Potsdam fand die Supervolos

9.30 Uhr. Nein, Halt. Ich stand im Stau auf Potsdams Straßen, so kam ich erst 9.35 Uhr im Raum des Geschehens an.
Potsdam sucht die Supervolos. 6 von 15 Anwesenden dürfen am 2. Januar 2009 ihre Ausbildung, ihr Volontariat beginnen. Ich will auch dabei sein.
10 Uhr. Unsere Aufgabe: einen Kommentar schreiben. Thema: Soll die Bundeswehr bei extremer gefahr auch im Innern eingesetzt werden? Begründen Sie Ihre Meinung.
Nun ja, nicht ganz mein Thema. Aber trotzdem kam das dabei heraus:

Zukunftsperspektive
Ein Horrorszenario: Auf die Berliner U-Bahn üben Unbekannte einen Bombenanschlag aus. Terroristen bekennen sich und kündigen weitere Aktionen an. In der Großstadt droht eine Panik auszubrechen. Die Lage ist dramatisch.
Jetzt muss der Staat handeln, und allein schafft er das an diesem Punkt nicht. Er braucht in solchen Krisenzeiten auch die Hilfe der Bundeswehr. Sie kann gemeinsam mit anderen Institutionen eingreifen, Schaden abwenden oder abmildern – wenn die Soldaten vorher die nötige Ausbildung dafür bekommen.
Bisher ist aus der Terrorgefahr in Deutschland kein größerer Ernstfall geworden, doch sollte es so weit sein, sind alle Hände vonnöten. Die Bundeswehr hat die Infrastruktur – oder sollte sie haben -, eine bestimmte Anzahl von Leuten an einen bestimmten Punkt zu bringen und eingreifen zu können.
Dass es funktionieren kann, zeigte die Truppe in der Vergangenheit an anderer Stelle – in Fällen von extremen Hochwassern: bei der Oderflut 1997 oder an der Elbe im Jahr 2003. Bundeswehrsoldaten waren zur Stelle, schleppten Sandsäcke, versuchten Deiche zu sichern, Gebäude zu retten oder schlicht die Menschen zu beruhigen.
Bei Terroranschlägen ist diese Präsenz ebenso sinnvoll, ja sogar eine Notwendigkeit. Soldaten lernen schon während der Grundausbildung, Menschen zu beschützen und Verletzte zu bergen. Spezialeinheiten wissen bei Gefahr, was zu tun ist. Oder sollten es wissen.
Bisher verteidigt die Bundeswehr die Sicherheit Deutschlands in vielen Teilen der Erde. Aber wer kann garantieren, dass die Lage bei uns selbst so ruhig bleibt wie bisher? Wenn die Notwendigkeit eines Inlandseinsatzes besteht, muss die Truppe verfügbar sein und die staatlichen Institutionen unterstützen. Es sollten die Voraussetzungen geschaffen werden, dass auf die Bundeswehr für solche Fälle eingesetzt werden darf und kann. Denn eines ist für die Truppe ebenso eine sehr wichtige Zukunftsperspektive: das Vertrauen der Menschen im eigenen Land zu genießen.

11.45 Uhr. Abgabe der Texte und Mittagspause.
12 Uhr. Wir stehen vor dem Eingang und schwadronieren darüber, was denn jetzt auf uns zukommt. Die Bewerbungsgespräche nämlich mit dem Chefredakteur und seinem Stellvertreter.
13.05 Uhr. Die Gespräche beginnen. Die, die den weitesten Weg haben, kommen zuerst dran.
13.15 Uhr. Das erste Gespräch ist schon vorbei. Das ging aber flott.
Und wir warten. Dösen. Lesen. Auch den Chef-Kommentar zur Bundeswehr von Sonnabend. Hätten wir reingucken können während des Schreibens. Muss man nur drauf kommen.
14.30 Uhr. Jetzt kommen alle aus der Region dran. Nachdem die erste von uns drankam, losten wir aus. Ich zog die Nummer 1.
15.15 Uhr. Die Gespräche werden offenbar immer länger. Jetzt tut sich schon 30 Minuten gar nichts mehr.
15.30 Uhr. Ich werde ins Vorzimmer gerufen. Da liegt die „Bild“, die über den TV-Eklat bei Gottschalk schreibt. Ich bin nervös.
Wenig später bin ich dran.
Wir würden uns ja schon kennen.
Wie lange ich denn nun studiert habe?
Was denn mit meiner bisherigen Aufgabe wird. Gibt es einen Nachfolger?
Was ich denn in der Bundeswehr-Pressestelle gemacht habe?
Ob deshalb mein Text so bundeswehrfreundlich sei?
Und ob ich noch eine Frage habe. Ja. Hatte ich. hatte ich mir sogar vorher schon überlegt: Ob die finanzkrise Auswirkung auf das Geschäft habe. Woraufhin meine beiden Gesprächspartner ein längeres Gespräch begannen, ich musste nur ein paar Brocken einwerfen.
Dann war es vorbei. Und ich ratlos. War das jetzt gut? War das jetzt nicht gut?
19.50 Uhr, inzwischen in Berlin bei Flo in der Küche. Das Handy klingelt. Anruf aus Potsdam. Das Vorzimmer. Ich werde durchgestellt.
Ich werde nicht genommen. Kein Nachfolger. Kein Studium. Da ginge das nicht.
Ich warte ab.
Am 2. Januar 2009 ginge es los. Alle Infos folgen. Der Vertrag kommt per Post. Ich bin angenommen worden. Ich werde ein Volo. Ein echter Volo. Mit echter, guter Ausbildung.

Für mich wird Anfang 2009 ein Lebensabschnitt enden und ein neuer beginnen. Der Job, der mir so viel Spaß gemacht hat wird vorerst in der jetzigen Form ein Ende haben. Das ist schade. Aber der Schritt, der dann kommt, ist notwendig, ein wichtiger Schritt für die Zukunft. Insofern kann es jetzt nur noch aufwärts gehen.
Ich bin gespannt, was auf mich zukommt. 2009 und 2010 werden auf jeden Fall spannend und werden viel Neues bringen.
Potsdam hat die Supervolos.


Beitrag veröffentlicht

in

von

Schlagwörter:

Kommentare

5 Antworten zu „Potsdam fand die Supervolos“

  1. Felix

    „Jetzt muss der Staat handeln, und allein schafft er das an diesem Punkt nicht. Er braucht in solchen Krisenzeiten auch die Hilfe der Bundeswehr.“

    Siehst du denn die Bundeswehr als außerstaatliche Organisation? 🙂

  2. RT

    🙂 Na jaa, wie gesagt: War nicht ganz mein Thema…

  3. Der Bruder

    Glückwünsch…

    War das ein Gedankendank:“ Ich werde nicht genommen. Kein Nachfolger. Kein Studium…“

  4. RT

    An sich war ich erstmal ganz gelassen. Die Spannung kam erst beim Anruf selbst.

  5. Der Bruder

    Gedankengang nicht Gedankendank…

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert