitdem viel „mitgemacht“. Selbstmorde, Krankheiten, Erpressungen, Schwangerschaften, Hochzeiten, Tode, Outings, Entführungen, Gewalt, Seitensprünge und eine immer wieder grantelnde Else Kling. Ich sehe die „Lindenstraße“ noch heute.
Auch ein Frühwerk aus meiner Kindheit: „Die Montagsfamilie“. Sie muss 1987 immer am Montagnachmittag gelaufen sein. Ich habe sie nämlich immer nach dem Schwimmunterricht gesehen, den ich montagnachmittags in Hennigsdorf hatte (und vor dem ich immer eine Scheißangst hatte). In der Serie ging es um Familie Schröder. Ich glaube, sie wurde seitdem nicht wiederholt. War sie etwa so schlecht?
Ende der 80er war im Regionalprogramm, das am Vorabend immer lief, die „Praxis Bülowbogen“ angesagt. Günter Pfitzmann spielte Doktor Brockmann, der in seinem West-Berliner Kiez praktizierte. Ab Ende der 90er wurde der Nachfolger „Dr. Sommerfeld – Neues vom Bülowbogen“ übrigens in Hennigsdorf gedreht.
Wir waren sehr aufgeregt, als Ende der 80er die „Duck Tales“ in der ARD angekündigt wurden. Die Disney-Trickserie kam immer am Sonnabend um 17.25 Uhr. Im Ferienprogramm sah ich immer „Fury“.
Echte Höhepunkte waren die Produktionen, die gemeinsam mit dem tschechischen Fernsehen entstanden: „Der fliegende Ferdinand“ oder „Luzie, der Schrecken der Straße“.
Erinnert sei aber auch an: „Der Fahnder“, „Auf Achse“, „Oh Gott, Herr Pfarrer!“, „Liebling Kreuzberg“. Selbst „Dallas“ habe ich zeitweise verfolgt. Noch heute laufen „Ein Herz und eine Seele“ mit Ekel Alfred in den Dritten, auch das „Dinner For One“ hat seinen Stammplatz, seine eigentliche Heimat jedoch beim NDR.
Sich an Filme zu erinnern, ist schon schwieriger. Jede Woche laufen zig dieser Filme, unter dem Herzschmerz-Geschmachte ist die gute Filmware immer schwerer auszumachen. Schwer beeindruckt war ich von „Die Hoffnung stirbt zuletzt“, in dem Film wurde eine junge Polizistin gemobbt. In der ARD hatte auch mein Lieblingsfilm „Poltergeist“, ebenso Loriots „Ödipussi“.

Ob die heutigen Serien besser oder schlechter sind? Seichter sind sie jedenfalls: Telenovelas („Sturm der Liebe“) und Soaps „(„Marienhof“) bestimmen das Tagesprogramm. „In Aller Freundschaft“ fällt durch Langlebigkeit und Schleichwerbeskandale auf. Der Freitag und viele Donnerstage sind für Heimat- und Schmachtfilme reserviert. Die guten Filme laufen dagegen am Mittwochabend. Spielfilme versteckt die ARD dagegen sehr gern im Nachtprogramm. Der Perlen wollen gesucht werden.


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Kommentare

Eine Antwort zu „60 Jahre ARD – Lange Nacht: Film & Serie“

  1. DanielRe

    Danke – ein guter Überblick (der sich teilweise mit meiner Kindheit deckt)!

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